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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nach, bitte«, sagt Baedecker. »Wir unterhalten uns morgen.«
    »Dad, ich fürchte, daß ...«
    Die Verbindung wird unterbrochen. Baedecker versucht mehrmals zurückzurufen, gibt aber schließlich auf.
    Er geht ins andere Zimmer, wo Kitt Toliver sitzt. Toliver ist Mitte Dreißig, groß und kräftig gebaut. Er erinnert Baedecker mit seinem Bürstenschnitt und dem stechenden Blick ein wenig an Deke Slayton. »Danke, daß Sie gewartet haben, Sergeant«, sagt Baedecker.
    »Kein Problem, Oberst.«
    »Sie wissen, daß ich nichts mit der offiziellen Untersuchung zu tun habe«, sagt er. »Ich besitze keinen offiziellen Status. Ich versuche nur, ein paar Antworten zu finden, weil Dave ein Freund von mir war.
    »Ja, Sir«, sagt Toliver. »Ich werde Ihnen gerne alles erzählen, was ich auch Oberst Fields und den anderen gesagt habe.«
    »Gut«, sagt Baedecker. »Sie haben den Startcheck an dem Talon durchgeführt?«
    »Ja, Sir, zweimal«, sagt Toliver. »Einmal am Morgen und noch einmal nach den Anruf von Major Munsen, daß der Kongreßabgeordnete Muldorff fliegen würde.«
    »Hat Dave auch noch einmal einen Check gemacht?«
    »Gewiß«, sagt Toliver. »Er sagte, er müßte einen Anschlußflug in Salt Lake erwischen, hat sich aber trotzdem die Zeit genommen, meinen PIF anzusehen und sich selbst noch einmal zu vergewissern. Und zwar gründlich.«
    »Und Sie sind überzeugt, daß die Maschine flugtauglich war?«
    »Ja, Sir«, sagt Toliver mit Eisen in der Stimme. »Sie können meinen PIF 720 lesen, Sir. Sie sagen, es kam zu einem strukturellen Versagen nach dem Start, und dagegen kann ich nichts einwenden, aber soweit wir der äußeren Inspektion und dem Cockpitcheck entnehmen konnten, befand sich die Maschine in einem einwandfreien Zustand. Die Motoren waren neu, Sir. Keine zwanzig Flugstunden.«
    Baedecker nickt. »Kitt, hat Dave während des Checks etwas gesagt oder getan, das Ihnen ungewöhnlich vorgekommen ist?«
    Toliver runzelt leicht die Stirn. »Während des Checks? Nein, Sir. Oh, er erzählte mir einen Witz über ... äh ... nun, über oralen Verkehr mit einem Huhn. Aber davon abgesehen, nein, Sir.«
    Baedecker grinst. »Hatte er Gepäck bei sich?«
    »Ja, Sir. Eine Fliegertasche der Air Force. Und das große Paket.«
    »Das große Paket?« sagt Baedecker.
    »Ja, Sir. Ich habe Oberst Fields und dem Team alles darüber erzählt.«
    »Erzählen Sie es mir auch«, sagt Baedecker.
    Toliver zündet sich eine Zigarette an. »Da ist nicht viel zu erzählen, Sir. Ich ging in die Umkleidekabine zurück, um eine Jacke zu holen, und als ich zurückkam, hatte der Kongreßabgeordnete Muldorff ein Paket aus dem Auto ausgeladen.«
    »Wie groß war das Paket?«
    Toliver breitet die Hände aus und deutet eine Größe von etwa sechzig mal sechzig Zentimetern an.
    »Paßte es in den Stauraum?« fragt Baedecker.
    »Nein, Sir«, antwortet Toliver. »Als ich zum Flugzeug zurückkam, schnallte sich der Kongreßabgeordnete gerade an und das Paket war auf dem Rücksitz festgezurrt.«
    »Gut festgezurrt?« fragt Baedecker. »Könnte es sich während des Flugs gelöst haben?«
    »Nein, Sir«, entgegnet Toliver. »Es war gut befestigt. Sicherheitsgurt und Halfter.«
    »Hatte der Rücksitz Armlehnen?«
    Toliver schüttelt den Kopf. »Nein, Sir, dazu besteht keine Veranlassung.«
    »Aber Daves Sitz schon?«
    »Ja, Sir«, sagt Toliver und das gedachte Selbstverständlich, Idiot ist fast hörbar.
    Baedecker macht sich Notizen auf einem kleinen Block.
    »Hat er Ihnen gesagt, was sich in dem Paket befand?«
    »Ja, Sir«, sagt Toliver und grinst. »Er sagte, es wäre ein Geburtstagsgeschenk für seinen Sohn. Ich sagte; ›Wie alt ist denn ihr Junge?‹ Der Kongreßabgeordnete lächelte und antwortete: ›In etwa zwei Wochen wird er eine Minute alt sein.‹ Er sagte, seine Frau hätte am siebten Januar Termin.«
    »Hat er gesagt, was für ein Geschenk es war?« fragt Baedecker.
    »Nein, Sir. Ich sagte nur: ›Meinen Glückwunsch, Sir‹, worauf wir ihn für den Start vorbereiteten.«
    Baedecker klappt das Notizbuch zu und streckt die Hand aus. »Danke, Kitt. Freut mich, daß Sie sich die Zeit genommen haben. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, können Sie über Major Munsen mit mir Verbindung aufnehmen.«
    »Mach' ich«, sagt Toliver. Er will gehen, aber dann verweilt er einen Moment. »Oberst, eines war ungewöhnlich, das habe ich dem Team auch gesagt. Ich dachte mir, Sie hätten möglicherweise gehört, was der Kongreßabgeordnete sagte, aber

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