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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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von den fünfundfünfzigtausend hier erzählte? Zunächst Erstaunen, dann Besorgnis, gefolgt von Versuchung. Ihm bietet sich eine Möglichkeit, die Dummheit von Taos Hauptleuten zu seinem Vorteil zu nutzen.« Er wandte sich an Kamose. »Verzeih, Majestät. Ich versuche nur, mich in Apophis hineinzuversetzen. Gewiss wird er seine Generäle um Rat fragen.«
    Seine Generäle, dachte Kamose. Pezedchu. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Pezedchu, den er zuletzt in seinem Streitwagen hatte stehen sehen, während er, Hor-Aha und Si-Amun nach der katastrophalen Schlacht von Ques hinter einem Felsen kauerten. Pezedchus Worte waren kalt, hochmütig über das Schlachtfeld geweht. »… Er ist mächtig. Er ist unbesiegbar. Er ist der Geliebte des Seth. Kriecht nach Haus, wenn ihr könnt, und leckt in Schimpf und Schande eure Wunden…«
    »Aber könnten wir uns mit unseren Männern in die Wüste zurückziehen, bis Apophis’ Soldaten kommen, und uns dann auf sie stürzen?«, fragte er. »Könnten wir unsere Truppen tagelang in der erbarmungslosen Ödnis lassen, während wir die Oase im Auge haben? Das wäre ein noch größeres Risiko als das, was Apophis eingehen soll.« Er veränderte die Sitzhaltung und zwang seine Hand zurück auf den Tisch.
    »Nein, Majestät, das können wir nicht«, sagte Hor-Aha entschieden. »Wir müssen uns nach Het nefer Apu zurückziehen, sowie unsere Spione melden, dass Apophis das Delta verlassen hat, müssen rechtzeitig am Nil eintreffen und trinken und uns ausruhen und uns dann auf die Truppen stürzen, die nach Osten marschieren.«
    »Warum sollte Apophis überhaupt sein Heer riskieren?« Endlich machte auch Anchmahor den Mund auf. Er war der Diskussion eingehend gefolgt, seine Blicke waren von einem zum anderen gewandert, doch er selbst benahm sich so ungezwungen und ruhig wie immer. »Warum sollte er nicht von vornherein annehmen, dass er in eine Falle gelockt wird?«
    »Jemand muss zu ihm gehen und ihn davon überzeugen, dass dem nicht so ist«, sagte Ahmose bedächtig. »Jemand, dem er vielleicht Glauben schenkt. Wir müssen einen Spion schicken, der sich fangen lässt und der so klug und raffiniert ist, dass er Angst vortäuschen kann und dann sein Wissen preisgibt. Ein gemeiner Soldat vielleicht. Ein vorgeblicher Deserteur? Der auf eine Belohnung aus ist?«
    »Ein zweites Mal haben wir damit keinen Erfolg«, sagte Mesehti. »Falls der Spion scheitert, während wir vergeblich auf Kunde warten, verlieren wir wertvolle Zeit. Die Jahreszeit zum Kämpfen verstreicht rasch, und es ist nicht gerade einfach, fünfundfünfzigtausend Mann nach Auaris zurückzuführen und eine weitere Belagerung zu organisieren.«
    Bei diesen Worten schien sich eine düstere Stimmung über die Versammlung zu legen, die nur von Intefs Fliegenwedel und der leisen Unterhaltung der Wachen vor dem Zelt gestört wurde. Da erklang hinter dem Zelt ein scharfer Anruf, und eine vertraute Stimme antwortete. Die Klappe wurde hochgehoben und Ramose trat eilig ein. Sein kurzer Schurz klebte feucht an den staubigen Schenkeln, und seine Sandalen ließen Sandhäufchen zurück, als er auf die Versammelten zuging, auf die Knie fiel und Kamose die Füße küsste. »Verzeih den Schweiß und Dreck, Majestät«, entschuldigte er sich. »Als ich die Aufforderung erhalten habe, bin ich auf der Stelle aufgebrochen. Ich habe unter meinem Streitwagen geschlafen und bin noch nicht zum Waschen in meinem Zelt gewesen.« Impulsiv bückte sich Kamose und packte Ramoses heiße Schultern.
    »Ich freue mich so, dich wieder zu sehen, Ramose!«, sagte er. »Steh auf!« Ramose gehorchte, kam hoch und griff nach dem Becher Wasser, den Anchmahor ihm reichte. Während er ihn leerte, begrüßte er Ahmose, dann ließ er sich auf einen leeren Stuhl sinken. Er zog eine zerdrückte Rolle aus dem Gürtel und reichte sie über den Tisch.
    »Mein Soldat und ich haben einen Setiu-Herold abgefangen, der auf der Straße von Ta-sche nach Süden wollte«, sagte er. »Das hier hat er bei sich gehabt. Er ist in der Gefängnishütte eingesperrt.« Kamose nahm den Papyrus, entrollte ihn und las rasch. Er blickte hoch.
    »Der Mann war nach Kusch unterwegs«, sagte er. »Wollte auf Wüstenpfaden fernab des Nils reisen.« Er grinste. »Es bestätigt unseren Verdacht, dass Apophis glaubt, unsere ganze Truppenstärke sei in Het nefer Apu zusammengezogen. Der Herold hat diesen Weg gewählt, weil er Paheri und den Bootsleuten ausweichen wollte. Den Göttern sei Dank,

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