Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Wir müssen die Sache genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Sir, wir können jede einzelne Bewegung dieses Orbiters verfolgen. Im Moment sehen wir keinen Grund, einzugreifen.
    Das ist bloß eine unbedeutende Firma, die ein paar neue Investoren zu beeindrucken versucht. Sollte der Orbiter tatsächlich zu einem ernsthaften Problem werden, stehen unsere bodengestützten Abfangjäger jederzeit bereit, um den Vogel runterzuholen.«
    General Gregorian hatte wahrscheinlich Recht. Die Tatsache, dass ein paar übereifrige Raketenbastler beschlossen hatten, einen Affen ins All zu schießen, stellte noch keine nationale Bedrohung dar. Er musste äußerst behutsam vorgehen. Der Tod von Luther Arnes hatte im ganzen Land einen Aufschrei der Entrüstung ausgelöst. Nicht eben der günstigste Zeitpunkt, schon wieder ein Raumschiff abzuschießen – noch dazu eines, das von einer amerikanischen Privatfirma gebaut worden war.
    Aber einiges an dem Apogee-Flug bereitete ihm einfach Kopfzerbrechen. Der Zeitpunkt. Die Rendezvous-Manöver. Die Tatsache, dass sie nicht mit Sicherheit ausschließen konnten, dass der Flug bemannt war.
    Was sollte es denn anderes sein als eine Rettungsaktion?
Er sagte: »Ich mache mich auf den Weg nach Nevada.« Fünfundvierzig Minuten später lenkte Profitt seinen Wagen aus der Einfahrt. Die Nacht war wolkenlos, und die Sterne leuchteten wie helle Stecknadelköpfe in einem tiefblauen Samtkissen. Es gab im Universum vielleicht hundert Milliarden Galaxien, und jede Galaxie enthielt wiederum hundert Milliarden Sterne. Wie viele dieser Sterne hatten Planeten, und auf wie vielen dieser Planeten gab es Leben? »Panspermia«, die Theorie, nach der das gesamte Universum von Leben erfüllt ist, war keine reine Spekulation mehr. Der Glaube, nur auf diesem kleinen blauen Klecks in diesem unbedeutenden Sonnensystem existiere Leben, erschien inzwischen ebenso absurd wie die naive Ansicht der Alten, Sonne und Sterne drehten sich um die Erde. Die einzige unabdingbare Voraussetzung für die Entstehung von Leben war die Anwesenheit von Kohlenstoffverbindungen in Kombination mit Wasser in beliebiger Form. Beides war überall im Universum reichlich vorhanden. Und das bedeutete, dass andere Lebensformen, wie primitiv sie auch sein mochten, ebenso weit verbreitet sein konnten, und dass der Sternenstaub vielleicht mit Bakterien und Sporen geschwängert war. Aus solchen einfachen Formen war alles Leben hervorgegangen.
    Und was passierte, wenn solche Lebensformen als kosmischer Staub einen Planeten besiedelten, auf dem bereits Leben existierte?
    Das war Jared Profitts Albtraum.
    Früher hatte er die Sterne einfach nur schön gefunden. Früher hatte er das Universum mit Ehrfurcht und Staunen betrachtet. Wenn er heute in den Nachthimmel blickte, sah er nur die endlose Bedrohung. Er sah das biologische Armageddon.
    Die Eroberer der Erde, die aus dem Himmel herabstiegen.
    Die Zeit zum Sterben war gekommen.
    Emmas Hände zitterten, und das Pochen in ihrem Schädel war so heftig, dass sie die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht laut zu schreien. Die letzte Morphiumspritze hatte die Schmerzen kaum lindern können, und das Narkotikum hatte sie derart benebelt, dass sie Schwierigkeiten hatte, irgendetwas auf dem Computerbildschirm zu erkennen. Oder auf der Tastatur unter ihren Fingern. Sie hielt inne, um das Zittern in ihren Händen unter Kontrolle zu bekommen. Dann begann sie zu schreiben.
    Persönliche E-Mail an: Jack McCallum
    Wenn ich einen letzten Wunsch hätte, dann würde ich gerne noch einmal Deine Stimme hören. Ich weiß nicht, wo du bist und warum ich nicht mit Dir sprechen kann. Ich weiß nur, dass dieses Ding in mir drin bald den Sieg davonträgt. Während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich schon, wie es an Boden gewinnt. Ich fühle, wie meine Kräfte nachlassen. Ich habe gekämpft, solange ich konnte. Aber jetzt bin ich müde. Ich will nur noch schlafen.
    Solange ich noch die Kraft zum Schreiben habe, will ich vor allem dieses eine sagen. Ich habe nie aufgehört, Dich zu lieben. Es heißt, dass niemand die Schwelle zur Ewigkeit mit einer Lüge auf den Lippen überschreitet. Es heißt, was auf dem Sterbebett gebeichtet wird, darf man getrost glauben. Und dies ist meine Beichte.
    Ihre Hände zitterten jetzt so stark, dass sie nicht weiterschreiben konnte. Sie setzte ihren Namen darunter und klickte auf »Abschicken«.
    Im Medizinschrank fand sie Valium. Es waren noch zwei Tabletten übrig. Sie nahm beide mit einem Schluck

Weitere Kostenlose Bücher