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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hervor, klappte sie auf und hielt sie in die Kamera. »DS Alex Morrow, Strathclyde CID.«
    Sie glaubte zu hören, wie die Stimme »verfluchte Schei…« sagte und dann brummte der Türsummer, das Schloss knackte und die Tür ging auf. Sie drückte dagegen und trat über zwei Stufen in einen kalten Betongang, hörte, wie die Tür hinter ihr wieder ins Schloss fiel. Sie ging durch eine weitere Tür drei Meter weiter hinten und befand sich in dem vornehmen Ausstellungsraum.
    Die Glasscheiben waren getönt und verliehen dem Raum eine abendliche Atmosphäre, wie in einem schicken, hauptsächlich von wohlhabenden Geschäftsleuten besuchten Hotel irgendwo im Ausland. Die Autos glänzten hier drinnen noch mehr, die Konturen waren ansprechend und die Farben strahlend, sie erinnerten an perfekte Kinder, die in einer Reihe aufgestellt darauf warteten, adoptiert zu werden.
    Eine Armee identischer Elektroöfen hatte sich über die Ausstellungsfläche verteilt, blies rumpelnd Hitze in den irrsinnig großen Raum, verlor aber die Schlacht gegen den feuchten Modergeruch. In der Entfernung zeichnete sich die Silhouette einer drallen Frau in Jogginghose und T-Shirt ab, die den Teppich unter einem der Wagen saugte.
    Ein Mann in Morrows Alter und ungefähr auch in ihrer Größe, baute sich höflich lächelnd vor ihr auf. Er sah nicht gut aus, war nicht groß, aber sehr gepflegt. Die grauen Schläfen in seinem ansonsten schwarzen Haar wirkten wie absichtlich hinein gefärbt. Sein grauer Anzug saß ausgezeichnet um die Schultern. Er lächelte und zeigte ihr eine perfekte Reihe überkronter Zähne. »Darf ich noch einmal Ihren Polizeidienstausweis sehen, bitte?«
    Sie zog ihn heraus und gab ihn ihm, wobei ihr auffiel,
dass er wusste, dass es Polizeidienstausweis hieß und nicht anders, was sie interessant fand. Er gab ihn ihr zurück und lächelte noch einmal genau dasselbe Lächeln. »Vielen Dank.«
    Sie konnte die Reihe von Emaillekronen nicht ansehen, ohne sich vorzustellen, wie sich ein Zahnarzt mit Hammer und Meißel an seinen Zähnen zu schaffen machte.
    »Wir müssen sehr vorsichtig sein«, erklärte er, »aufgrund der Werte, die wir hier anbieten. Also, was darf ich für Sie tun?«
    »Hat ein Mr Omar Anwar einen Wagen bei Ihnen vorbestellt?«
    »Hm, welches Modell?« Er lächelte, ließ sich nicht von der Bedrohlichkeit beeindrucken, die sie auszustrahlen versuchte. Morrow war ein bisschen beleidigt.
    »Lamborghini.«
    »Ah, ein Lamborghini …« Er verdrehte die Augen und ihr fiel auf, dass seine Zähne unten gelb und schief waren, als säßen sie in einem ganz anderen Mund. »… der böse Bube, der König.«
    »Ja, na ja, auf den Scheiß können Sie bei mir verzichten, ich möchte nur Ihre Aufzeichnungen sehen.«
    Der Mut verließ ihn. Das hätte sie nicht sagen sollen. Es war nicht nur das, was sie aus Brian gemacht hatte, alle waren es. Sie verwandelte jeden, mit dem sie zu tun hatte, in ein Arschloch. Früher war das nicht so gewesen. Sie dachte an Brian im Liegestuhl seiner Mutter und ihre Wut verebbte. »Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen … das war sehr unhöflich.«
    Der Mann zeigte wieder seine Zähne. »Ja, Schimpfwörter sind wirklich überflüssig.«

    Sie sah sich erneut im Ausstellungsraum um. »Feuchtigkeit?«
    Er seufzte. »Man riecht’s, nicht wahr? Mir wär’s ja egal, aber uns gehört das Haus, deshalb können wir nicht mit Auszug drohen. Unten läuft Wasser durch.« Er zeichnete eine Linie über den Boden. »Wir verklagen den Architekten.«
    »Gut«, sagte sie und versuchte freundlich zu sein.
    »Hören Sie, ich kann Ihnen ohne Durchsuchungsbefehl nicht einfach so jemandes Verkaufsakte zeigen. Ich muss meine Kunden schützen. Es wäre schlecht fürs Geschäft, wenn sich herumspräche, dass man sich auf unsere Diskretion nicht verlassen kann.«
    »Der Kunde hat nichts dagegen, dass wir uns die ihn betreffenden Aufzeichnungen ansehen. Ich kann ihn herbringen oder Sie rufen ihn an.«
    »Letzteres wäre wahrscheinlich angemessener.« Er strahlte wieder, diesmal noch breiter, als wäre sein Gesicht erst so richtig warmgelaufen. »Sie müssen wissen, viele Leute, mit denen wir ins Geschäft kommen …« Er nickte ihr vielsagend zu, lächelte und ging.
    Morrow stellte sich vor, dass Sie ihn fragen würde, ob seine Kunden Gangster oder Drogendealer waren, die sich von gestohlenem Geld Autos kauften. Sie stellte sich vor, dass sie ihm drohen würde, sich alle seine Aufzeichnungen anzusehen, die Wichser

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