Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Jakarta getroffen. Er hat einige viel zu viele wie ihn bei den Marines kennengelemt. Als junger Mann hat Baedecker eine Zeitlang daran gedacht, auch einmal so zu werden.
    Baedecker sieht den dritten Mann an eigentlich noch ein Junge -, mager und pockennarbig. Er trägt nur ein rotes Baumwollhemd und zittert im kalten Nordwind.
    »Nee«, sagt der Mann und kommt noch näher, so nahe, daß er psychologisch bedrohlich wirkt, was er auch weiß. »Kehren Sie um, Pop.«
    »Ich möchte meinen Sohn sprechen«, sagt Baedecker.
    »Wenn Sie ein Telefon da drinnen haben, rufen wir jemanden an.«
    Baedecker will um ihn herumgehen, aber der große Mann hält ihn auf, indem er drei Finger fest gegen Baedeckers Brust rammt. »Ich sagte, umkehren«, sagt er.
    »Stoßen Sie zu der breiten Stelle da hinten zurück und wenden Sie.«
    Baedecker spürt etwas Kaltes, Scharfes, Vertrautes in sich aufsteigen, bleibt aber stehen und weicht zwei Schritte zurück. Der Mann besteht nur aus breiten Schultern, Brust und Oberarmen unter einem verwilderten Bart, aber sein Bauch unter der Jacke ist feist und weich. Baedecker sieht auf seinen eigenen Bauch hinab und schüttelt den Kopf. »Versuchen wir es noch einmal«, sagt Baedecker. »Diese Straße ist nach wie vor eine Landstraße, ich habe mich in Condon erkundigt. Wenn Sie ein Telefon oder Funkgerät haben, lassen Sie uns mit jemandem reden, der mehr Hirn hat und wie ein Erwachsener Entscheidungen treffen kann. Wenn nicht, fahren Sie mich zum Ashram, dann suchen wir jemand.«
    »Nn-nnn«, sagt der Mann und zeigt die Zähne. Der andere Bärtige kommt einen Schritt näher zu seinem Freund, während der jüngere zur Tür des Wachlokals zurückweicht. »Verzieh dich, Pops«, sagt der große Mann. Dieselben drei Finger stoßen noch einmal gegen Baedeckers Brust. Baedecker weicht noch einen Schritt zurück.
    Der Mann freut sich über Baedeckers Rückzug, läßt noch mehr Zähne sehen, kommt einen Schritt vorwärts und stößt mit der ganzen Handfläche zu. Baedecker folgt der Bewegung, ergreift den ausgestreckten Arm, dreht ihn auf den Rücken und zieht ihn nach oben nicht so fest, daß Knochen brechen, aber so schnell, daß weichere Teile im Inneren reißen. Der große Mann schreit auf und zieht, Baedecker stößt nach, behält dabei den zweiten Mann im Auge, zieht noch einmal höher, jetzt nur noch mit der rechten Hand, und beugt sich ein wenig über den großen Mann, als dieser sich Wange voraus auf die Haube des Toyota krümmt.
    Der Mann mit dem Anstecker ruft etwas, als er heranstürmt und dabei beide Arme ausbreitet wie ein Ringer, der ein Match beginnt. Baedecker schlägt dreimal mit der linken Hand nach ihm, die ersten beiden Hiebe schnell und nutzlos, ohne Hebelwirkung und Wucht darin, aber der dritte ist solide und zufriedenstellend und landet direkt am Hals des anderen Mannes. Der Mann weicht zurück, hält beide Hände an den Hals, verfängt sich mit den Absätzen im Geröll am Straßenrand und setzt sich plumpsend in den tiefen Straßengraben.
    Der große Mann keucht immer noch, windet sich auf der Haube und versucht, den Arm nach vorn zu ziehen. Baedecker folgt ihm und ist bereit, beide Hände ins Spiel zu bringen, als er den jüngsten Mann mit einer zwölfkalibrigen Schrotflinte aus dem Wachlokal kommen sieht.
    Zehn Schritte trennen Baedecker von dem Jungen. Der Junge hält die Waffe nicht ganz in Schräglage, etwa so, wie Scott als Kind einen Tennisschläger gehalten hat, bevor Baedecker es ihm richtig beibrachte. Baedecker hat nicht gesehen, daß der Junge die erste Patrone in die Kammer geladen hätte, und er ist der festen Überzeugung, daß es auch im Innern des Wachlokals nicht geschehen ist, bevor der Junge herauskam. Baedecker zögert einen Augenblick, aber die kalte, scharfkantige Wut, die er vor einem Augenblick empfunden hat, weicht bereits Zorn auf sich selbst. Er wirbelt den großen Mann herum und stößt ihn so fest in Richtung des Jungen, daß der Mann vorwärtstaumelt, dabei vergißt, daß er den Sturz nicht mehr mit dem rechten Arm bremsen kann, und kopfüber in den Sand und Dreck vor den Füßen des Jungen fällt.
    Der Junge brüllt etwas und fuchtelt mit der Flinte wie mit einem Zauberstab, aber Baedecker beachtet ihn gar nicht mehr, geht zum Toyota zurück, fährt rückwärts auf der Schotterstraße bis sie breit genug ist und verschwindet in der Richtung, aus der er gekommen ist.
     
    Baedecker hatte sich das Band allein in einem kleinen Zimmer des

Weitere Kostenlose Bücher