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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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einzukassieren und ihnen zu stecken, dass sie die Informationen von ihm bekommen hatte. Sie würde ihnen ein Foto von ihm zuschieben, beiläufig seinen Namen und seine Adresse erwähnen, aber stattdessen war sie still. Gerald war gestorben. Sie dachte diese Worte zum ersten Mal seitdem sie das Krankenhaus verlassen hatten. Sie hatte es zu niemandem gesagt, weil sie es nicht einmal
hatte denken können. Gerald war gestorben, aber das Elend hinterher, das hatte sie selbst zu verantworten.
    Sie folgte ihm durch den modrigen Raum und blinzelte Tränen weg, sie wünschte ihre Hand läge auf Brians Arm, so wie sie es getan hatte, bevor er zu ihr aufsah, und das morsche Holz kratzte an ihrem Handgelenk.
    Das Büro des Mannes bestand eigentlich einfach nur aus einem großen runden Schreibtisch in einer Ecke des Raums, groß genug, um was herzumachen, aber aus der Nähe waren es nur vier Tische mit abgerundeten Seiten, die zusammengeschoben worden waren. Er zog sein Jackett aus und hängte es auf einen Bügel, setzte sich auf einen Bürostuhl, fuhr damit an den Computerbildschirm heran und schaltete die Festplatte ein. Er richtete die Augen auf den Bildschirm, die Hände schwebten über der Tastatur, wie die eines Konzertpianisten, der auf das Zeichen des Maestro für seinen Einsatz wartet.
    Es dauerte lange. Hinter Morrow summte der Staubsauger und die Elektroöfen grummelten einander an. Sie hatte sich von Brian zurückgezogen, seitdem sie das Krankenhaus verlassen hatten, genau genommen, seit sie mit dem Fahrstuhl nach unten gefahren waren, hatte darauf bestanden, beide Plastiktüten mit Geralds Sachen zu tragen, hatte sich geweigert ihn auch nur die Spongebob-Puppe nehmen zu lassen, die sie sich unter den Arm geklemmt hatte. Sie hatte nie das Gefühl gehabt, dass es auch anders hätte sein können, bis jetzt.
    Der Bildschirm leuchtete plötzlich hell auf und erschreckte beide. Er lächelte sie an. »Ach«, er stand förmlich auf und streckte seine Hand aus, »ich bin übrigens Bill Prescott.«

    Morrow schüttelte ihm die Hand und fragte sich, weshalb sie ihn nicht nach seinem Namen gefragt hatte, was ihr ein bisschen Sorge machte.
    Er setzte sich wieder und sagte noch immer mit einem Lächeln: »Erster Geschäftsführer.«
    Morrow nickte, verlagerte ihr Gewicht und räusperte sich leise. Plötzlich wurde es warm im Ausstellungsraum. Schweiß kitzelte in ihren Achselhöhlen.
    »So, jetzt geht’s los.« Er wählte mit der Maus einen Ordner aus, hob den Hörer des Telefons neben sich ab und wählte die auf dem Bildschirm angezeigte Nummer. Mit dem Hörer am Ohr lächelte er zu ihr hoch, wartete und plötzlich erstrahlte sein Gesicht. »Ach, hallo, spreche ich mit Mr Omar Anwar?« Er nickte. »Firma Stark-McClure drüben in Rosevale, ja, sicher, ja, äh, wunderbar, okay, hören Sie, Mr Anwar, bei mir ist eine Polizeibeamtin …« Er lauschte, sah Morrow an, als würde über sie gesprochen, lächelte ein Siegerlächeln und sagte: »Gut. Dann sind Sie also einverstanden? Sämtliche Aufzeichnungen, Mr Anwar? Ausgezeichnet.« Mit plötzlich besorgtem Gesichtsausdruck nickte er und versuchte, den anderen zu unterbrechen. »Verstehe. Das ist rückzahlbar. Die komplette Anzahlung ist nicht rückzahlbar, aber diese ist es. Okay, das werde ich, ja, werde ich. Schön, wie gesagt, Sir, das ist absolut okay … okay? Nun falls Sie vorbeikommen möchten und sich ansehen wollen … okay, direkt zurück aufs Konto, okay, gut. Gut. Auf Wiedersehen.«
    Unterwürfig verneigte er sich, folgte dem Hörer bis zu seiner Station und legte auf. Er richtete sich auf, bemühte sich um ein kraftloses Lächeln und spreizte die Hände. »Hat die Bestellung abgesagt. Will sein Geld zurück. Und er sagt, Sie dürfen alles sehen.«

    Alex saß in ihrem Wagen auf dem Parkplatz und betrachtete die Fotokopien. Die Anzahlung war im Namen von Aamir Anwar geleistet worden. Bill Prescott erklärte ausführlich, dass die Anzahlung dazu diente, sich einen Platz auf der Lamborghini-Warteliste zu sichern, eine Anzahlung für den Wagen war das in dem Sinne nicht. Omar hatte die Bestellung storniert und wollte nun, dass die volle Summe auf Aamirs Konto zurück überwiesen wurde.
    Zweitausend Pfund waren kaum ein Beleg für internationalen Betrug in großem Stil. So viel hätte er auch so zusammensparen können.
    Die Quittungen bestätigten alles, was Omar am Vorabend gesagt hatte. Trotzdem beunruhigte sie das. Drei Kinder und ein religiöser Vater, der seinem

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