In der Oase des Scheichs
zwei Jahren für ihn arbeiten.“
„Allerdings.“ Claudia wurde flau bei dem Gedanken, dass ihm die Verlobung so wichtig war.
„Warum tragen Sie nicht das schwarze Kleid mit der Schleife an der Korsage? Das steht Ihnen fantastisch.“ Amina nahm einen Armvoll Kleider, um sie aufzuräumen.
Claudia nickte. Sie hatte so viel anprobiert, dass ihr der Kopf schwirrte. „Gut.“ Sie fühlte sich verkatert. Dabei lag die Party noch vor ihr.
„Gute Wahl“, beglückwünschte Amina sie. „Ich bitte das Mädchen, Ihnen ein Bad einzulassen. Dann können Sie bis zum Dinner entspannen. Was halten Sie davon?“
„Das wäre wunderbar“, meinte Claudia dankbar. Vielleicht geschah ja ein Wunder, während sie im duftenden heißen Wasser lag.
4. KAPITEL
Wenn Claudia befürchtet hatte, in dem trägerlosen schwarzen Kleid aus dem Rahmen zu fallen, so hatte sie sich getäuscht. Alle Frauen erschienen in Abendgarderobe in dem festlich geschmückten Ballsaal, und die Männer trugen entweder Smoking, so wie Sam, oder Abendanzug. Man unterhielt sich auf Arabisch und Englisch. Dazwischen vernahm Claudia auch Gesprächsfetzen in anderen europäischen Sprachen. Hin und wieder streifte sie der Hauch eines teuren Parfums. Alles war so exklusiv, dass sie sich völlig fehl am Platz vorkam.
Auch wenn die anwesenden Herren dem Anlass entsprechend gekleidet waren, so kam doch keiner an Sams Eleganz heran, und sie konnte kaum die Augen von ihrem Chef abwenden. Selbst als Amina sie herumführte und mit allen bekannt machte, sah Claudia immer wieder zu ihm hinüber. Einmal begegneten sich ihre Blicke, und er lächelte sie an.
Doch wo blieb Zahara? Warum war sie nicht an Sams Seite und nahm Glückwünsche entgegen? Wie konnte sie nur zu spät zu ihrer eigenen Verlobung kommen?
Schließlich entschuldigte sich Amina und begrüßte einen soeben eingetroffenen Herrn, mit dem sie sich sofort lebhaft unterhielt. Dabei leuchteten ihre Augen, und Claudia fragte sich, ob es sich bei dem Mann wohl um jemand Besonderes handelte. Sams Schwester sah fantastisch aus. Sie trug ein blaugrünes Designerkleid, in dem ihre Bräune vorteilhaft zur Geltung kam. Amina war keine klassische Schönheit, doch mit ihrer lebhaften Persönlichkeit und dem perfekten Stilgefühl zog sie alle Blicke auf sich. Außerdem fiel Claudia auf, dass sie sehr gekonnt flirtete. Eine Kunst, in der sie selbst gar nicht geübt war. Vielleicht sollte sie sich ein paar Tricks von Amina abgucken, damit sie gerüstet war, wenn der große gut aussehende Fremde in ihr Leben trat.
Immer wieder blickte sie zur Tür. Das Dinner musste bald beginnen und immer noch kein Zeichen von Zahara.
„Sie sind also Samirs tüchtige Assistentin.“ Ein Mann, etwa im selben Alter wie Sam, stellte sich als sein Cousin Ahmad vor. Im Plauderton verriet er ihr, dass er in den Vereinigten Staaten studiert habe. „Sam hat uns allerdings nicht verraten, dass seine Mitarbeiterin so attraktiv ist.“
Claudia lächelte. Das Kompliment hatte sie Amina und ihrem Hausmädchen zu verdanken. Sie hatten sie geschminkt und ihre Frisur für diesen Abend ein wenig aufgepeppt. Und natürlich trug das exklusive schwarze Kleid sehr zu ihrem attraktiven Äußeren bei.
„Wie gefällt Ihnen denn unser kleines Land?“, fragte Ahmad.
„Ich habe noch nicht viel davon gesehen, aber ich bin sicher, dass es mir sehr gefallen wird“, antwortete sie freundlich.
Er umfasste ihren Ellbogen und führte sie auf den Balkon hinaus. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick auf den festlich erleuchteten Skulpturengarten. „Man kann sich kaum vorstellen, dass sich hier noch vor vierzig Jahren nichts als eine alte Festung und ein paar Palmenhütten befanden“, meinte er und machte eine Handbewegung, welche die in einiger Entfernung liegende City mit einschloss. „Keine Hotels, keine Hochhäuser, weder Kunst noch Gärten. Ich hoffe, Ihr Chef lässt Ihnen genug Freizeit, damit sie das alles besichtigen können?“
„Das hängt davon ab, wie viel Arbeit wir haben. Aber ich würde mich freuen, einiges davon zu sehen. Ich habe so viel von den bunten Märkten und den Kamelkarawanen gehört.“
„Wirklich?“ Er lächelte amüsiert. „So wie ich Sam kenne, wird er die meiste Zeit an seinem Schreibtisch verbringen. Und Sie werden nicht mehr zu sehen bekommen als den Computerbildschirm. Der Mann ist arbeitswütig. Sehen Sie mich doch nicht so erstaunt an.“ Er legte ihr den Daumen aufs Kinn und schob es leicht nach unten. „Das ist
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