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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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anerkennen. Irgendwie hatte das damals eine Rolle gespielt. Hätte sie seinen Namen getragen, hätte man bei der Zulassungsstelle für den Polizeidienst, vielleicht herausbekommen, wo sie herkam und wessen Tochter sie war, und sie nicht aufgenommen.

    Keiner von beiden sagte etwas, bevor sie nicht drei Stockwerke tiefer gefahren waren.
    »Ich bin gekommen, weil ich dich nach jemandem fragen möchte«, sagte Alex und holte ihr Handy heraus. Sie klickte sich durch die Bilder bis zu einem Foto, das sie am Abend zuvor auf der Straße aufgenommen hatte. Hinter dem Absperrband der Polizei stand Omar Anwar, so scharf wie sie ihn hatte erwischen können, er rauchte und wirkte niedergeschlagen. Sie zeigte Danny das Bild. »Kennst du den?«
    Danny verengte die Augen zu Schlitzen. »Nö«, sagte er, gab ihr das Telefon zurück und wechselte das Thema. »Hast du mal wieder jemanden gesehen?«
    »Nein.«
    »Lan Gallagher hat letzten Monat geheiratet.«
    Morrow lächelte. »Wer um Himmels Willen würde die heiraten?«
    »Du weißt doch, für jeden hässlichen Topf gibt’s einen noch hässlicheren Deckel.«
    Sie lächelte. Charme, der zur Scharte wurde. Damit kriegten sie einen rum, die McGrath-Männer.
    Noch bevor die Türen richtig offen waren, zwängte sich Danny heraus, durchquerte rasch die Lobby und verschwand durch eine Seitentür mit der Aufschrift »Tiefgarage«. Alex folgte ihm. Die Tür führte in einen kahlen Betonflur, in dem feuchtkalte Luft stand und der brutal von Neonröhren beleuchtet wurde. Sie bog um die Ecke und sah, dass Danny stehen geblieben war und auf sie wartete. Er hatte sich an einer Abzweigung des Gangs in eine Ecke gedrängt. »Wir haben Hunderte von Kameras anbringen lassen.« Er kreiste mit dem Finger über die Decke. »Ärger auf den Gängen. Ich weiß, wo sie sind … sag nichts …«

    Enttäuscht, weil sie nun nicht mehr umhinkam, zur Kenntnis zu nehmen, wie Danny lebte, ließ Alex die Schultern hängen. Danny ignorierte ihren vorwurfsvollen Blick, streckte die Hand nach ihr aus, und zog sie am Ellbogen ihres Mantels zu sich in die Ecke. Er nahm ihr das Handy aus der Hand, rief das Foto von Omar auf und betrachtete es.
    Alex fand es seltsam, so dicht beieinanderzustehen, ohne sich zu berühren. Sie spürte Dannys Atem im Genick. Es war wieder wie damals, als sie zusammen jung waren, als er ihr während einer Party in einem Schrank im Zimmer von Bosco Walker das Haschisch rauchen hatte beibringen wollen und sie ihm auf seine neuen Turnschuhe kotzte. Sie erinnerte sich, dass sie froh darüber war, weil die Turnschuhe geklaut gewesen waren. Bosco und Lan stammten alle aus einer lange vergangenen Zeit ihres Lebens und gehörten in ein Netz von Erinnerungen, das sie nie antastete, was dazu führte, dass diese, wenn sie doch einmal daran dachte, frisch und unmittelbar wirkten, fast wirklicher als das Grau, das sie jetzt umgab.
    Danny hielt ihr Handy hoch und gab es ihr zurück. »Der Junge ist von der Southside.«
    »Ich weiß. Hat er … du weißt schon …« Einem anderen Polizeibeamten gegenüber hätte sie gesagt »Dreck am Stecken«, aber zu Danny konnte sie das schlecht sagen.
    Er half ihr. »Ob er in irgendwas verwickelt ist?«
    »Genau.«
    »Nein, gute Familie, der Vater führt einen rund um die Uhr geöffneten Laden. Zwei von den Söhnen waren auf der St. Al’s, beide haben Uni-Abschlüsse, glaube ich.«
    »Ja«, sagte sie. »Der Jüngere hat Jura studiert.«
    »Ach ja?«

    Als sie sah, dass Danny dies in Gedanken abspeicherte, wünschte sie, sie hätte keine so genauen Angaben gemacht. Danny konnte Informationen Jahrzehnte speichern, bevor er sie verwandte. »Woher kennst du ihn?«
    »War früher bei den Young Shields. Ist aber ausgestiegen, und ich hab ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    Die meisten Asiaten gehören irgendwann einer Gang an, meist um sich vor anderen asiatischen Gangs zu schützen. Das hatte nichts damit zu tun, ob Omar gut oder schlecht war, sondern besagte nur, dass er mal jung war und Angst gehabt hatte. Alex Erfahrung nach kam das sowieso auf dasselbe heraus.
    »Erinnerst du dich an seinen Bruder?«
    Danny versuchte sich zu erinnern. »Bill?«
    »Ja.«
    »Großer sanfter Junge, hat sich nie jemandem angeschlossen.«
    Sie hörten, wie sich die Tür zur Lobby öffnete, Schritte und dann bog ein schicker junger Mann um die Ecke, erschrak, als er die beiden eng beieinander in dem ansonsten leeren Gang entdeckte. Er wandte den Blick ab und ging vorbei.
    Alex sah Danny

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