Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
zu durchbohren, insbesondere eine königliche. Wie dumm sind sie?
    »Verhaftet beide!«, blaffte sie die stumm zuschauenden Hauptleute an. »Bringt sie ins Gefängnis!« In diesem Augenblick ertönte das Horn, durchdringend und erschreckend. Amun-nacht blies viermal, bis sich der Lärm auf dem Exerzierplatz legte und zu verdrossenem Gemurre wurde und sich die Gesichter eines nach dem anderen der Estrade zuwandten. Intef und Iasen wollten empört protestieren, doch die Hauptleute zögerten jetzt nicht mehr, die Fürsten wurden unverweilt fortgebracht.
    Aahmes-nofretari wusste, dass die Schlacht noch nicht gewonnen war. Als die Soldaten aus den anderen Nomarchen sahen, dass ihre Fürsten überwältigt wurden, begehrten sie auf und viele ihrer Hauptleute standen noch auf der Estrade. Aahmes-nofretari ging eilig zu Amun-nacht. »Lass sie in Reih und Glied antreten, unsere Soldaten jedoch dahinter. Waffen auf den Boden vor ihre Füße.« Angespannt wartete sie, während Amun-nacht Befehle bellte und die Männer verdrossen gehorchten. Hinter ihr standen noch immer Intefs und Iasens Hauptleute. Aahmes-nofretari war klar, dass ein Wort von ihnen genügte, ein gebrüllter Befehl, der ihren rückgängig machte, und sie hatten eine Meuterei, doch sie schwiegen.
    Zu guter Letzt standen tausend Soldaten in Formation, Schwerter und Äxte aufgehäuft zu ihren staubigen Füßen. Aahmes-nofretari musterte sie eingehend. »Und jetzt sagst du ihnen Folgendes«, antwortete sie auf den forschenden Blick des Befehlshabers. »Sie sollen zusammen mit ihren Hauptleuten in ihre Zellen zurückgehen. Die Männer aus den anderen Nomarchen bleiben in der Kaserne, die Seine Majestät ihnen zugewiesen hat. Sie dürfen sich nicht mehr unter die Soldaten aus Waset mischen. Jeder Mann, der aus der Tür tritt, wird auf der Stelle getötet. Die Waffen bleiben, wo sie sind.« Amun-nacht nickte. Während er ihre Befehle hinausbrüllte, wandte sie sich an die Hauptleute, die sie wachsam im Auge hatten. »Diejenigen unter euch, die dem König Lehenstreue schuldeten, sind des Hochverrats schuldig und verdienen den Tod«, sagte sie. »Bis ich jedoch weiß, was Seine Majestät mit euch vorhat, werdet ihr mit euren Soldaten eingesperrt. Was euch Hauptleute aus Waset angeht…« Sie verstummte und zwang jeden, sie anzusehen. »So kenne ich euch alle. Habe ich nicht viele Stunden in eurer Gesellschaft verbracht? Habe ich mich nicht um das Wohlergehen der Soldaten gekümmert? Ich schäme mich für euch.« Einer von ihnen hob die Hand.
    »Prinzessin, darf ich sprechen?«, bat er. Aahmes-nofretari nickte schroff.
    »Die Fürsten haben uns befohlen, uns hier zu sammeln«, erklärte er. »Sie haben uns gesagt, dass Seine Majestät und der Prinz tot sind und sie den Befehl über alle ägyptischen Soldaten übernommen haben. Was sollten wir tun?«
    »Ihr hättet darum bitten können, die Leichen zu sehen«, gab sie zurück. »Ihr hättet um Bestätigung durch General Hor-Aha bitten können. Ihr habt euch benommen wie hirnlose Bauern und verdient kein Vertrauen mehr. Aber ich gebe euch Gelegenheit zur Wiedergutmachung.« In Wirklichkeit habe ich kaum eine andere Wahl, dachte sie bei sich. Nur noch ich kann Ordnung schaffen, bis die Medjai kommen. Falls sie kommen. Falls sich dieser Aufstand nicht zu ihnen ausgebreitet oder, schlimmer noch, sie im Schlaf überrascht hat. »Ich beauftrage euch mit der Ausführung meiner Befehle«, fuhr sie fort. »Übertragt diesen Auftrag nicht an eure Stellvertreter. Ihr müsst die Wachposten einteilen, die die Waffen bewachen, und dafür sorgen, dass den Soldaten in den Zellen Essen und Trinken gebracht wird und dass keiner die Kaserne verlässt, bis General Hor-Aha selbst oder ein Mitglied der königlichen Familie neue Vorschriften erlässt. Seine Majestät hat euch zu Hauptleuten befördert. Könnt ihr diese kleinen Pflichten übernehmen?« Das klang spöttisch und die Gesichter, die sie anstarrten, waren grimmig. »Verlasst die Estrade«, schloss sie. »Die Männer sollen in ihre Zellen zurückkehren. Sorgt dafür, dass sie gehen, wohin sie gehen sollen.« Sie salutierten, stiegen die Stufen hinunter und mischten sich sofort unter die Menge.
    Sie stellte sich wieder neben Amun-nacht und ein Weilchen sahen sie zu, wie sich die Männer in beklommenem Schweigen zerstreuten. Dann blickte Aahmes-nofretari ihm mitten ins Gesicht. »Wenn ich dir nicht trauen kann, sind meine Befehle an die Hauptleute nichtig«, sagte sie. »Du bist der

Weitere Kostenlose Bücher