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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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aus.«
    Gordon sagte leise: »Ich habe den Eindruck, dass es hier nicht viel zu verhandeln gibt.«
    Widerstrebend stiegen sie aus, worauf sie sofort von oben bis unten abgetastet und um ihre Brieftaschen erleichtert wurden.
    »Er will mit Ihnen reden. Steigen Sie hinten ein.« Der Mann wies auf eines der schwarzen Autos.
    Jack sah in die Gesichter der vier Männer, die sie beobachteten.
Widerstand zwecklos –
mit diesen Worten ließ sich ihre Lage wohl am besten beschreiben. Er ging mit Gordon auf die schwarze Limousine zu und nahm auf dem Rücksitz Platz.
    Vorne saß ein Mann. Sie sahen nur seinen Hinterkopf und seine Schultern. Er hatte dichtes, silbergraues Haar, das er zurückgekämmt trug, und war mit einem grauen Anzug bekleidet. Seine Fensterscheibe schnurrte herunter, und man reichte ihm die beiden konfiszierten Brieftaschen. Er schloss das Fenster wieder, das mit seinem dunkel getönten Glas ausreichend Schutz vor neugierigen Augen bot. Er nahm sich einige Minuten Zeit, um den Inhalt der Brieftaschen zu begutachten. Dann drehte er sich zu seinen Gästen auf der Rückbank um. Er hatte dunkle Augen, wie zwei Obsidiane, die auffallend frei von Lichtreflexen zu sein schienen. Zwei schwarze Löcher, die alles Licht verschluckten. Er warf Jack die Brieftaschen in den Schoß.
    »Sie sind ziemlich weit weg von Houston, meine Herren.«
    »Wir sind wohl in El Paso falsch abgebogen«, sagte Jack.
    »Was hat die NASA hier zu suchen?«
    »Wir wollen wissen, was wirklich in dieser Zellkultur war, die Sie zur Raumstation geschickt haben.«
    »Das USAMRIID war schon hier. Sie haben alles gründlich ausgeräumt. Alles haben sie mitgenommen: Dr. Koenigs Forschungsprotokolle, ihre Computer. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, rate ich Ihnen, sich dorthin zu wenden.«
    »Das USAMRIID redet nicht mit uns.«
    »Das ist Ihr Problem, nicht meins.«
    »Helen Koenig hat für
Sie
gearbeitet, Dr. Gabriel. Wissen Sie nicht, was in Ihren eigenen Labors vor sich geht?«
    Am Gesichtsausdruck des Mannes erkannte Jack, dass er richtig geraten hatte. Dieser Mann war der Gründer von SeaScience.
Palmer Gabriel.
Ein engelhafter Nachname für einen Mann, dessen Augen kein Licht ausstrahlten.
    »Hunderte von Wissenschaftlern arbeiten unter mir«, sagte Gabriel. »Ich besitze Forschungsinstitute in Massachusetts und in Florida. Ich kann unmöglich über alles Bescheid wissen, was in meinen Labors geschieht. Und ich kann auch nicht für Verbrechen verantwortlich gemacht werden, die von irgendwelchen Mitarbeitern begangen werden.«
    »Das ist nicht irgendein Verbrechen. Es handelt sich um eine biotechnisch hergestellte Chimäre – einen Organismus, der eine komplette Shuttle-Besatzung getötet hat. Und der aus Ihrem Labor stammt.«
    »Meine Forscher haben bei ihren Projekten freie Hand. Ich mische mich nicht ein. Ich bin selbst Wissenschaftler, Dr. McCallum, und ich weiß, dass Wissenschaftler die besten Leistungen bringen, wenn sie völlig unabhängig arbeiten können. Wenn sie die Freiheit haben, sich von ihrer eigenen Neugier treiben zu lassen. Was immer Helen getan hat, war ihre eigene Angelegenheit.«
    »Warum hat sie über Archäen geforscht? Was hoffte sie zu finden?«
    Er drehte sich wieder nach vorne, und sie sahen nur noch seinen Hinterkopf mit dem elegant geschwungenen Silberhaar.
    »Jegliches Wissen ist nützlich. Vielleicht erkennen wir anfangs noch nicht seinen Wert. Welchen denkbaren Nutzen hat es etwa, über das Fortpflanzungsverhalten der Meeresschnecke Bescheid zu wissen? Dann finden wir heraus, welche wertvollen Hormone aus dieser unscheinbaren Meeresschnecke gewonnen werden können. Und plötzlich ist ihr Fortpflanzungsverhalten von allergrößter Bedeutung.«
    »Und worin liegt die Bedeutung der Archäen?«
    »Das ist genau die Frage, nicht wahr? Das ist es, womit wir uns hier beschäftigen. Wir erforschen einen Organismus so lange, bis wir seinen Nutzen schließlich erkennen.« Er deutete auf das Forschungsgebäude, das jetzt von dichtem Nebel umhüllt war. »Wie Sie sehen, liegt es direkt am Meer. Alle meine Einrichtungen liegen am Meer. Das ist mein Ölfeld. Dort suche ich nach dem nächsten Krebsmedikament, nach der nächsten Wunderdroge. Es ist zweifellos sinnvoll, dort zu suchen, denn dort liegen auch
unsere
Wurzeln. Unsere Heimat. Alles Leben kommt aus dem Meer.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Haben die
Archäen
irgendeinen kommerziellen Nutzen?«
    »Das wird sich noch herausstellen.«
    »Und

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