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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Haar ölte. Er hatte kein Geschmeide, das er anlegen konnte, keinen Ohrring, der ihm auf die Schulter gebaumelt, keine Ringe oder Armbänder, die seine anmutigen, kräftigen Finger betont hätten, doch er glaubte nicht, dass sich Tani etwas aus solchen Dingen machte. Als er wieder allein war, zündete er die Lampe an, setzte sich auf die Bettkante und wartete.
    So verging vielleicht eine Stunde, und Ramose fragte sich bereits verzweifelt, ob Apophis sein Versprechen brechen würde, als die Tür aufging. Auf der Schwelle stand der Herold Sachetsa, prangte in weißen Gewändern. »Du darfst jetzt mitkommen«, sagte er. »Man hat sie benachrichtigt.« Die Worte hatten einen unheilvollen Klang, und Ramose stand mit hämmerndem Herzen auf und folgte Sachetsa auf den Flur.
    Der Weg war ihm mittlerweile vertraut. Bei seinen Wanderungen war er tatsächlich in die Nähe der eindrucksvollen Flügeltür gekommen, war aber von den Wachposten in der blauweißen Uniform fortgescheucht worden. Doch jetzt verbeugten sie sich vor dem Obersten Herold Sachetsa und rissen die Tür auf. Ramose folgte ihm auf dem Fuß.
    Das Gemach war üppig. Im sanften Lampenschein schimmerte überall Gold. Seine Sandalen versanken in weichen Läufern. Zierliche, mit Silber eingelegte Stühle aus Zedernholz verströmten einen schwachen Duft. Ein niedriger Tisch aus Ebenholz mit einer Platte aus elfenbeinernen Vierecken, ein Spielbrett für Hund und Schakal, stand neben einem hohen goldenen Lampenständer, und die kleinen Tiere für das Spiel waren aus fein geädertem Alabaster. Die Wände waren mit Malereien von zerklüfteten Felsen und einem tobenden Meer geschmückt, alles in Weiß, Blau und Grün.
    Durch eine Öffnung zu seiner Rechten erhaschte Ramose einen Blick auf das Schlafgemach, auf dessen Lager eine Decke aus goldgesäumtem Leinen lag, die Truhe am Fußende ruhte auf sich aufbäumenden goldenen Fischen, wurde getragen von ihren geöffneten Mäulern. Drinnen bewegte sich jemand. Ramose sah einen kurzen Schurz aufblitzen und hörte gedämpftes Geklirr, doch das war nicht die Person, die der Herold jetzt ansprach.
    Eine Frau stand mitten im Zimmer, das Gesicht blass, aber gefasst, die Hände locker vor dem Leib gefaltet. Ringe funkelten an ihren hennabemalten Fingern. Goldene Armreife umschlangen ihre nackten Arme. Das rote Hemdkleid fiel ihr bis auf die Knöchel, und die Goldfäden, mit denen es durchwirkt war, blitzten und glitzerten. Auf ihrer Stirn und ihrem hochgesteckten Haar lag ein feines Goldnetz, ein einziger Goldtropfen ruhte zwischen ihren schwarzen Augenbrauen. Der mit Henna geschminkte Mund war geöffnet. Sie atmete rasch, und beim Heben und Senken ihrer Brust zitterten ihre Ohrringe aus Lapislazuli. »Majestät, das ist Ramose, Sohn des Teti«, sagte Sachetsa gerade, doch seine Worte gingen fast in dem Rauschen in Ramoses Ohren unter. »Ramose, mach deinen Fußfall vor Königin Tautha.« Ramose drehte sich ratlos zu ihm um. Das muss ein Fehler sein, wollte er schreien. Dieses Wesen sieht aus wie Tani, aus der Ferne, im Garten hat sie Tani geähnelt, und ich habe mich täuschen lassen, aber hier stimmt etwas nicht. Apophis hat mich hereingelegt. Wo ist Seqenenres Tochter?
    »Danke Sachetsa, du kannst gehen.« Die Frau sprach mit Tanis Stimme. Sie schnipste mit den Fingern und legte wie Tani den Kopf etwas schräg, als sie sich zu einer Dienerin umdrehte, die unter Verbeugungen aus dem Schlafgemach kam. »Heket, du kannst auch gehen«, sagte sie. »Warte draußen.« Ramose kam sich albern vor, als sich das Zimmer leerte, die Türen leise zufielen. Die Gedanken in seinem Kopf rasten. Ich träume, flüsterte er stumm. Das hier ist ein Albtraum, und gleich wache ich auf und bin wieder in der kleinen Zelle und sehne mich nach ihr.
    Die Frau vor ihm machte einen Schritt und ihr Gewand schimmerte. Sie lächelte betrübt, schmal. »Ramose«, sagte sie. »Apophis hat es mir eben erst gesagt. Er liebt kleine Überraschungen, einer der wenigen Züge, die ich an ihm nicht mag.«
    Die Pause zog sich in die Länge. Ramose spürte die Anspannung mit jeder Faser. Der üppige Raum verschwamm vor seinen Augen, die Ausmaße verzerrten sich, die Möbel wurden klein und verflüchtigten sich. Verzweifelt rang er um Fassung. Endlich gelang es ihm, und da überfiel ihn die Wirklichkeit. Fast hörte er es krachen, als seine Umgebung wieder die richtigen Maße annahm. Seine Kehle war so trocken wie in einem Wüstensturm. »Tani?«, krächzte er. Sie biss

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