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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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hängt und dir Warnungen in die hochmütigen Ohren flüstern will?«
    »Meine zukünftige Frau Idut«, entgegnete Kay sofort. »Die Frauen von Waset sind wirklich sehr hübsch. Ich habe sie seit meiner Ankunft bewundert. Idut ist die Hübscheste unter ihnen und ich will sie mit nach Necheb nehmen. Ein Schiffskapitän sollte ein gewisses Ansehen haben.«
    »Versichere dich der Zustimmung ihres Vaters«, sagte Kamose belustigt. »Und jetzt komm her.« Kay schwankte zur Estrade. »Du verdienst es, dass ich dir meine königliche Ungnade zeige«, fuhr Kamose fort. »Du bist der erste Offizier, der einem Befehl nicht gehorcht hat.«
    »Ich habe Tatkraft bewiesen«, wehrte sich Kay und tat gekränkt. »Ich habe mich verhalten, wie es ein Offizier tun sollte.«
    »Dann hast du hiermit meinen königlichen Dank, und das dürfte reichen«, gab Kamose zurück.
    »Aber, Majestät, bin ich nicht der Kapitän eines Schiffes, das sich hervorragend und tüchtig geschlagen hat?«, witzelte Kay. »Bin ich nicht der einzige Offizier, der seine Männer gegen die fliehenden Setius geführt hat? Verdiene ich nicht auch, dass du mir deine königliche Gnade erweist?« Jetzt musste Kamose lachen. Kay hatte etwas so Sauberes, so Gesundes und Tröstliches an sich. Er bemühte sich jedoch um eine ernste Miene.
    »Paheri sagt mir, dass du ein Mann von bescheidenen Mitteln, zufrieden mit deinem kleinen Haus und deiner Arbeit als Schiffbauer und deinen beiden Aruren am Rand von Necheb bist«, sagte er. »Du brauchst keine Belohnung. Du lebst lieber einfach.« Abana verbeugte sich schwankend.
    »Bisweilen übertreibt Paheri das Maß meiner Zufriedenheit«, sagte er verwaschen. »Necheb ist fast so nahe an Osiris’ himmlischen Gefilden, wie ich es mir für dieses Leben wünschen kann, aber vielleicht gibt es einen noch näher gelegenen Ort. Und was den Schiffbau angeht, was hättest du, Majestät, wohl ohne mein und meines Vaters Fachwissen gemacht?«
    »Ja, was wohl?«, bestätigte Kamose und erwiderte dabei Abanas breites Grinsen. Unter Rufen wie: »Necheb ist ein unfruchtbares Hundeloch!« und »Schiffbauer stinken nach schimmligen Binsen!«, legte Kamose dem Mann die Goldkette um den Hals.
    »Nimm hin das Gnadengold und die Gunst deines Königs«, sagte Kamose. »Und als zusätzliche Strafe, Kay Abana, übertrage ich dir siebzig Aruren Land in deiner Heimat und neunzehn Bauern, die sie bewirtschaften. Wenn Auaris gefallen ist, natürlich.« Kay verbeugte sich noch einmal.
    »Natürlich, Majestät. Und so wie der Tag auf die Nacht folgt, werde ich dein großzügiges Geschenk einfordern, Majestät. Ich wünsche dir Leben, Gesundheit und Wohlstand.« Er ging beträchtlich nüchterner zu seinem Platz zurück und gestattete Idut, ihn auf den Boden zu ziehen. Kamose reckte die Schultern und verteilte weitere Belohnungen.
    Einer nach dem anderen traten die Fürsten vor und ließen sich das Gold um den Hals legen. Hor-Aha war der letzte Fürst, der geehrt wurde, und als Kamose ihn selbstbewusst zur Estrade schreiten sah, merkte er, dass er keine Worte für seinen besten Strategen fand. Er legte dem General das Gold über die schwarzen Zöpfe, berührte seine Wange, und ehe er zurücktrat, kreuzten sich ihre Blicke. Hor-Aha wölbte die Brauen und lächelte. Dann war er fort und die Befehlshaber, die sich das Fliegengold verdient hatten, nahmen seinen Platz ein, darunter auch Paheri.
    Endlich waren die Medjai an der Reihe. Zwei von ihnen waren für besondere Tapferkeit benannt worden. Sie kamen auf leisen Sohlen zur Estrade, blickten Kamose mit leuchtenden Augen an und wirkten durch ihre billigen Ketten aus Ton und die bunten Bänder, mit denen sie sich das Haar zur Feier des Tages zurückgebunden hatten, unter den anwesenden Edelleuten und den Würdenträgern Wasets noch mehr fehl am Platz. Kamose schenkte ihnen ein Lächeln, sprach von der Tüchtigkeit und Furchtlosigkeit der Medjai und dankte ihnen für das, was sie getan hatten, doch weder das verlegene Schweigen noch das folgende neidische Gemurmel waren zu überhören.
    »Zum Seth mit ihnen!«, sagte er brummig zu Ahmose, als die Zeremonie zu Ende war, er sich setzte und Achtoi winkte, dass er ihm nachschenkte. »Sie ersticken noch an ihrem erlesenen Stammbaum! Warum sehen sie nicht ein, dass sie ohne die Medjai noch immer kämpfend nach Auaris unterwegs wären und vielleicht Gefahr liefen, einen Tropfen ihres kostbaren blauen Blutes zu vergießen? Bisweilen hasse ich sie richtig, Ahmose.« Sein

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