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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Er ist das einzige Crewmitglied an Bord des CRV Ich bitte Sie dringend, das Fahrzeug sicher landen zu lassen.«
    »Roger, ISS«, sagte der Capcom.
    »Sehen Sie? Es gibt keinen Grund, es abzuschießen«, sagte Ellis zu Gregorian. »Brechen Sie Ihren EKV-Einsatz ab!«
    »Woher wissen wir, dass Watson die Wahrheit sagt?«, konterte Gregorian.
    »Sie
muss
die Wahrheit sagen! Weshalb wäre sie sonst zurückgeblieben? Sie hat sich gerade jede Möglichkeit zur Rückkehr genommen. Das CRV war das einzige Rettungsboot, das sie hatte!«
    Die Worte betäubten Jack. Die hitzige Debatte zwischen Ellis und Gregorian schien in den Hintergrund zu treten. Das Schicksal des CRV interessierte Jack plötzlich nicht mehr. Er konnte nur noch an Emma denken, die jetzt allein in der Station gefangen war, ohne jede Chance, zu entkommen.
Sie weiß, dass sie infiziert ist. Sie ist zum Sterben zurückgeblieben.
    »Das CRV hat den Deorbit Burn abgeschlossen. Es ist im Sinkflug. Die Flugbahn ist auf dem Großbildschirm zu sehen.«
    Über die Weltkarte an der Stirnwand des Kontrollraums bewegte sich ein kleiner Lichtfleck, der das CRV und seinen einzigen Passagier darstellte. Jetzt hörten sie ihn auch über Funk.
    »Hier ist Mission Specialist Luther Arnes. Ich nähere mich der Eintrittshöhe. Alle Systeme normal.«
    Der Air-Force-Offizier sah Gregorian an. »Wir sind immer noch bereit für den EKV-Abschuss.«
    »Sie müssen das nicht tun«, sagte Woody Ellis. »Er ist nicht krank! Wir können ihn nach Hause bringen!«
    »Das Fahrzeug selbst ist sehr wahrscheinlich kontaminiert«, erwiderte Gregorian.
    »Das können Sie nicht wissen!«
    »Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Ich kann nicht das Leben von Menschen auf der Erde aufs Spiel setzen.«
    »Um Himmels willen, das ist
Mord!
«
    »Er hat Befehle missachtet. Er wusste, wie die Antwort lauten würde!«
    »Die EKVs sind abgefeuert, Sir.«
    Im Raum wurde es totenstill. Woody Ellis starrte geschockt auf den Großbildschirm, wo jetzt mehrere Flugbahnen zu sehen waren, die alle auf einen einzigen Schnittpunkt zurasten.
    Die Minuten vergingen in tiefem Schweigen. Vorne im Raum begann eine Frau leise zu schluchzen.
    »Houston, ich stehe jetzt kurz vor dem Eintritt.« Es war wie ein Schock, im Rauschen und Knacken der Funkleitung plötzlich Luthers fröhliche Stimme zu hören. »Ich wäre echt dankbar, wenn mich da unten jemand in Empfang nehmen könnte. Alleine komme ich nämlich nicht aus diesem EMU-Teil raus.«
    Niemand antwortete. Niemand hatte die Nerven dazu.
    »Houston?«, meldete sich Luther nach einer Weile erneut.
    »Hallo, seid ihr noch da?«
    Schließlich brachte der Capcom es fertig, mit brüchiger Stimme zu antworten: »Äh, Roger, CRV Wir werden mit einem kühlen Bier auf Sie warten, Luther, alter Kamerad. Und mit Revuetänzerinnen und dem ganzen Kram …«
    »Wow, ihr seid ja plötzlich viel lockerer als bei unserer letzten Unterhaltung! Okay, jetzt komme ich wohl gleich in den Funkschatten. Also, haltet das Bier schön kalt, und …«
    Ein lautes statisches Rauschen. Dann brach die Verbindung ab.
    Der Lichtfleck auf dem Großbildschirm explodierte in einem schockierenden Feuerwerk kleinster Fragmente, zerfiel in eine Staubwolke von Pixeln.
    Woody Ellis sackte in seinem Stuhl zusammen und ließ den Kopf in die Hände sinken.

19. August
    »Boden-Bord-Verbindung wird gesichert«, sagte der Capcom. »Halten Sie sich bereit, ISS.«
    Sprich mit mir, Jack. Bitte sprich mit mir,
flehte Emma stumm, während sie im Halbdunkel des Wohnmoduls schwebte. Ohne das Geräusch der Lüftungsventilatoren war es so still, dass sie das Rauschen ihres eigenen Blutes und das Zischen ihres Atems hören konnte.
    Sie schreckte auf, als die Stimme des Capcom plötzlich sagte: »Boden-Bord-Verbindung gesichert. Private Konferenzschaltung kann beginnen.«
    »Jack?«, sagte sie.
    »Ich bin da. Ich bin da, mein Schatz.«
    »Er war nicht infiziert! Ich habe ihnen gesagt, dass er nicht infiziert war …«
    »Wir haben versucht, es zu verhindern! Der Befehl kam direkt vom Weißen Haus. Sie wollten keinerlei Risiko eingehen.«
    »Es ist meine Schuld.« In ihrer Erschöpfung brach sie plötzlich in Tränen aus. Sie war allein und hatte Angst. Und ihre katastrophale Fehlentscheidung ließ ihr keine Ruhe. »Ich dachte, sie würden ihn landen lassen. Ich dachte, so hätte er die größte Chance, am Leben zu bleiben.«
    »Warum bist du nicht mitgeflogen, Emma?«
    »Ich musste hier bleiben.« Sie holte tief Luft und

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