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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Kaserne, der die Hände in die Hüften stemmte und den undisziplinierten Pöbel unter sich mit gerunzelter Stirn betrachtete. Instinktiv wusste sie, dass sie weiterreden, dass ihr Ton herrisch und kalt bleiben musste, und sie winkte ihm gebieterisch mit dem Messer. »Amun-nacht, ruf auf der Stelle eine Leibwache für mich herbei und nimm dazu das Horn an deinem Gurt. Sieh dir diesen Abschaum an! Blase, bis sie aufhören zu brüllen.« Amun-nachts Augen schweiften unschlüssig zu den beiden Fürsten und mit dem Herzen in den Schuhen tat sie rasch einen Schritt auf ihn zu. »Unverzüglich, Befehlshaber!«, fuhr sie ihn an. »Du und niemand anders ist Seiner Majestät für Ordnung und Disziplin unter den hier kasernierten Truppen verantwortlich. Muss ich dich an deine Pflichten erinnern? Wie kannst du nur dieses Durcheinander zulassen? Hast du denn gar keinen Stolz?«
    Nach kurzem Zögern ging Amun-nacht widerstrebend zum Rand der Estrade, winkte zwei Soldaten aus Waset und holte das Horn aus seinem Gurt. Intef entfuhr ein erstickter Ausruf und er wollte etwas sagen, doch Aahmes-nofretari fuhr zu ihm herum. »Intef, weder du noch deine Soldaten haben hier etwas zu suchen«, sagte sie laut. »Wozu du sie auch immer unter meine Männer gemischt hast, du solltest sie lieber trennen, ehe Blut fließt.« Die beiden Soldaten, die Amun-nacht gerufen hatte, kletterten auf die Estrade und flankierten sie jetzt. Amun-nacht hatte noch nicht ins Horn gestoßen. Ich kann ihnen nicht befehlen, mich zu beschützen, dachte Aahmes-nofretari. Ich kann nicht einmal Schwäche andeuten, sonst stürzen sich die Männer hier auf mich wie ein Rudel Löwen.
    Doch dann war es Iasen, nicht Intef, der ihr den Kampf ansagte. Dreist drängte er sich an sie heran. »Prinzessin, meiner Meinung nach hast du hier nichts zu suchen«, sagte er grob. »Das hier ist Männersache. Geh nach Hause. Intef und ich übernehmen den Befehl über die Männer aus Waset. Deine Brüder gelten nicht länger als Herrscher Ägyptens. Das Recht haben sie sich durch ihre Überheblichkeit und den Ruin verwirkt, der ihnen in den letzten beiden Jahren gefolgt ist. Falls du nicht willst, dass man dir etwas tut, so geh nach Hause.« Das war eine regelrechte Drohung. Aahmes-nofretari spürte, wie Wut und Zorn in ihr hochstiegen und sich die Angst verflüchtigte. Sie näherte das Gesicht seinem und stach mit dem Messer nach ihm.
    »Das Recht, in Ägypten zu herrschen, ist eine Sache von Blut und Rang«, fauchte sie. »Das hat nichts mit den Ansichten eines gemeinen Verräters wie du, Iasen, zu tun.« Sie wies mit der Axt auf den Tumult auf dem Exerzierplatz. »Diese Männer gehören Kamose, Ahmose und mir! Sie sind Besitz der Taos. Hört ihr das, ihr Memmen?«
    Schroff wandte sie sich von Iasen ab und spürte nur zu deutlich, dass sie damit ihre Rückendeckung verlor, ging jedoch forschen Schrittes zu Amun-nacht. »Blas das verfluchte Horn«, befahl sie. »Blas oder ich lasse dich wegen Hochverrats töten, statt dir wegen Gehorsamsverweigerung nur die Nase abschneiden zu lassen.« Dann drängte sie sich zwischen Intef und Iasen durch, stellte sich vor die Hauptleute aus Waset und griff zu ihrer größten List. »Seine Majestät und der Prinz sind dabei, den Aufstand niederzuschlagen, den diese Fürsten angezettelt haben«, sagte sie. »Überall auf dem Anwesen wimmelt es von Medjai. Wenn ihr mir jetzt gehorcht, sorge ich dafür, dass eure zeitweilige Untreue nicht bestraft wird.«
    »Aber das ist unmöglich!«, rutschte es Intef heraus. »Meketra hat mir versichert…«
    »Dass was?«, fragte sie verächtlich, ohne jedoch den Kopf zu wenden. »Dass er den König mit Leichtigkeit ermorden könne? Es ist nicht so einfach, eine Gottheit umzubringen, Intef.« Und jetzt trat sie tatsächlich vor die beiden Fürsten. »Nun?«, sagte sie. »Gebt ihr auf oder flieht ihr? Besinnt euch schnell. Der König und mein Gemahl sind mittlerweile mit dem Ungeziefer fertig und Hor-Aha wird sich an euch rächen.«
    Sie schienen sie eine Ewigkeit anzublicken. Und sie erwiderte den Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Wehe, ihr heißt mich eine Lügnerin, fragt, warum ich, eine Frau, hier bin, warum Kamose seine eigene Schwester einer so ungeheuerlichen Gefahr aussetzt, statt einen Trupp bis an die Zähne bewaffneter Medjai zu schicken. Hoffentlich sehen sie in meiner Anwesenheit einen geschickten Zug von Kamose, dachte sie, während sie ihren Blicken standhielt. Jeder Mann würde zögern, eine Frau

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