Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
dass du so wachsam gewesen bist, Ramose, sonst hätten sowohl Kusch als auch das Delta schon bald von unserer hiesigen Stärke gewusst.«
    »Sag uns, was drinsteht«, drängte Ahmose. Kamose nickte.
    »Die Rolle lautet: ›Awoserra, der Sohn des Re, Apophis: Grüße an meinen Sohn, den Herrscher von Kusch. Warum spielst du dort den Herrscher, ohne mir Nachricht zu schicken, ob du erfahren hast, was Ägypten mir angetan hat, wie sein Herrscher Kamose mich auf eigenem Boden überfallen hat, obwohl ich ihm nichts getan habe? Es beliebt ihm, die Zwei Länder zu zerstören, mein Land und deines, und er hat sie bereits verwüstet. Ziehe deshalb nach Norden. Habe keine Angst. Er ist in meiner Nähe. In jenem Teil Ägyptens leistet dir niemand Widerstand. Wisse, dass ich ihm zusetze, bis du eingetroffen bist. Und dann werden wir beide uns Ägyptens Städte teilen.‹« Schallendes Gelächter, teils Spott, teils Erleichterung bei den Zuhörern, als Kamose geendet hatte.
    »Was für ein Angeber!«, schnaufte Mesehti. »Von wegen ›Ich setze ihm zu‹. Wir haben ihm zugesetzt!«
    »›Habe keine Angst‹«, zitierte Ahmose. »Die Memme sitzt sicher in Auaris, während wir uns das, was uns gehört, fast ohne Widerstand zurückholen, und er wagt es, Teti-en, den Schönen, einen Angsthasen zu nennen? Ängstlich? Er hat kein Setiu-Blut, wie kann er da ängstlich sein?«
    »Was meinst du, Majestät, was hätte Teti-en getan, wenn diese Botschaft zu ihm durchgekommen wäre?«, fragte Iasen. »Apophis hat ihn Sohn genannt.«
    »Damit wollte er sich beim Fürsten von Kusch nur einschmeicheln«, antwortete Kamose. »Teti-en ist kein Setiu, wie mein Bruder gesagt hat. Der Abgefallene hat ein Geheimnis, ist Ägypter, der Ägypten lieber verlassen und die kuschitischen Stämme unter sich geeint hat, aber anscheinend hat er kein Interesse daran, mit ihnen einen Eroberungszug zu machen.« Er verstummte und dachte nach. »Er hat Verträge mit Apophis unterzeichnet, aber ob er die einhält, kann niemand sagen.«
    »Glücklicherweise hat er sich bislang ruhig verhalten, obwohl er mitbekommen haben muss, dass die meisten Medjai aus Wawats Dörfern hier in unserem Heer stehen«, meinte Ahmose. »In Waset ist kein kuschitischer Bote abgefangen worden. Aber wir sollten lieber an Tetischeri schreiben und sie ermahnen, dass sie den Fluss noch besser überwacht. Wir können nur darauf hoffen, dass die in Wawat verbliebenen Medjai und unsere Soldaten in Waset ihn zumindest etwas aufhalten. Das Letzte, was wir gebrauchen, ist eine Schlacht unten im Süden.«
    »Ich weiß«, bekannte Kamose. »Wir können nur darauf vertrauen, dass Teti-ens Nichteingreifen bedeutet, er verhält sich vorübergehend neutral. Vergesst nicht, dass seine Hauptstadt in Kusch sehr weit entfernt von Ägypten gelegen ist. Er wird, glaube ich, nur nach Norden ziehen, wenn sein eigenes kleines Königreich unmittelbar gefährdet ist.«
    »Ich bin deiner Meinung«, sagte Ahmose. »Er wird zuerst an seinen eigenen Vorteil denken. Was tust du jetzt, Kamose?«
    »Ich weiß nicht recht.« Kamose erhob sich und reckte sich. »Aber Apophis’ Unkenntnis macht mir Mut. Hoffentlich ist die Mehrzahl seiner Hauptleute und Berater genauso dumm wie er.« Ramose ließ den Blick in die Runde schweifen.
    »Ich merke schon, ich habe den Kriegsrat verpasst, Majestät. Marschieren wir nun zum Nil?« Kamose schüttelte den Kopf und winkte Hor-Aha, und der General fasste seinen Vorschlag und die darauf folgende Unterhaltung kurz zusammen. Als er geendet hatte, bat Kamose alle aufzustehen.
    »Bis morgen dann«, sagte er. »Kommt mit einer klareren Vorstellung zurück, wie wir den Plan verwirklichen können. Ramose, wasch dich und leiste mir und Ahmose beim Abendessen Gesellschaft.«
    Die Fürsten verneigten sich und gingen rasch auseinander. Als die beiden Brüder und Ramose allein waren, fragte Ramose ruhig: »Majestät, wie geht es meiner Mutter?« Kamose blickte ihm fest in die Augen.
    »Es geht ihr gut, aber sie ist gern allein«, antwortete er ehrlich. »Ich glaube nicht, dass es sich noch um Kummer handelt, Ramose. Es ist Zorn darüber, dass ich sie nicht mit Teti habe sterben lassen.« Ramose nickte.
    »Sie hatte schon immer einen starken Willen wie ihre Base, deine Mutter. Sie fehlt mir.«
    Gewaschen, geschminkt und frisch gekleidet stellte sich Ramose zum Essen am Teich bei Kamose und Ahmose ein. In den dürren Palmen fauchten die Fackeln dunkelgolden, Diener kamen und gingen, und gelegentlich

Weitere Kostenlose Bücher