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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Wasserschlauch um den Hals und schlug den Weg ein, der mitten in die Oase führte.
    Er kam gut voran, ging im weichen Sand neben dem aufgewühlten Weg, den eine Vielzahl Füße in Sandalen zurückgelassen hatte, die hier vor kurzem entlanggestapft waren. Gelegentlich stolperte er, wo Streitwagen auf festeren Boden eingeschwenkt waren und tiefe Spuren hinterlassen hatten. Als Re rot zum Horizont sank und die Wüste seine Farben annahm, wurde Ramoses Schatten vor ihm lang und verzerrt. In der Ferne meinte er einen dunstigen Fleck ausmachen zu können, vielleicht die Nachhut von Kethunas jämmerlichem Heer, aber sicher war er sich nicht. Eine geraume Weile nachdem die Sonne untergegangen war und die Sterne nur matt schimmerten, konnte er in dem ungewissen Licht den Weg nicht richtig erkennen, doch schon bald strahlten die Sterne hell, und er schritt zuversichtlich aus. Die Luft war angenehm kühl. Er mäßigte Atem und Schritt sorgsam, damit er nicht durstig wurde, und hütete sich, dass er in den unregelmäßigen Mulden rings um ihn nicht Tümpel mit dunklem Wasser sah.
    Er wusste nicht, wie spät es war. Hier draußen, wo es nur Felsen und Sand und Nacht gab, war Zeit unerheblich. Er hatte im Streitwagen gut zwei Tage bis Het nefer Apu gebraucht. Er wusste, dass er dieselbe Entfernung zu Fuß in ungefähr vier Tagen zurücklegen konnte, wenn er dieses Tempo beibehielt und ihm das Wasser nicht ausging. Aber was war mit den Soldaten? Müde, verängstigt und ausgetrocknet, wie schnell würden sie da vorankommen? Wann würden sie anfangen zu taumeln? Er gab den Überlebenden sechs Tage, bis sie in die wartenden Arme von Kamoses Männern stolperten. Und stolpern würden sie. Er lächelte grimmig, während er weiterstapfte. Kämpfen war das Letzte, wonach ihnen der Sinn stehen würde. Sie würden mit zugeschwollenen Kehlen und dem Geruch des Nils in der Nase sterben. Aber ich möchte sie nicht überholen, schoss es ihm durch den Kopf. Ich muss mich ihrem Tempo anpassen und deshalb mein Wasser noch strenger rationieren. Der Mut verließ ihn, und auf einmal klang der sachte Tritt seiner Sandalen Unheil verkündend. Ich schaffe es, redete er sich gut zu. Vorausgesetzt, ich drehe nicht durch, dann kann ich den Fluss mit Leichtigkeit erreichen.
    Er verschloss die Ohren vor der rhythmischen Unausweichlichkeit seines Voranschreitens und zwang sich, an Pezedchu zu denken. Der würde an die zehn Tage brauchen, bis Tausende von Soldaten von Auaris nach Het nefer Apu marschiert waren. Er hatte die Stadt zur selben Zeit verlassen wie Kethuna. Falls Kethunas Soldaten sechs Tage für ihren Marsch durch die Wüste brauchten, nachdem sie bereits elf Tage für den Weg zur Oase über Ta-sche gebraucht hatten, hieß das, Pezedchu war schon seit sieben Tage in Het nefer Apu. Hatte er Kamose angegriffen? Oder hatte er, als er feststellen musste, dass sich Kamose mit Paheri vereint hatte, seine Streitmacht zusammengezogen und auf die Verstärkung gewartet, die Kethuna voraussichtlich aus der Oase heranführte? Allmählich vertiefte sich Ramose so in seine Zahlenspiele und Vermutungen, dass ihn das erste Schimmern der Morgenröte überrumpelte. Er blieb stehen, hob die Arme und dankte Re für dessen majestätische Wiedergeburt. Dann merkte er, dass er hungrig, durstig und sehr müde war, und sah sich nach einem Plätzchen um, wo er sich hinlegen und den Tag verschlafen konnte.
    Ein Steinhaufen zu seiner Linken bot einigen Schutz, doch als er darauf zuging, fiel ihm jäh ein, dass auch Skorpione gern den Schatten suchten. Er dachte an ihre hässlichen, dicken Köpfe, ihre flinken Beine, ihren steifen, hochgebogenen Schwanz und erschauerte bei dem Gedanken an ihren Stich und wie er krank und schwach werden und nicht mehr würde gehen können, falls ihn einer erwischte. Aber immer noch besser, es auf einen Skorpion ankommen zu lassen, als sich der Sonne auszusetzen. Er ging hin und untersuchte die übereinander getürmten Felsbrocken, drehte kleinere um, fand nichts Lebendiges darunter, legte sich hin und zog sich den Umhang über den Kopf. Ich muss mich darauf gefasst machen, dass die Angst zurückkommt, dachte er, als er die Augen zumachte. Die Wüste kann den Alleinreisenden wahnsinnig machen. Und jetzt lasst mich ruhen und vergessen, dass ich essen und trinken möchte.
    Eine ganze Weile schlief er tief und fest, dann unruhiger, doch am Ende setzte er sich auf, und da ging die Sonne erneut unter. Er reckte sich, stand auf und schüttelte seinen

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