In der Schwebe
bei Jills Autopsie nur aufgewärmt hätte und jetzt erst richtig in Fahrt käme.
Mercer hatte über Bauchschmerzen und Erbrechen geklagt, erinnerte sich Jack, während er zusah, wie Romans Skalpell durch Haut und subkutanes Fett schnitt. Mercer hatte nicht wie Jill unter Kopfschmerzen gelitten, doch er hatte Fieber gehabt und etwas Blut erbrochen. Würden seine Lungen Spuren von Marburg-Befall aufweisen?
Wieder trafen sich Romans diagonale Schnitte unterhalb des Schwertfortsatzes, wieder schlitzte er den Bauch mit einem flachen Schnitt bis zum Schambein auf. Wieder durchschnitt er die Rippen und löste den dreieckigen Schild, der das Herz bedeckte. Er hob das Brustbein an.
Im nächsten Moment taumelte er nach Luft ringend nach hinten und ließ das Skalpell fallen. Seine Assistenten standen starr vor ungläubigem Entsetzen da.
In Mercers Brusthöhle lag eine ganze Traube blaugrüner Zysten, identisch mit dem Fremdkörper aus Jill Hewitts Gehirn. Wie kleine durchscheinende Eier klumpten sie sich um das Herz.
Roman stand wie gelähmt da und starrte auf den klaffenden Körper. Dann fiel sein Blick auf das schimmernde Bauchfell. Es war gedehnt, offenbar voller Blut, und wölbte sich aus dem Einschnitt heraus.
Roman trat auf die Leiche zu, ohne den Blick von dem Bauchfell zu wenden. Bei seinem Schnitt durch die Bauchwand hatte die Spitze des Skalpells diese Membran leicht geritzt. Eine mit Blut vermischte Flüssigkeit sickerte aus der Wunde. Zuerst waren es nur wenige Tropfen. Doch dann strömte vor ihren Augen die Flüssigkeit immer schneller hervor, und plötzlich erweiterte sich der Schlitz zu einem klaffenden Loch, aus dem das Blut hervorschoss und eine glitschige Masse blaugrüner Zysten mit herausspülte.
Roman schrie entsetzt auf, als die Zysten in Pfützen aus Blut und Schleim auf den Boden klatschten.
Eine davon glitschte über den Betonfußboden und stieß gegen Jacks Schuh. Er bückte sich, um sie mit seinem Handschuh zu greifen, doch Romans Assistenten rissen ihn vom Tisch zurück.
»Schaffen Sie ihn hier raus!«, befahl Roman. »Schaffen Sie ihn sofort nach draußen!«
Die zwei Männer stießen Jack auf die Tür zu. Er wehrte sich und schob die Hand weg, die ihn an der Schulter packen wollte. Der Mann taumelte ein paar Schritte zurück, stieß ein Tablett mit chirurgischen Instrumenten um und fiel der Länge nach auf den mit Blut und Zysten verschmierten Boden.
Der zweite Mann riss Jacks Luftschlauch aus der Halterung und hielt das verdrehte Ende hoch. »Ich rate Ihnen, mit uns nach draußen zu gehen, Dr. McCallum«, sagte er, »solange Sie noch Luft zum Atmen haben.«
»Mein Anzug! O Gott, da ist ein Riss!« Es war der Mann, der gegen die Instrumentenschale gestoßen war. Er starrte jetzt voller Entsetzen auf einen fünf Zentimeter langen Riss im Ärmel seines Raumanzugs – einem Ärmel, der über und über mit Mercers Körperflüssigkeiten bedeckt war.
»Er ist nass. Ich kann es fühlen, mein innerer Ärmel ist nass …«
»
Los!
«, fuhr Roman ihn an. »Sofort dekontaminieren!«
Der Mann zog seinen Sauerstoffschlauch aus dem Anzug und stürzte voller Panik aus dem Raum. Jack folgte ihm in die Luftschleuse, und gemeinsam betraten sie den Dekontaminierungsraum. Wasser schoss aus den Düsen an der Decke und prasselte wie ein schwerer Regenschauer auf ihre Schultern. Dann folgte die Desinfektionsdusche; eine grünliche Flüssigkeit sprudelte hervor und klatschte geräuschvoll gegen ihre Plastikhelme.
Als die Prozedur beendet war, gingen sie durch die nächste Tür und legten ihre Anzüge ab. Der Mann riss sich sofort den nassen Krankenhauskittel vom Leib, hielt den Arm unter den Wasserhahn und drehte voll auf, um alle eventuellen Reste von Mercers Körperflüssigkeit wegzuspülen.
»Haben Sie irgendwelche Hautverletzungen?«, fragte Jack.
»Schnittwunden, Niednägel?«
»Die Katze meiner Tochter hat mich gestern Abend gekratzt.«
Jack betrachtete den Arm des Mannes und sah die Spuren der Krallen: drei mit Schorf bedeckte Kratzer an der Innenseite des Arms. Des Arms, der in dem beschädigten Ärmel gesteckt hatte. Er sah dem Mann in die Augen, und er sah die Angst darin.
»Was geschieht jetzt?«, fragte Jack.
»Quarantäne. Ich werde weggesperrt. Scheiße …«
»Ich weiß jetzt schon, dass es nicht Marburg ist«, sagte Jack.
Der Mann atmete hörbar auf. »Nein. Das ist es nicht.«
»Was ist es dann? Sagen Sie mir, womit wir es zu tun haben!«
Der Mann stützte sich mit beiden Händen
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