In der Schwebe
unter einen Leuchtkörper.
Es war ein Blutfleck.
Entsetzt starrte sie auf die riesigen Kugeln, die im Dämmerlicht in der Luft hingen. Es waren so viele …
Rasch verschloss sie die Luke, um zu verhindern, dass sich die Kontamination auf die Druckschleuse ausbreitete. Den Rest der Station abzuschotten war unmöglich, die Kugeln hatten sich überall ausgebreitet. Sie tauchte in das Wohnmodul, öffnete den Schrank mit der Schutzausrüstung und setzte Schutzbrille und Maske auf. Vielleicht war das Blut ja nicht infektiös. Vielleicht konnte sie sich noch schützen.
»Watson?«, erklang Cutlers Stimme.
»Blut … hier ist alles voller Blut!«
»Diana hat jetzt ein Absterbe-EKG – es bleibt nicht mehr viel Zeit, sie wiederzubeleben!«
»Ich bin schon unterwegs!« Sie schob sich aus dem Verbindungsknoten und tauchte in das tunnelartige ZaryaModul ein. In der russischen Sektion war es im Vergleich zu dem schwach beleuchteten US-Teil blendend hell, und die umherschwebenden Blutstropfen wirkten wie grellbunte Luftballons. Einige waren mit den Wänden kollidiert und hatten leuchtend rote Flecken hinterlassen. Als sie am anderen Ende aus der Kapsel schoss, kam ihr eine riesige Blutblase in die Quere, der sie nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Reflexartig schloss sie die Augen, als das Blut gegen ihre Schutzbrille spritzte und ihr die Sicht nahm. Blind umhertreibend wischte sie sich mit dem Ärmel über die Brille.
Als sie wieder etwas sehen konnte, starrte sie direkt in das kalkweiße Gesicht von Michael Griggs.
Sie stieß einen Schrei aus. In ihrem Entsetzen ruderte sie unkontrolliert mit den Armen in der Luft umher, ohne von der Stelle zu kommen.
»
Watson?
«
Ungläubig starrte sie auf die große Blutblase, die immer noch an seiner klaffenden Halswunde hing. Daher kam also das ganze Blut – aus seiner durchschnittenen Halsschlagader. Sie zwang sich, die unversehrte Seite seines Halses zu berühren, um nach dem Puls zu tasten. Sie fand keinen.
»Dianas EKG ist jetzt völlig flach!«
Fassungslos wandte Emma den Blick dem Eingang zum RSM zu, wo Diana isoliert sein sollte. Die Plastikfolie war weg; das Modul war nicht mehr vom Rest der Station abgetrennt.
Starr vor Angst tauchte sie in das RSM.
Diana lag immer noch angeschnallt auf dem Behandlungstisch. Ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert, ihre Zähne bis auf die Stümpfe ausgeschlagen. Ein Blutballon quoll aus ihrem Mund.
Das Schrillen des Herzmonitors riss Emma schließlich aus ihrer Trance. Eine flache Linie zog über den Bildschirm. Sie streckte die Hand aus, um den Alarm abzustellen, und erstarrte mitten in der Bewegung. Auf dem Schalter klebte ein blaugrün schimmernder, gallertartiger Klumpen.
Eier. Diana bat bereits Eier ausgeschieden. Die Chimäre ist schon in der Luft.
Der Monitoralarm schwoll zu einem unerträglichen Kreischen an, doch Emma verharrte regungslos und starrte nur diese Traube von Eiern an. Sie schienen plötzlich zu schimmern und unscharf zu werden. Emma kniff die Augen zusammen, und sobald sie wieder klar sehen konnte, fiel ihr das feuchte Etwas wieder ein, das ihr entgegengeschlagen war, als sie durch die Luke der Druckschleuse getaucht war. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt keine Schutzbrille getragen, und es hatte in ihren Augen gebrannt. Sie spürte die kalte und klebrige Feuchtigkeit immer noch an der Wange.
Sie griff sich ins Gesicht, und einen Moment später sah sie die Eier, die wie zitternde Perlen an ihren Fingerspitzen klebten.
Das Kreischen des Herzalarms war jetzt ohrenbetäubend. Sie schaltete den Monitor aus, und das Kreischen hörte auf. Doch die Stille, die darauf folgte, war nicht weniger alarmierend. Sie konnte das Zischen der Lüftung nicht hören. Die Ventilatoren hätten die Luft ansaugen und durch die Reinigungsfilter pumpen sollen.
Es ist zu viel Blut in der Luft. Es hat alle Filter verstopft.
Der stetig steigende Druck in den Filtern hatte den Sensormechanismus ausgelöst, der die überhitzten Ventilatoren daraufhin automatisch abgeschaltet hatte.
»Watson, bitte antworten!«, sagte Todd.
»Sie sind tot.« Ihre Stimme brach und wurde zu einem Schluchzen. »Sie sind beide tot!«
Jetzt war Luthers Stimme über Funk zu hören. »Ich komme rein.«
»Nein«, sagte sie. »Nein …«
»Halt durch, Emma. Ich bin gleich bei dir.«
»Luther, du kannst nicht reinkommen! Es ist alles voller Blut und Eier! Diese Station ist nicht mehr bewohnbar. Du musst in der Druckschleuse bleiben.«
»Das ist
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