In der Oase des Scheichs
gleichzeitig kräftezehrend. Der Po tat ihr weh nach dem langen Ritt, ihr Gesicht brannte, und die Haare hatten sich gelöst. Schweiß lief ihr über die Wangen.
Als sie die Sandwüste hinter sich gelassen hatten, ritt Sam einen schmalen Pfad in eine Felsschlucht hinab. Zum Glück hatte Thunder einen sicheren Tritt. Unten angelangt, brachte Sam sein Pferd bei einer Quelle zum Stehen und sprang aus dem Sattel.
„Hier machen wir Rast.“ Er streckte Claudia die Arme entgegen, um ihr beim Absteigen zu helfen. Sie war so müde, dass sie vom Pferd glitt und kurz an seine Brust sank. Oh nein, nicht schon wieder.
Als sie zu ihm aufblickte, sah sie ihr Gesicht in den Gläsern seiner Sonnenbrille reflektiert, sah die feinen Linien um seine Mundwinkel. Er legte die Hände auf ihre Hüften, um ihr Halt zu geben, und zog sie lange nicht zurück. Ein Glück, denn sie zitterte, ohne zu wissen, ob es von dem anstrengenden Ritt kam oder davon, dass sie so nahe beieinanderstanden.
Sie glaubte, in seinen Augen hinter den Gläsern der Sonnenbrille kurz etwas aufflackern zu sehen. Er beugte sich zu ihr. Sie hielt den Atem an. Wartete. Würde er sie wieder küssen? Würde sie diesmal seinen Kuss erwidern? Ihre Lippen prickelten. Sein Gesicht war ihrem ganz nah.
Er hob die Hand und schob ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. Bei seiner sanften Berührung überlief sie ein prickelnder Schauer. Dann ließ er die Hände fallen, als hätte er sich verbrannt. Beide erinnerten sich daran, was geschehen war, als er ihr beim letzten Mal vom Pferd geholfen hatte, und keiner von ihnen wollte eine Wiederholung.
Nachdem sie die Pferde getränkt hatten, setzten sie sich auf Felsenbrocken, tranken kühles frisches Quellwasser und spritzten es sich ins Gesicht.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er.
„Ganz gut. Na ja, ein bisschen wund geritten bin ich schon.“ Sie hatte vor dem Absteigen gar nicht gemerkt, wie sehr ihr Po schmerzte. „Ich habe noch nie so lange auf einem Pferd gesessen.“
„Wir haben schon über die Hälfte der Strecke hinter uns“, ermutigte er sie. „Du hältst dich tapfer.“
Die ermunternden Worte und sein Lächeln ließen sie beinahe den Schmerz vergessen. Sie fasste ihr Haar zusammen und band es hoch, um den Nacken frei zu haben. Bevor sie weiterritten, aß sie ein paar Trockenfrüchte und etwas Käse.
Schon aus der Ferne hörten sie die Klänge traditioneller Saiteninstrumente, als sie sich Wadi Halfa näherten. Fahnen wehten im Wind. Männer mit Turban kamen ihnen zur Begrüßung entgegengeritten.
Viel länger hätte Claudia nicht mehr durchgehalten. Als sie vom Pferd stieg, spürte sie, dass sie kaum noch stehen konnte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Sam, dem ihr Stöhnen nicht entgangen war.
„Alles halb so schlimm“, versicherte sie.
„Ich habe vorsichtshalber eine Salbe mitgenommen. Sie wirkt Wunder. Aber zuerst müssen wir unseren Gastgeber begrüßen.“
Der Scheich, eine imposante Gestalt mit Turban und einem langen weißen Gewand, begrüßte sie herzlich. „Willkommen. Trinken Sie etwas Kühles, und ruhen Sie sich von dem Ritt aus. Ich weiß, warum Sie hier sind.“ Ein Lächeln erschien auf seinem von der Sonne gegerbten Gesicht.
8. KAPITEL
Claudias Befürchtungen bezüglich des Übernachtens erwiesen sich als unbegründet. Die im Landrover vorausgefahrenen Bediensteten hatten bereits zwei Zelte für sie und Sam aufgebaut. Ihre Reisetasche stand schon neben einem Feldbett, das mit feinster ägyptischer Baumwolle bezogen war, und auf dem Lehmboden lagen handgewebte Teppiche. Außerdem hatte man einen Krug mit frischem Wasser bereitgestellt. Sie wusch sich das Gesicht und versuchte, ihre schmerzenden Körperteile zu vergessen.
Eine halbe Stunde hatten Sam und sie im Zelt des Scheichs im Schneidersitz auf weichen Kissen gesessen und waren mit Tee und Oliven bewirtet worden. Dabei hatte sie immer wieder ihr Gewicht von links nach rechts verlagert, aber vergeblich. Es hatte sie große Mühe gekostet, zu lächeln und, wie sie hoffte, das Richtige zu sagen.
Nun zog sie ihre staubige Reisekleidung aus und etwas Frisches an und legte sich bäuchlings auf das Feldbett. So aufregend der Ritt durch die Wüste auch gewesen war, in der nächsten Stunde wollte sie sich möglichst nicht mehr bewegen. In diesem Moment hob Sam die Zeltplane hoch und blickte zu ihr herein.
„Bist du so weit?“, fragte er. „Du siehst nicht so aus.“ „Ich will mich nur einen Augenblick ausruhen.“ Sie bewegte sich
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