Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
davon erzählt. Sie waren Helens Hobby Das USAMRIID hat sie auch mitgenommen.«
    Gordon richtete sich plötzlich auf und sah sie an. »Was für Frösche?«
    Sie lachte verblüfft auf. »Stellt ihr NASA-Leute immer so komische Fragen?«
    »Ich bin nur neugierig, welche Art man sich wohl als Haustier halten würde.«
    »Ich glaube, es waren eine Art Leopardfrösche. Ich persönlich würde ja einen Pudel empfehlen, der ist längst nicht so schleimig.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Also, meine Herren. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Ich glaube, ich bin hier fertig, vielen Dank«, erwiderte Gordon. Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er das Labor.
    Sie saßen in ihrem Mietwagen. Nebelfetzen wirbelten an den Fenstern vorbei, und von der feuchten Meerluft beschlugen allmählich die Scheiben.
Rana pipiens,
dachte Jack. Der nördliche Leopardfrosch. Eine der drei Arten im Genom der Chimäre.
    »Von hier ist es ausgegangen«, sagte er. »Von diesem Labor.« Gordon nickte.
    »Das USAMRIID weiß seit einer Woche von diesem Ort«, sagte Jack. »Wie haben sie es herausgefunden? Woher wussten sie, dass die Chimäre aus den SeaScience-Labors stammt? Es muss doch möglich sein, sie zu zwingen, ihre Informationen mit uns zu teilen.«
    »Nicht, wenn die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht.«
    »Die NASA ist
nicht
der Feind.«
    »Vielleicht
denken
sie das aber. Vielleicht glauben sie, dass die Bedrohung aus den Kreisen der NASA kommt«, meinte Gordon. Jack sah ihn an. »Einer von uns?«
    »Das wäre einer von zwei Gründen, weshalb das Verteidigungsministerium uns nicht einweihen will.«
    »Und der Zweite?«
    »Weil es Arschlöcher sind.«
    Jack lachte und ließ sich in seinen Sitz fallen. Eine Weile schwiegen beide. Der Tag war schon anstrengend genug gewesen, und noch hatten sie den Rückflug nach Houston vor sich.
    »Ich habe das Gefühl, ich würde mit der Luft boxen«, sagte Jack, während er sich mit der Hand über die Augen rieb. »Ich weiß nicht, gegen wen oder was ich kämpfe. Aber ich
darf einfach
nicht aufhören zu kämpfen.«
    »So eine Frau würde ich auch nicht so einfach aufgeben«, sagte Gordon.
    Keiner von ihnen hatte ihren Namen ausgesprochen, aber sie wussten beide, dass sie über Emma redeten.
    »Ich erinnere mich noch an ihren ersten Tag in Johnson«, sagte Gordon. Das trübe Licht, das durch die beschlagenen Fensterscheiben fiel, zeichnete sein unscheinbares Gesicht Grau in Grau. Er saß ganz still da und blickte unverwandt geradeaus; ein ernster, farbloser Mann. »Ich habe zu ihrer Gruppe von Astronautenanwärtern gesprochen. Ich habe mir all die neuen Gesichter in dem Raum angesehen, und da war sie, in der Mitte der ersten Reihe. Sie hatte keine Angst, aufgerufen zu werden. Keine Angst, sich zu blamieren. Keine Angst vor gar nichts.« Er hielt inne und schüttelte einmal kurz den Kopf. »Ich habe sie nicht gerne raufgeschickt. Jedes Mal, wenn ihr Name auf einer Besatzungsliste auftauchte, hätte ich ihn am liebsten wieder gestrichen. Nicht, weil sie nicht gut gewesen wäre. Weiß Gott nicht. Ich konnte es nur kaum ertragen, sie zu dieser Startrampe rausfahren zu sehen, weil ich doch genau wusste, was alles schief gehen konnte.« Er brach plötzlich ab. Jack hatte ihn noch nie so viel auf einmal reden hören; noch nie hatte Gordon ihm gegenüber so viel von seinen Gefühlen preisgegeben. Und doch war nichts von dem, was er gesagt hatte, für Jack eine Überraschung. Er dachte daran, auf wie viele verschiedene Arten er Emma liebte.
Und welcher Mann könnte sie
nicht
lieben?,
fragte er sich.
Nicht einmal Gordon Obie ist dagegen immun.
    Er ließ den Motor an, und die Scheibenwischer befreiten die Windschutzscheibe von der feinen Schicht aus Kondenswasser, die ihnen die Sicht genommen hatte. Es war schon fünf Uhr; sie würden im Dunkeln nach Houston zurückfliegen. Jack lenkte den Wagen aus der Parklücke und auf die Ausfahrt zu.
    Sie hatten den Parkplatz gerade zur Hälfte überquert, als Gordon plötzlich rief: »Was zum Teufel ist das?«
    Jack trat mit aller Kraft auf die Bremse, als die schwarze Limousine durch den Nebel auf sie zugeschossen kam. Da raste auch schon ein zweiter Wagen heran und kam mit quietschenden Reifen unmittelbar vor ihnen zum Stehen, Stoßstange an Stoßstange. Vier Männer stiegen aus.
    Jack erstarrte, als seine Tür aufgerissen wurde und eine Stimme befahl: »Steigen Sie aus, meine Herren. Beide, wenn ich bitten darf.«
    »Warum?«
    »Sie steigen

Weitere Kostenlose Bücher