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In der Oase des Scheichs

In der Oase des Scheichs

Titel: In der Oase des Scheichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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Zum Trinken wurden gut gekühlte alkoholfreie Drinks gereicht.
    Zwischen den einzelnen Gängen standen die Gäste auf, um Freunde zu begrüßen. Sam stellte sie mindestens einem Dutzend Männer vor, von denen einige traditionell gekleidet waren, andere leger europäisch.
    „Du kennst so viele Leute hier.“
    „Inzwischen schon. Die meisten sind Freunde meines Vaters, die sich nach ihm erkundigen und wissen wollen, warum er nicht gekommen ist. Und dann interessieren sich natürlich alle für dich und möchten erfahren, wer du bist.“ Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, als sei er selbst nicht ganz sicher, wer sie sei.
    „Es ist bestimmt ungewöhnlich, die Assistentin aus Amerika dabeizuhaben.“
    „So ungewöhnlich, dass es mir keiner glaubt.“
    „Wirklich?“
    „Alle nehmen an, du seist meine Frau, und gratulieren mir zu meiner guten Wahl.“ Er lächelte sie an. Claudia errötete. „Du hast ihnen natürlich gesagt, was du von der Ehe hältst, oder?“
    „Das würde sie schockieren. Sie würden mich für einen Irren halten und mir nicht glauben. Aber um den Fragen ein Ende zu bereiten, ist es vielleicht besser, wenn wir so tun, als wären wir verheiratet. Allerdings müsste ich dann in deinem Zelt schlafen, und das würde dir nicht gefallen, oder?“
    Claudia biss sich auf die Lippe. Seine Augen glänzten vor Vergnügen. Er nahm sie auf den Arm, und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Wie sollten sie sich je wieder als Chef und Sekretärin gegenübertreten?
    „Am besten gehst du fünf Schritte hinter mir, um mir Respekt zu erweisen“, fuhr er fort. „Könntest du das tun?“
    „Wenn du es wünschst“, sagte sie mit einem sittsamen Lächeln.
    „Als meine Frau wärst du gar nicht hier, sondern zu Hause.“
    „Was würde ich dort tun?“
    „Dich um unsere acht Kinder kümmern. Mit den anderen Frauen schwatzen. Meine Mutter hat das Leben hier nicht ausgehalten. Mein Vater war ständig unterwegs bei Kamelrennen oder Schiffstaufen. Die Männer hatten ihren Spaß, und sie wurde wie eine Mischung aus Konkubine und Kindermädchen behandelt.“
    „Verständlich, dass sie das nicht ertragen hat. Aber die Zeiten haben sich doch sicher geändert?“
    „Ja, ein bisschen. Sieh dich um. Hier sind viele Frauen. Sie interessieren sich ebenso für die Rennen und den Markt wie die Männer. Aber für meine Eltern kommt das zu spät. Sie gehen bereits viele Jahre getrennte Wege.“
    Es klang, als wäre er über die Trennung seiner Eltern hinweg, doch Claudia fragte sich, ob es wirklich so war.
    Inzwischen wurde der Kaffee gereicht. Er war stark und heiß und wurde aus kleinen Tassen getrunken. Dazu gab es Honiggebäck. Nachdenklich nippte Sam an seinem Kaffee, dann fragte er sie: „Wie fändest du es, wenn du zu Hause sitzen und all das verpassen würdest?“ Er machte eine umfassende Handbewegung, welche die Zelte, die angebundenen Kamele, den Pferdestall am Rand des Lagers und die sich im Sonnenuntergang golden verfärbenden Sanddünen einschloss.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken, was sie anstelle seiner Mutter getan hätte. „Ich habe selten so viel Spaß gehabt. Um nichts in der Welt möchte ich das hier missen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich wirklich hier bin.“
    Er sah sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an. Seine Augen leuchteten. „Gut. Ich dachte mir, dass es dir gefällt.“
    Dass es mir gefällt? Der Ritt durch die Wüste, das Zeltlager und die Kamelrennen. Sie seufzte zufrieden. „Ich werde es nie vergessen. Nie im Leben.“
    „Könntest du hier leben? Nicht hier in der Wüste, sondern in einer Oase wie Sidi Bou Said?“
    Überrascht setzte sie ihre Tasse ab. Am vergangenen Abend hatte er ihr eine ähnliche Frage gestellt. Was sollte sie antworten? Sie konnte überall leben, wo er war. „Es ist wunderbar, hier einige Urlaubstage zu verbringen, aber …“
    „Schau doch nicht so erschreckt. Es war nur eine rhetorische Frage. Natürlich könntest du nicht hier leben. Das ist nur etwas für Menschen, die in diesem Land aufgewachsen sind. Und selbst für sie ist es schwierig. Vergiss, dass ich gefragt habe.“
    „Könntest du es denn?“
    „Ich weiß es nicht. Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Aber ich muss auch nicht hier leben. Es ist zu abgelegen für einen Geschäftsmann. Trotz des Internetzugangs. Ich denke nur manchmal darüber nach, ob ich ein Zuhause habe, und wo es ist.“
    Ein langes Schweigen breitete sich

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