In der Oase
entschied er. »Ich werde sie beim Fest heute Abend verteilen. Und bring die Goldschmiede mit. Es ist zwar nicht Brauch, einfache Handwerker zu einer so offiziellen Angelegenheit zu bitten, aber ich möchte ihren Glauben an mich öffentlich anerkennen.«
Am Nachmittag legte er golddurchwirktes Leinen, einen Goldreif mit Lapislazuli um die Perücke und das königliche Pektoral an und ließ sich durch die jubelnde Menge am Uferweg zum Tempel tragen. Hinter ihm schwankten die Sänften der weiblichen Familienmitglieder, sie hatten auf seinen Befehl hin die Vorhänge hochgehoben, obwohl Tetischeri dagegen protestiert hatte, den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt zu werden. Vor ihnen und hinter ihnen trabten die Getreuen des Königs. Anchmahor schritt neben Kamoses Sänfte. Herolde gingen an der Spitze und riefen Kamoses Titel aus. Danach kamen die Fürsten, schlenderten locker in makellosen Schurzen, von ihren Hauptleuten begleitet, dahin.
Längs des ganzen Weges hatten Händler ihre wackligen Buden errichtet und verkauften alles vom plumpen Abbild Amuns bis hin zu Glücksamuletten, die dem Träger etwas vom Zauber des Festtages verleihen würden. Andere boten warmes Hyänenfleisch in Scheiben, gebratenen Fisch in Safranöl, zarte, frische Gemüse, die gerade reif und mit Dill, Petersilie oder Minze gewürzt waren, starkes braunes Bier und alles feil, woran sich die Menschen stärken konnten, die einen Blick auf den glitzernden Zug werfen wollten. Kleine Boote aller Arten drängten sich auf dem Fluss. Kinder streuten Blütenblätter und ließen sie auf Fluss und Zuschauer gleichermaßen herabregnen.
Im Innenhof standen der Bürgermeister von Waset und andere städtische Würdenträger in ihrem ganzen Staat. Sie machten ihren Fußfall vor Kamose, Ahmose und den anderen Mitgliedern der Familie, erhoben sich wieder und sahen zu, wie sich Seine Majestät der geschlossenen Tür des Heiligtums näherte und den Weihrauch in den Gefäßen entzündete, die ihm ehrerbietig gereicht wurden. Als er brannte, nahm Kamose ihn den Tempeldienern ab, hielt das Gefäß hoch und stimmte das formelle Dankgebet an, sodass sich der Lärm allmählich legte. Die Tempelsänger griffen das Thema auf, als er schwieg, und lobten und priesen Gott. »Gegrüßet seist du, Amun, Herr des Roten Landes, Beleber des Schwarzen Landes! Gegrüßet seist du, Amun, weil die Füße deines erwählten Sohnes Kamose den Eindringling zertreten konnten! Gegrüßet seist du, für den Ägypten lebt, dessen Herz Ägypten am Leben erhält!« Die heiligen Tänzerinnen mit langem, geöffnetem Haar und Fingerzimbeln drehten und wiegten sich, während Kamose, der auf den Knien lag, sich in voller Länge auf dem warmen Steinpflaster ausstreckte und dem Gott Wasets öffentlich huldigte.
Er hatte keinen Tribut mitgebracht. Dieses Mal hatte er keine Gaben anzubieten. Doch im Geist, mit geschlossenen Augen und die Wange in den Staub gedrückt, bot er ihm die Leichen der Setius dar, die in der Wüste östlich der Oase vertrockneten, und das fremdländische Blut, das vor Het nefer Apu geflossen war. Nimm sie, Amun, bat er. Es ist die geziemende Speise für die geschwächte Maat. Nimm sie als Zeichen für die Zeit, wenn ganz Ägypten gereinigt sein wird.
Nach der Zeremonie wurden sie unter brausendem Beifall nach Hause zurückgetragen. Die Menge zerstreute sich, sobald Kamose und die Familie den Blicken entschwunden waren. Der Spätnachmittag hatte jetzt die atemlose Zeitlosigkeit des Sommers im Süden und die Sonne brannte heiß herab. Niemand wollte sich außerhalb seiner kühlen Behausung aus Lehm aufhalten. Auf dem Anwesen der Taos war Stille eingekehrt.
Das Fest, das in Kamoses Empfangssaal folgte, vergaßen die Geladenen viele Jahre nicht. Hoffnung und Triumph lagen in der warmen, fackelerhellten Luft und vermischten sich mit dem Duft der vielen Blumen, die auf die kleinen Tische gestreut und um den Hals der lärmenden Gäste geschlungen waren, stieg berauschend mit dem Dampf von köstlichen Speisen hoch, die von ehrerbietigen Dienern in der blauweißen Dienstkleidung des Hauses angeboten wurden.
Da die Erntezeit gekommen war, lagen lange Selleriestangen auf den Tischen, glänzende grüne Erbsen, Nester aus Frühlingszwiebeln, rot geränderte Radieschenscheiben, kugelige Kichererbsen, alles glänzte von Oliven-, Sesam-und Behennussöl und war mit Dill, Koriander, Fenchel und Kreuzkümmel aus Tetischeris Kräutergarten gewürzt. Enten, Gänse, Inet-Fisch und
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