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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Friedhof zurück. Insekten summten im Gras. Irgendwo jenseits der Bäume muhte kläglich eine Kuh. Selbst von der Straße aus konnte Baedecker die beiden Rasenrechtecke bei den Gräbern seiner Eltern erkennen, wo Plätze für seine beiden Schwestern und ihn reserviert worden waren.
    Ein Pritschenwagen kam von dem Hügel im Osten herab gebraust und kam in einer Wolke von Staub und Kies schlitternd vor Baedecker zum Stillstand. Ein Mann mit sandfarbenem Haar und vom Wind gerötetem Gesicht beugte sich auf der Fahrerseite heraus. »Sie sind Richard Baedecker, oder nicht?« Ein jüngerer Mann saß neben ihm. An einer Gewehrhalterung hinter den beiden hingen zwei Flinten.
    »Ja.«
    »Dachte ich mir. Ich hab' im Chronicle-Dispatch von Princeville gelesen, daß Sie kommen. Ich und Galen hier sind auf dem Weg zum Optimists' Barbecue in Glen Oak. Aber vorher wollen wir im Lone Tree auf ein paar Gekühlte einkehren. Ich kann kein Auto sehen. Wollen Sie mitfahren?«
    »Ja«, sagte Baedecker. Er nahm die Sonnenbrille ab, klappte sie sorgfältig zusammen und steckte sie in die Hemdentasche. »Ja, gerne.«
     
    Laut Baedeckers Fahrer hatte die Lone Tree Tavern einst eine Viertelmeile südwestlich gestanden, unmittelbar nach der Kreuzung von Schotterwegen und Landstraßen. Der Lone Tree der einsame Baum , eine hohe Eiche, stand noch. Als Peoria County in den dreißiger Jahren trocken wurde, hatte das Lone Tree einfach zusammengepackt, war ins Jubilee County gezogen und hatte die nächsten fünfundvierzig Jahre am Waldrand auf dem zweiten Hügel westlich des Friedhofs Calvary verbracht. Die Hügel waren steil, die Straße schmal, und Baedecker konnte sich erinnern, daß seine Mutter von mehr als einem Gast berichtet hatte, der zur Kuppe des Friedhofshügels hinaufgerast war, nur um festzustellen, daß ein anderes Auto aus der Gegenrichtung kam. Benzinrationierung und die Abwesenheit junger Männer hatten das Blutbad während des Krieges etwas verringert. Baedeckers Vater war zum Trinken ins Lone Tree gegangen, wenn er Heimaturlaub hatte. Baedecker konnte sich erinnern, wie er ein Nesbitt's Orange in derselben kühlen Dunkelheit getrunken hatte, wo er jetzt einen irischen Whiskey und ein Bier bestellte. Er sah zu den rissigen Bodenfliesen hinab, als könnte der kleine Jutesack voller Eichhörnchen immer noch dort stehen.
    »Sie erinnern sich nicht an mich, oder?« fragte der Fahrer. Er hatte sich im Wagen als Carl Foster vorgestellt.
    Baedecker trank den Whiskey und betrachtete das rote Gesicht und die wässrigen blauen Augen vor sich.
    »Nein«, sagte er.
    »Kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen«, sagte der Farmer grinsend. »Wir beide waren zusammen in der vierten Klasse, aber ich blieb ein Jahr sitzen, als Sie und Jimmy und die anderen in die fünfte kamen.«
    »Carl Foster«, wiederholte Baedecker. Er ergriff die Hand des anderen Mannes. »Carl Foster. Ja, natürlich. Sie saßen vor Kevin und hinter wie hieß sie noch gleich, dem Mädchen mit den Zöpfen und den ... hmmm ...«
    »Großen Titten«, sagte Carl und erwiderte Baedeckers Handschlag. »Jedenfalls für eine Viertkläßlerin. Ja. Donna Lou Baylor. Hat Tom Hewford geheiratet. Das hier ist Galen, mein Schwiegersohn.«
    »Galen«, sagte Baedecker und schüttelte dem jungen Mann die Hand. »Herrje, wir waren zusammen bei den Pfadfindern, Carl, oder nicht?«
    »Der alte Meehan war Rottenführer«, sagte der Farmer.
    »Er hat uns immer gesagt, daß ein guter Pfadfinder auch ein guter Soldat wird. Hat mir eine verdammte Ehrenmedaille für Flugzeugerkennung gegeben. Ich saß bis zwei Uhr morgens mit meinen Schattenrißkarten auf dem verdammten Heuschober und hab' den Himmel beobachtet. Keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn die Deutschen gekommen wären, um Peoria dem Erdbogen gleich zu machen ... wir haben erst '48 Telefon bekommen.«
    »Carl Foster«, sagte Baedecker. Er bestellte noch eine Runde beim Barkeeper.
     
    Später, als die Schatten länger wurden, gingen sie nach hinten um zu urinieren und Ratten zu schießen.
    »Galen«, sagte Foster, »geh, hol die Zweiundzwanziger aus dem Wagen.«
    Sie standen am Rand der Schlucht und erleichterten sich auf den angesammelten Schrott von fünf Jahrzehnten. Rostige Bettfedern, alte Waschmaschinen, Tausende Blechdosen und der rostige Leichnam eines '38er Hudson füllten den Grund der Kippe. Jüngere Relikte lagen auf den schattigen Hügelflanken verstreut und vermischten sich weiter oben mit richtigem Abfall. Foster machte den

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