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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Gürtelschnalle meines Vaters dort gelassen«, sagte Dave. »Ich habe sie gleich neben die laserreflektierenden Spiegel gelegt.«
    »Echt?« Baedecker war aufrichtig überrascht. »Wann?«
    »Als du bei der ersten Exkursion den Rover für den Ausflug nach Rill 2 fertiggemacht hast«, sagte Dave.
    »Verdammt, es würde mich überraschen, wenn nicht jeder von uns zwölf, die da oben waren, etwas Ähnliches gemacht hätte.«
    »Daran habe ich nie gedacht«, sagte Baedecker.
    »Der Rest war nur Vorbereitung, das Unwichtige aus dem Weg räumen. Auch Orte der Macht sind nutzlos, wenn man nicht etwas zu ihnen bringt. Und ich meine nicht nur das, was wir mitgebracht hatten das ist für das wahre Sakrament wie der Brotklumpen für die Eucharistie. Wenn man wieder weggeht und ist noch derselbe wie zuvor, dann weiß man, daß es kein richtiger Ort der Macht gewesen ist.«
    »Das ist es, das ist das Problem«, sagte Baedecker.
    »Nichts hat sich verändert.«
    Dave lachte und hielt Baedeckers Oberarm durch die dicke Jacke fest. »Ist das dein Ernst, Richard?« sagte er leise. »Kannst du dich erinnern, wer du warst, und hast du eine Ahnung, wer du jetzt bist?«
    Baedecker schüttelte den Kopf.
    Dave sagte nichts. Er sprang hinaus, schüttete den Rest der Glut aus, deckte sie gründlich mit Sand zu und verstaute die Ausrüstung hinten im Jeep. Dann kam er zu Baedeckers Seite. »Rutsch rüber«, sagte er. »Du fährst. Ich bin zu betrunken.«
    Baedecker, der, was das Bier betraf, den ganzen Nachmittag mit Dave Schritt gehalten hatte, nickte und rutschte auf die Fahrerseite.
    Die Scheinwerfer des Jeeps strahlten Beifußsträucher und Krüppelkiefern an, als sie langsam zurückfuhren. Wolken verdeckten die Sterne, und der Vollmond würde erst in Stunden aufgehen.
    »Tom Gavin wird es nie verstehen«, sagte Dave. »Der arme Teufel ist so verzweifelt auf das Element des Sakraments versessen, daß er es nie finden wird. Ich habe ihn im Fernsehen gesehen, wo er geschildert hat, wie er im Orbit um den Mond wiedergeboren wurde. Scheisse. Er redet darüber und redet darüber und hat nicht die geringste Ahnung, was es heißt, wiedergeboren zu werden. Du warst derjenige, Richard. Ich habe es gesehen.«
    Baedecker schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich habe nichts gespürt. Ich habe keine Ahnung, was alles bedeutet.«
    »Glaubst du, ein Neugeborenes weiß, was alles bedeutet?« fragte Dave. »Es passiert einfach, und dann kümmert man sich um das böse Geschäft, am Leben zu sein. Erkenntnis kommt später, wenn sie überhaupt kommt.« Sie kamen aus dem Tal heraus und fuhren zur letzten Kuppe vor den Serpentinen. Baedecker schaltete in den ersten Gang und kroch, so langsam es das Fahrzeug erlaubte, auf dem schmalen Weg dahin. Er fühlte sich nüchtern, sah aber immer wieder Klapperschlangen am Rand der Lichtkegel auftauchen.
    »Wiedergeboren zu werden bedeutet nicht, daß man irgendwo angekommen ist«, sagte Dave. »Es bedeutet, man ist bereit, die Reise anzutreten. Die Pilgerfahrt zu weiteren Orten der Macht, die zum Scheitern verurteilte Suche, um Menschen und Dinge, die man liebt, davor zu bewahren, von den Schlingpflanzen erwischt und nach unten gezogen zu werden. Halt bitte an.«
    Baedecker hielt an und sah zu, wie Dave sich lautlos zum Jeep hinaus beugte und übergab, sich aufrichtete und den Mund mit Wasser aus einer alten Feldflasche unter dem Sitz ausspülte. Dave lehnte sich zurück, rülpste einmal und zog die Mütze über die Augen. »Damit endet das Evangelium nach St. David. Fahr weiter.«
    Baedecker bremste den Jeep auf dem Grat vor den Serpentinen, die zum letzten Canyon führten. Lonerock war zwei Meilen entfernt zu sehen, ein paar Lichter zwischen dunklen Bäumen.
    »Schalt die Scheinwerfer ein paarmal ein und aus«, sagte Dave.
    Baedecker gehorchte.
    »Okay, fahr weiter.«
    »Glaubt Miz Callahan, daß die Außerirdischen UFOs mit Scheinwerfern fahren?« sagte Baedecker.
    Dave zuckte die Achseln, ohne die Mütze zu heben.
    »Vielleicht machen sie Exkursionen.«
    Baedecker schaltete herunter, fand den Gang nicht, ließ das Getriebe knirschen, versuchte es noch einmal.
    »Mmmm, sachte«, sagte David. »Was hältst du von meiner Idee mit dem Buch?«
    »Frontiers?« sagte Baedecker. »Gefällt mir.«
    »Glaubst du, es ist ein lohnendes Projekt?«
    »Unbedingt.«
    »Gut«, sagte Dave. »Warum hilfst du mir nicht, es zu schreiben?«
    »Warum, um Himmels willen? Du machst das prima.«
    »Nein, das stimmt nicht«,

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