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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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glitzernde Leben an den Mund heben. Hinter ihnen warteten ihre Waffengefährten begierig, dass auch sie an die Reihe kamen und ihren Durst löschen konnten. Überall wimmelte es von fröhlichen, sich drängelnden Männern.
    Doch Ramose, dem die heiße Brise einen Hauch lieblichen Blumenduft zuwehte, wich entsetzt zurück, und auf einmal bekam er weiche Knie. Die Pferde in ihrer Not hatten den Tod gewittert, Tod, der durch die Kehlen der Männer rann, die sich über das scheinbar harmlose Wasser beugten. Er hatte sich so erschrocken, dass er wie angewurzelt dastand und dem munteren Durcheinander zusah. Die Oase ist voll davon, dachte er. Von hier bis zum südlichen Dorf, um jede Quelle wächst er reichlich, schön und unschuldig, es sei denn, man kaut aus Versehen die Blätter oder die zerdrückten Samen oder man isst Honig, der aus seinen Blüten entstanden ist.
    Oder man trinkt Wasser, in dem er liegt.
    Mustergültig, dachte er erneut. Wie erstaunlich, einleuchtend und verflucht mustergültig. Oleander, so weiß und zart, aber schon wenn man ihn anfasst, jucken einem hinterher die Handflächen. Hast du den Einfall gehabt, Kamose, oder Ahmose oder vielleicht Hor-Aha? Nein. Das hier ist nicht das Werk des Prinzen oder des Generals. Das hier trägt den Stempel eines vielschichtigen Hirns, das kalt und unablässig an Sieg denkt, Sieg um jeden Preis. Meinen Glückwunsch zu deiner Schläue, Kamose.
    Hinter ihm ein Krach, Kethuna war zu Boden gesprungen, dann stand der General neben ihm, hatte die Peitsche seines Wagenlenkers in der Hand, und sein Gesicht wirkte jählings eingefallen. »Weg vom Wasser!«, schrie er mit einer Stimme, die vor panischer Angst ganz heiser war. Er stürzte zum Teichrand und fing an, auf die Männer einzupeitschen, die bereits tranken, während andere vorwärts drängten. »Das Wasser ist vergiftet, ihr Dummköpfe! Zurück! Zurück!«
    Ramose kam mit einem Ruck zu sich und blickte sich rasch um. Die Soldaten, die als Erste am Wasser gewesen waren, krümmten sich bereits auf der Erde und erbrachen sich. Die Pferde wieherten, die verdutzten Hauptleute rannten wie kopflose Hühner herum, und Tausende kamen aus der Wüste geströmt, wussten nicht, was passiert war, und forderten lauthals, ihre Schläuche füllen zu dürfen. Wenn Kethuna sein Heer wieder unter Kontrolle hatte, würde er Späher durch die gesamte Oase schicken, die nach sauberen Brunnen suchten. Aber Kamose würde keinen Teich, keinen Brunnen ausgelassen haben. Kethuna und seine Männer waren zum Tod verurteilt.
    Natürlich gab es in Ta-iht, einhundert Meilen weiter südlich, eine andere Oase, doch da saß das Heer des Generals in der Falle. Von Ta-iht war es bis zum Nil fast zweimal so weit wie von Uah-ta-Meh, und selbst wenn die Truppen den Marsch nach Ta-iht ohne Wasser schafften und wenn sie wie durch ein Wunder den noch längeren Marsch zum Nil überlebten, würden sie in der Nähe von Chemmenu aus der Wüste kommen und sich dann nach Norden schleppen müssen, wo Kamose sie in Het nefer Apu erwartete. Nein, dachte Ramose, als er den Blick von den sich erbrechenden, angsterfüllten Männern abwandte. Kethuna wird versuchen, seine Verluste gering zu halten. Er wird sofort zum Nil aufbrechen, und das in Richtung Het nefer Apu. Und ohne Wasser werden die meisten dieser Männer sterben.
    Im Schutz der Bäume und der überall herumliegenden großen Steine arbeitete sich Ramose allmählich zu dem verlassenen Dorf vor. Er war nur wenig besser dran als die Soldaten, die das vergiftete Wasser nicht getrunken hatten, da ihn ein Instinkt gewarnt hatte, seinen mageren Vorrat aufzuheben. Er wusste, dass er nicht genug hatte, um am Leben zu bleiben, bis er in Sicherheit war. Er wusste auch, dass Kethuna Hauptleute ausschicken und das Dorf nach zurückgebliebenem, sauberem Wasser absuchen lassen würde, und da wollte er der Erste sein. Es würde Stunden dauern, bis der General wieder einigermaßen Ordnung herstellen konnte.
    Ramose ging von Hütte zu Hütte, durchsuchte jeden Winkel, spähte in jeden Topf, doch er sammelte nur ungefähr einen halben Becher abgestandenes, brackiges Wasser, das zu den kostbaren Tropfen in seinem Wasserschlauch kam. Er hatte seit dem frühen Morgen nichts mehr getrunken. Sein ganzer Körper schrie nach Wasser, aber er kannte die Symptome des Durstes, wenn er lebensbedrohlich wurde. Jenseits des Dorfes fand Ramose eine halbmondförmige Düne, zu deren Füßen schwarze Steinbrocken lagen. Hier rollte er sich im

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