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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nervtötend volle Blase das alles bedrängte ihn und ließ ihm keine Gelegenheit zu denken. Er verlangsamte seinen Atem und versuchte, mögliche letzte Gefühle zu verspüren, die in ihm sein mochten.
    Ich bin hier , dachte er. Dies geschieht alles wirklich.
    Er kam sich albern vor, wie er so dastand, in das Mikrofon schnaufte und den Zeitplan noch mehr in Verzug brachte. Das Sonnenlicht auf der goldenen Isolierfolie um das Landefahrzeug herum stach ihm ins Auge. Baedecker zuckte in seinem unförmigen Anzug flüchtig die Schultern und hüpfte mühelos über die pockennarbige und festgetretene Ebene auf das wartende Raumfahrzeug zu.
    Der Halbmond ging über dem Dschungel auf. Mary war an der Reihe zu putten. Sie bückte sich, preßte die Knie zusammen, und ihr Gesicht war eine Studie der Konzentration. Der leicht gekerbte Ball rollte zu schnell die Betonrampe hinunter und hüpfte über das niedere Geländer.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Baedecker. Khajuraho bestand aus der Landebahn, einer berühmten Tempelgruppe, einem winzigen indischen Dorf und zwei kleinen Hotels am Rand des Dschungels. Und einem Minigolfplatz.
    Die Tempelanlage schloß um fünf Uhr. Das Freizeitangebot, abgesehen von den Tempeln selbst, bestand während der Touristiksaison aus einem Elefantenritt in den Dschungel auf Kosten des Hotels. Zur Zeit war keine Touristiksaison. Dann waren sie hinter das kleine Hotel geschlendert und hatten den Golfplatz gefunden.
    »Ich kann es nicht glauben«, hatte Maggie gesagt.
    »Das muß ein heimwehkranker Architekt aus Indianapolis zurückgelassen haben«, sagte Baedecker. Der Portier hatte die Stirn gerunzelt, ihnen aber drei Putter ausgehändigt, zwei davon irreparabel beschädigt. Baedecker hatte Maggie galant die geradeste der drei Keulen überlassen, dann waren sie zu dem Gelände gestapft.
    Maggies fehlgeschlagener Putt rollte ins Gras. Eine dünne grüne Schlange wand sich ins höhere Gras davon.
    Maggie unterdrückte einen Schrei, und Baedecker hielt den Putter wie ein Schwert vor sich. Vor ihnen lagen in der schwülen Dämmerung abblätternde Windmühlen aus Sperrholz und Schlagrampen, auf denen der Teppichfilzbelag fehlte. Die Vertiefungen und Wasserhindernisse waren mit lauwarmem Wasser vom Monsunregen des heutigen Tages gefüllt. Wenige Meter jenseits des letzten Lochs stand ein wahrhaftiger Hindutempel, der scheinbar Teil der Miniaturanlage zu sein schien.
    »Das würde Scott gefallen«, lachte Baedecker.
    »Wirklich?« fragte Maggie. Sie verlagerte das Gewicht auf den Putter. Ihr Gesicht war ein weißes oval im Halbdunkel.
    »Klar. Das war sein Lieblingssport. Wir hatten immer eine Jahreskarte für die Putt-Putt-Anlage von Cocoa Beach.«
    Maggie senkte den Kopf und führte einen Putt drei Meter über kiesigen Beton. Sie sah auf, als etwas den Mond verdeckte.
    »Oh!« sagte sie. Eine Fledermaus mit einer Spannweite von neunzig Zentimeter oder mehr schwebte von den Bäumen herab und flatterte schwarz vor dem Himmel.
    Am vierzehnten Loch trieben die Moskitos sie wieder ins Hotel zurück.
     
    Woodland Heights. Mehrere Meilen vom Johnson-Raumfahrtzentrum entfernt, so flach wie die Salzwüste von Bonneville und bar jeglicher Bäume, abgesehen von sorgsam gehegten Schößlingen in jedem Garten, so erstreckten sich die Häuser von Woodland Heights in Kurven und Ringstraßen unter der unbarmherzigen Sonne von Texas. Einmal, als er nach einer Woche Aufenthalt am Cape zu Beginn des Trainings für einen Gemini-Flug, der nie stattfinden sollte, nach Hause zurück flog, kreiste Baedecker mit seiner T-38 über der endlosen Geometrie einförmiger Häuser, um sein eigenes zu finden. Er erkannte es schließlich am neu gestrichenen Grün von Joans altem Rambler. Er ging mit der kleinen Trainingsmaschine impulsiv in den Sturzflug und hielt sich auf zufriedenstellenden und illegalen sechzig Metern über den Dächern. Der Horizont neigte sich, Sonnenlicht spiegelte sich auf Plexiglas, und er schwenkte den Jet in eine zweite Runde. Beim Hochziehen schaltete er den Nachbrenner zu, jagte die T-38 steil nach oben und beschrieb einen engen Looping, der seinen Höhepunkt darin fand, daß Baedeckers Frau und Kind unerklärlicherweise aus dem weißen Ranchhaus herausstürzten.
    Das war einer der wenigen Augenblicke in Baedeckers Leben gewesen, an den er sich erinnern und behaupten konnte, daß er wahrhaft glücklich gewesen war.
    Er lag wach und beobachtete, wie der Streifen des Mondlichts langsam an der Wand des

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