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In der Oase unserer Traeume

In der Oase unserer Traeume

Titel: In der Oase unserer Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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noch immer nicht begreifen, was damals geschehen war. „An vieles erinnere ich mich nicht mehr, aber irgendwann hörten die Schläge auf. Zu dem Zeitpunkt war ich längst nicht mehr vorlaut oder verzärtelt. Ich war ihr Sklave geworden. Ich musste ihre Stiefel polieren, ihnen Essen machen. Doch auch das wurde Ihnen bald wieder langweilig, und sie entschieden, mich zu einem der ihren zu machen. Einem skrupellosen Soldaten. Zum Schluss haben sie mir ein Gewehr gegeben. Dann sind wir zu den Ställen gegangen.“
    „Salman …“ Jamilah schloss die Augen, als könnte sie so die Worte fernhalten, die folgen würden.
    Er lächelte freudlos. „Später, als wir wieder frei waren, hat es meinen Vater am meisten erschüttert, dass sie alle Pferde erschossen hatten. Nur … sie hatten es nicht getan. Ich war es. Sie haben mich gezwungen, die Pferde als Ziel zu verwenden. Nachdem sie mir gesagt hatten, dass ich nur einen Schuss pro Pferd hatte, bin ich sehr schnell sehr gut geworden. Wenn ich beim ersten Mal nicht erfolgreich war, wurde das Pferd zu Tode gequält.“
    Jamilah schloss die Augen. Sie fühlte sich, als wäre ein kalter Wind über ihre Seele gestrichen. Deshalb wusste Salman, wie man ein Gewehr benutzte. Und das war der Grund, aus dem er niemals in die Nähe der Ställe kam.
    „Letztens am Stall … da hat dich Abdul verteidigt … Ich konnte nicht verstehen, weshalb.“
    „An jenem Tag, als die Männer mich das erste Mal zum Stall führten, hat Abdul versucht, sie aufzuhalten. Sie haben mich vor die Wahl gestellt. Entweder ich würde die Pferde töten oder ihn. Und das war keine Wahl. Schlimmer als alles andere aber ist, dass sie mich zu einem von ihnen gemacht haben. Ich habe gelernt, zu fühlen und zu denken wie sie.“ Ein Muskel zuckte in Salmans Kiefer. „An dem Tag, an dem uns die Beduinen befreit haben, hat man mich mit einem Gewehr in der Hand auf dem Dach des Palastes gefunden. Irgendwie war ich den Rebellen entwischt und hatte vor, sie zu erschießen. Einen nach dem anderen.“ Salman schloss gequält die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich war kurz davor, Menschen zu töten, viele Menschen, weil ich glaubte, es wäre ihre gerechte Strafe.“
    Jamilah fühlte, wie Übelkeit ihren Hals hinaufstieg. „Wie kannst du es danach noch ertragen, nach Al-Omar zu gehen?“
    Salman schüttelte den Kopf. „Sultan Sadiq ist nicht sein Vater. Er und Nadim haben vor Jahren eine Friedensvereinbarung getroffen. Und er hat persönlich dafür gesorgt, dass alle rebellischen Elemente der Armee seines Vaters gefasst und inhaftiert wurden.“
    Ohne nachzudenken lief Jamilah zu Salman herüber. Sie kniete sich neben seinen Stuhl und nahm seine Hand. Mit einem unbeschreiblichen Schmerz in ihrer Brust blickte sie zu ihm auf.
    „Ich hatte keine Ahnung, was du erlebt hast. Wieso weiß niemand davon?“ Sie fühlte, wie Salman sich anspannte.
    „Weil ich mich lange dafür geschämt habe“, antwortete er. „Ich habe geglaubt, dass ich irgendwie selbst die Verantwortung dafür trage, was mir zugestoßen ist. Wie konnte ich Vater sagen, dass ich seine Pferde erschossen habe? Er hätte mir niemals vergeben. Zumindest dachte ich das damals.“
    „Es war nicht deine Schuld.“ Jamilah drückte seine Hand.
    Salman lächelte müde. „Es ist eine Sache, wenn es der Kopf weiß, und eine ganz andere, es wirklich zu glauben.“
    Er stand abrupt auf und zwang Jamilah, sich ebenfalls aufzurichten. Er entzog ihr seine Hand, seine Gesichtszüge waren plötzlich fest. „So, jetzt weißt du Bescheid. Ich hoffe, diese grässliche Geschichte war das lange Warten wert.“
    Jamilah schüttelte den Kopf. „Salman, bitte …“
    „Salman, bitte was? Ich habe dir gesagt, dass ich nicht zu retten bin, Jamilah, und jetzt weißt du, warum.“ Sein Mund wurde schmal. „Ich will dich noch immer, aber es würde mich nicht überraschen, wenn dein Verlangen plötzlich verschwunden wäre. Nicht viele Frauen schätzen einen so schäbigen Liebhaber. Vielleicht sollte ich deinem Rat folgen und meine Lust anderswo befriedigen.“
    In seinem Gesicht lag Stolz, vermischt mit einer Verletzlichkeit, die Jamilah nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Nur mit Mühe hielt sie die Tränen zurück.
    „Was du mir erzählt hast, hat mich nicht im Geringsten angewidert“, brachte sie heraus. „Du warst ein Kind! Was hättest du denn dagegen tun können? Du hättest das alles nicht alleine durchstehen sollen.“
    Jamilah spürte, dass Salman schon bereute, ihr so

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