In der Oase
Befehlshaber der Kasernen. Falls du im Herzen ein Aufständischer bist, kann ich diese Estrade nicht verlassen. Ich muss mir mein Lager herbringen lassen und hier kampieren.« Er warf ihr einen raschen, scharfen Blick zu.
»Aber gewiss wird Seine Majestät einen hochrangigen Offizier schicken, der von mir übernimmt«, wandte er höflich ein. »Ich habe mich verdächtig gemacht, Prinzessin. Ich bin meinen Pflichten nicht getreulich nachgekommen. Eine höhere Autorität hat mich ins Wanken gebracht. Es tut mir Leid.«
»Leid?«, platzte sie heraus. »Meine Familie wurde beinahe ermordet, unsere Ländereien gestohlen, der Krieg Seiner Majestät gegen Apophis und die vielen Toten umsonst, und dir tut es Leid? Ihr Götter, Amun-nacht, du und ich, wir sind beide so stolz auf diese Männer gewesen, haben so gut für sie gesorgt, und dennoch hast du nur zögernd gehorcht, als ich dir heute den ersten Befehl erteilt habe!«
»Ich habe gedacht, Seine Majestät würde, um die Meuterei abzuwenden, nicht seine Schwester schicken, wenn er selbst kommen könnte«, antwortete er. »Ich habe gedacht, wenn die Prinzessin hier kampieren muss, gibt es niemanden mehr, der diese ungemein gefährliche Situation bereinigen kann.« Sein Blick kehrte zu ihr zurück, nachdenklich, aber respektvoll. »Ich habe gedacht, die Fürsten sind dumm, dass sie nicht den gleichen Schluss ziehen, und es tut mir von Herzen Leid, dass ich die Macht und Entschlossenheit des Hauses Tao unterschätzt habe.«
»Damit wäschst du dich nicht rein.«
»Natürlich nicht. Bitte, Prinzessin, sag mir, lebt Seine Majestät noch?« Aahmes-nofretari holte tief Luft.
»Kamose hat eine gute Hand bei der Beförderung von klugen und scharfsichtigen Männern bewiesen«, sagte sie und seufzte. »Ich weiß nicht, wie die Dinge im Haus stehen. Die Getreuen des Königs sind fast alle tot. Ehe ich hierher gekommen bin, ist Kamose zur Bootstreppe gegangen, um Ahmose zu warnen. Was die Medjai angeht…« Sie hob ergeben die Schultern. »Ich kann nur hoffen, dass Ramose oder Anchmahor über den Fluss gesetzt ist. Ich bete darum, dass meine Brüder wieder Herr im Haus sind, aber … ich weiß nicht mehr als das, was ich dir gesagt habe.« In einer zugleich impulsiven und entschlossenen Geste reichte sie ihm die Axt. »Ich konnte nicht zulassen, dass das Heer meutert«, sagte sie schlicht. »Amun-nacht, nimmst du hier meinen Platz ein oder verhaftest du mich jetzt und lässt meine Männer die Fürsten befreien?« Er nahm ihr die Waffe ab, hob sie mit Leichtigkeit.
»Ich habe bei keinem Feldzug Seiner Majestät mitgemacht«, antwortete er aufrichtig. »Als die Waset-Division hier einquartiert wurde, war ich für Ordnung in der Kaserne verantwortlich. Als nur noch die Leibwache hier war, habe ich Wachen für das Haus gestellt und überall in der Nomarche für Frieden gesorgt. Ich bin in Waset geboren und aufgewachsen. Ich liebe meine Heimat. Ich weiß noch, wie Apophis gekommen ist, wie demütigend es für unsere Soldaten war, sich Setiu-Hauptleuten zu unterstellen.« Er verzog das Gesicht. »Prinzessin, ich wollte Waset nicht einem anderen Fürsten als einem Tao unterstellt sehen, aber man hat uns gesagt, dass die Tat getan ist.«
»Aber die Tat ist vielleicht noch nicht getan«, unterbrach ihn Aahmes-nofretari. »In diesem Augenblick stehe ich an der Spitze der Verwaltung. Wirst du mir helfen, die Stellung zu halten, Amun-nacht?« Er neigte den Kopf.
»Solange ich kann«, gelobte er feierlich. »Schick mir so schnell wie möglich Nachricht vom Haus, Prinzessin, und Verstärkung durch die Medjai. Die Hauptleute der Fürsten dürften nicht gerade erfreut sein.«
»In Ordnung.« Sie wusste, dass er ihr so ehrlich geantwortet hatte, wie sie erwarten konnte. »Du bist entlassen, Amun-nacht. Noch kampiere ich nicht auf der Estrade.« Er lächelte nicht über ihren lahmen Witz, sondern grüßte knapp und ging zu den Stufen. »Angenommen«, rief sie hinter ihm her, »alles scheint verloren, ich mache mir fälschlicherweise Hoffnungen und Prinz Ahmose-onch ist der einzige überlebende königliche Sohn. Anerkennst du mich in meiner Stellung als Regentin und Befehlshaberin der Truppen Seiner Majestät, Amun-nacht?«
»Ja, Prinzessin«, rief er zurück, ohne stehen zu bleiben.
Sie hatte das Tor erreicht, und als sie hindurchging, fingen die Bäume dahinter an zu zittern. Die weiß getünchten Mauern der Dienstbotenunterkünfte strahlten den Sonnenschein zurück und der löste sich
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