In der Schwebe
keine Dauerlösung.«
»Verdammt, es
gibt
keine Dauerlösung!«
»Pass auf, ich bin jetzt in der Mannschaftsschleuse. Ich schließe die Außenluke, beginne mit dem Druckaufbau …«
»Die Ventilatoren sind alle außer Betrieb. Es gibt keine Möglichkeit, die Luft zu reinigen.«
»Ich bin jetzt bei dreihundertfünfzig Hektopascal. Unterbreche für Dichtigkeitsprüfung.«
»Wenn du reinkommst, steckst du dich an!«
»Gehe jetzt auf vollen Druck.«
»Luther, ich bin schon angesteckt! Ich habe einen Spritzer in die Augen bekommen!« Sie holte tief Luft und stieß sie mit einem Schluchzer wieder aus. »Du bist der Einzige, der übrig ist. Der Einzige, der noch eine Überlebenschance hat.«
Es war lange still. »Mein Gott, Emma«, murmelte er schließlich.
»Okay Okay, hör mir zu.« Sie hielt inne, um sich zu sammeln. Um logisch denken zu können. »Luther, du gehst jetzt in die Ausrüstungsschleuse. Da drin dürfte es noch einigermaßen sauber sein, du kannst also deinen Helm abnehmen. Dann schaltest du dein Funkgerät aus.«
»Was?«
»
Tu, was ich dir sage.
Ich begebe mich jetzt in Node 1. Ich werde gleich auf der anderen Seite der Luke sein und mit dir reden.«
Jetzt schaltete Todd sich ein. »Emma? Emma, brecht die Funkverbindung nicht ab …«
»Tut mir Leid, Surgeon«, murmelte sie und stellte ihr Funkgerät ab.
Einen Augenblick später hörte sie Luthers Stimme über die Bordsprechanlage. »Ich bin jetzt in der Ausrüstungsschleuse.«
Sie konnten sich jetzt unterhalten, ohne dass die Bodenkontrolle mithörte.
»Du hast noch eine einzige Möglichkeit«, sagte Emma. »Die, auf die du die ganze Zeit gedrängt hast. Mir steht sie nicht mehr offen, dir schon. Du bist noch sauber. Du wirst die Krankheit nicht auf der Erde einschleppen.«
»In dem Punkt waren wir uns doch einig. Niemand wird zurückgelassen.«
»Du hast noch für drei Stunden unkontaminierte Luft in deinem EMU-Anzug. Wenn du im CRV den Helm aufbehältst und gleich auf Deorbit gehst, kannst du es noch rechtzeitig schaffen.«
»Und du sitzt hier fest!«
»Ich sitze sowieso hier fest!« Wieder holte sie tief Luft, und ihre Stimme klang jetzt ruhiger. »Hör zu, wir wissen beide, dass das gegen die Vorschriften verstößt. Vielleicht ist es eine ganz schlechte Idee. Wie sie reagieren, kann man nur vermuten – das ist das Risiko dabei. Aber es ist deine Wahl, Luther.«
»Du hättest keine Möglichkeit mehr, hier wegzukommen.«
»Über mich brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen. Vergiss mich einfach.« Leise fügte sie hinzu: »Ich bin bereits tot.«
»Emma, nein …«
»Was willst
du
tun? Die Frage musst du beantworten. Denk nur an
dich.
«
Sie hörte ihn tief durchatmen. »Ich will nach Hause.«
Ich auch,
dachte sie, gegen ihre Tränen ankämpfend.
O Gott, das will ich auch.
»Setz deinen Helm auf«, sagte sie. »Ich öffne die Luke.«
24
Jack eilte die Treppe zu Bau 30 hoch, hielt dem Posten kurz seine Marke unter die Nase und rannte weiter in Richtung Special Vehicle Operations.
Gordon Obie trat ihm am Eingang des Kontrollraums in den Weg. »Einen Augenblick, Jack. Wenn Sie da reingehen und einen Aufstand machen, fliegen Sie gleich wieder raus. Warten Sie einen Moment, bis Sie sich etwas abgeregt haben, wenn Sie ihr irgendwie helfen wollen.«
»Ich will, dass meine Frau
sofort
zurückkommt!«
»Alle wollen, dass die Crew zurückkommt! Wir geben unser Bestes, aber die Situation ist jetzt eine völlig andere. Inzwischen ist die gesamte Station kontaminiert. Das Filtersystem ist ausgefallen. Die EVA-Crew hatte keine Gelegenheit, die Reparatur der Kardanaufhängung abzuschließen, sodass die Stromversorgung immer noch eingeschränkt ist. Und jetzt reden sie nicht mehr mit uns.«
»Was?«
»Emma und Luther haben die Kommunikation abgebrochen. Wir wissen nicht, was da oben vor sich geht. Deshalb haben die Sie so schnell zurückgeholt – Sie sollen uns helfen, zu ihnen durchzukommen.«
Jack starrte durch die offene Tür in den SVO-Kontrollraum. Er sah Männer und Frauen an ihren Konsolen, die wie immer ihre Pflicht taten, und es machte ihn plötzlich wütend, dass diese Controller so ruhig und besonnen bleiben konnten. Dass der Tod von zwei weiteren Astronauten absolut keinen Einfluss auf ihre kühle Professionalität zu haben schien. Die abgeklärte Haltung der anderen verstärkte seinen Schmerz und sein Entsetzen noch.
Er betrat den Kontrollraum. Zwei Air-Force-Offiziere in Uniform standen neben Flugdirektor Woody
Weitere Kostenlose Bücher