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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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riechen. Maggie schalt ihn einen Perversling. Gavin schlug vor, sie sollten alle ein bißchen schneller gehen.
    Sie aßen zu Mittag, wo der Silver Creek in den Cimarron River mündete. Inzwischen war der Pfad vollkommen verschwunden, und die drei brauchten eine halbe Stunde, bis sie einen Weg die letzten paar hundert Meter der Geröllhalde hinab zum Grund des Canyon gefunden hatten. Baedecker sah den Canyon hinab, konnte aber immer noch keine Spur von Deedee oder Tommy erkennen. Im Süden ging der Weg auf der anderen Seite des Flusses weiter, aber Baedecker sah keine einfache Möglichkeit, den acht Meter breiten Strom zu überqueren. Er fragte sich, wie es Lude und Maria und den anderen gelungen war, hinüber zu gelangen.
    Maggie schlenderte den Silver Creek entlang, kam eine Minute später zurück und führte Baedecker an eine Stelle, wo ein Dutzend blaue Akelei bei einem umgestürzten Baumstamm blühten.
    Ein Ring von Englemanund Blaufichten standen um eine kleine Lichtung mit Gras und Farnen herum. Ein schmales Bächlein plätscherte darin, unzählige weiße und purpurne Blumen wuchsen zwischen dem Gras, obwohl der Herbst schon fortgeschritten war. In der Nähe hämmerte ein Specht einen hektischen Code.
    »Wunderschöner Platz zum Lagern«, sagte Baedecker.
    »Ja«, sagte Maggie. »Und ein wunderschöner Platz, nicht zu lagern.« Sie holte einen Hershey-Schokoriegel heraus, brach ihn durch und reichte Baedecker die Hälfte mit mehr Mandeln.
    Gavin kam auf die Lichtung. Er hatte seinen schweren Rucksack wieder geschultert und ein Fernglas um den Hals baumeln. »Hört zu«, sagte er. »Ich werde dort durch den Fluß waten, wo der Bach mündet. Ich spanne ein Seil darüber. Dann folge ich dem Pfad auf der Westseite dort. Müßte eine halbe Meile bis zu diesen letzten Kehren sein. Ich warte oberhalb der Baumgrenze auf euch, okay?«
    »Okay«, sagte Baedecker.
    »Laut Karte liegt die alte Silver Jack-Mine an diesem Bach«, sagte Maggie. »Warum lassen wir uns nicht ein paar Minuten Zeit und besuchen sie? Deedee und Tommy müßten bald hier sein.«
    Gavin lächelte und zuckte die Achseln. »Tut euch keinen Zwang an. Ich möchte auf die Hochebene und einen Lagerplatz suchen, damit wir noch vor Einbruch der Nacht den Südkamm erkunden können.«
    Maggie nickte, worauf sich Gavin entfernte. Baedecker begleitete ihn bis zum Fluß und vergewisserte sich, daß es keine Probleme gab, als er durch die rasche Strömung watete. Als Gavin das andere Ufer erreicht hatte, winkte er und band das Seil an einem Baum am Ufer fest. Baedecker winkte zurück und ging wieder zur Lichtung.
    Maggie lag auf ihrem roten Hemd. Leibesmitte und Schultern waren braungebrannt, aber die Brüste waren weiß, die Brustwarzen zartrosa.
    »Oh«, sagte Baedecker.
    Maggie schirmte mit der Hand die Augen ab und sah zu ihm auf. »Macht Sie das nervös, Richard?« Als Baedecker zögerte, richtete sich Maggie auf und zog das Hemd an. »So, wieder anständig«, sagte sie lächelnd.
    »Oder zumindest bedeckt.«
    Baedecker zupfte zwei lange Grashalme aus, schälte die Enden ab und gab einen Maggie.
    »Danke.« Sie sah zur Westwand des Tals. »Ihre Freunde sind interessant«, sagte sie.
    »Tom und Deedee?« sagte Baedecker. »Was meinen Sie?«
    Maggie erwiderte seinen gelassenen Blick. »Ich meine, sie sind Ihre Freunde«, sagte sie. »Und ich bin ihr Gast.« Baedecker kaute auf seinem Grashalm und nickte. »Ich hätte gern Ihre Meinung gehört«, sagte er nach einer Weile.
    Maggie lächelte und sah zur Sonne empor. »Nun, nach der gestrigen Predigt über Numerologie war ich geneigt zu sagen, daß diese Leute nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen sind.« Sie biß ein Stück von dem Grashalm ab. »Aber das wäre nicht fair. Es wäre unhöflich. Ich glaube, Tom und Deedee gehören einfach einem bestimmten Menschenschlag an, gegen den ich starke Vorbehalte habe«, sagte sie.
    »Wiedergeborene Christen?« sagte Baedecker.
    Maggie schüttelte den Kopf. »Nein, Leute, die ihr Hirn gegen heilige Wahrheiten eintauschen, die letztendlich auf Plakatslogans hinauslaufen.«
    »Hört sich ganz so an, als würden wir immer noch über Scott sprechen«, sagte Baedecker.
    Maggie bestritt es nicht. »Was halten Sie von Tom?« fragte sie.
    Baedecker dachte eine Zeitlang nach. »Nun«, sagte er schließlich, »es gibt da eine Geschichte aus der Anfangszeit unserer Ausbildung, an die ich gerade denken mußte.«
    »Toll«, sagte Maggie. »Ich bin süchtig nach Geschichten.«
    »Sie

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