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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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die Kamose belagert und dann hatte schleifen lassen, lagen leer und verlassen in der prallen Sonne. Überall Zeugnisse von Kamoses Verwüstung. Weingärten waren zerstört, Obsthaine abgeholzt. Flusspiraten, die Kamose in einem Anfall von schwarzem Humor selbst so genannt hatte, waren das Delta hinauf-und hinabgezogen und hatten nach Herzenslust gemordet und gebrandschatzt. Ramose selbst musste bei den Brüdern bleiben und jeden Tag beim Aufwachen die mächtigen, dräuenden Mauern von Auaris ansehen, und wenn keine Anforderungen an ihn gestellt wurden, stand er da, starrte zum Dach von Apophis’ Palast hinauf und hoffte, einen Blick auf Tani zu erhaschen.
    Ramose zweifelte nicht daran, dass die Wasserwege nur so von Apophis’ Spionen wimmelten, aber sie wimmelten auch von anderen Booten, daher kümmerte er sich nicht um irgendwelche Anrufe. Setiu-Soldaten sah er nicht. Apophis’ Einfluss schien an seinen Stadttoren zu beginnen und zu enden. Er muss doch wissen, was in Ägypten los ist, überlegte Ramose, während sein Boot nach Westen kreuzte, um dort endlich in den Nebenarm einzubiegen, der zu den Kanälen rings um Auaris führte. Ist es ihm einerlei? Oder wartet er, bis sich Kamose erschöpft hat und für immer heimfährt? Der Gefangene beobachtete ihn schon wieder, und dieses Mal bemerkte Ramose in den schwarzen Augen Staunen und aufblitzende Bewunderung.
    Ramose verspürte keinerlei Wunsch, ihn aufzuklären. Die Sonne ging bereits unter, und demnächst wurden die Tore zugemacht. Das Boot bog jetzt in einen Kanal ein, und da ragte vor ihnen und hinter den Bäumen und Büschen, die sich aus dem feuchten Boden am Wasser nährten, jenseits des sich weit erstreckenden Wassers und der flachen Ebene die südliche Mauer von Auaris fünfzig Fuß hoch. Alle fünf Tore waren schwer bewacht, das wusste Ramose. Während er nachdenklich durch das Blattwerk der Bäume blickte, kämpfte er mit sich, ob er die Nacht neben dem Kanal lagern sollte oder nicht. Viele andere Boote legten an. An den Kanalufern wimmelte es von Händlern, Bauern mit frischer Ware, Andächtigen, die den großen Seth-Tempel oder die kleineren Schreine der barbarischen Setiu-Götter aufsuchen wollten.
    Doch am Ufer gab es auch Grüppchen von Setiu-Soldaten, Männer mit Krummschwert am Gurt und metallbeschlagenen Lederwämsen, und Ramose konnte sich ihre Reaktion ausmalen, falls der Gefangene sie anrief. Möglicherweise verhaftete man ihn als Spion. Andererseits brachten sie ihn auch vielleicht auf der Stelle um. Ramose trat zu dem Mann. »Ich bringe dich deinem Herrn zurück«, sagte er ohne weitere Vorrede. »Ich selbst habe eine Botschaft für ihn. Darum will ich die Nacht nicht hier verbringen. Du und ich, wir gehen zum Tor. Falls du versuchst, die Soldaten dort auf uns aufmerksam zu machen, schneide ich dir auf der Stelle die Kehle durch.« Ohne die Antwort abzuwarten, kehrte er zu seiner Mannschaft zurück. »Seid bedankt«, sagte er. »Fahrt jetzt heim nach Het nefer Apu und richtet Paheri aus, dass ich die Stadt erreicht habe. Legt bis zum Morgen an irgendeiner ruhigen Stelle an.«
    Er griff zu seinem Bündel, ging die Laufplanke hinunter und stand neben dem Gefangenen am Ufer, während die Bootsleute ablegten. Er wusste, dass er sich auf den Weg zur Stadt machen musste, solange die letzten Strahlen der Sonne noch verweilten, doch er stand da und sah zu, wie die Riemen eintauchten, sich das Boot vom Ufer fortbewegte, dann drehte und den Bug nach Süden und in die Freiheit richtete. Innerlich schaudernd ergriff Ramose den Strick, mit dem man dem Setiu die Hände gefesselt hatte, und gemeinsam näherten sie sich Auaris.
    Ramoses Besuch in dieser Stadt lag viele Jahre zurück. In seiner Kindheit war er gelegentlich mit seinen Eltern hergekommen, die Apophis zum Jahrestag seines Erscheinens Geschenke gebracht hatten, denn an diesem Tag erwartete man von jedem Nomarchen, dass er seine Treue zum König bekundete. Dennoch erinnerte er sich an das Gefühl, wie klein er sich als Kind im Schatten dieser hochragenden Mauern vorgekommen war. Dieses Gefühl hatte er zusammen mit Kamose nicht verspürt, doch jetzt, so ganz allein, kehrte es zurück. Er bemühte sich nach besten Kräften, es abzuschütteln, aber es wurde schlicht stärker. Über einhundert Fuß dick, sagte er bei sich. Kein ägyptisches Heer kann diese Stadt durch Belagerung erobern, und wenn ich einmal drinnen bin, komme ich nie wieder heraus.
    Er schalt sich für Gedanken, die seinen Verstand

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