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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Handflächen von unten gegen meine Brust, schob mich beiseite und setzte sich auf, bevor sie sich die Bluse über den Kopf zog und sich mir zuwandte, dann locker an meinem Hemd zupfte. »Kannst du das vielleicht auch ausziehen?«
    Ich lächelte, nicht zuletzt über ihre Wangen, die so gerötet waren, dass ich es selbst im Kerzenschein sah. Ja, ich konnte, heute Nacht konnte ich dieses Hemd abstreifen, das sonst eins war mit meiner Erscheinung. Und weil ich schon dabei war, zog ich Schuhe und Strümpfe aus und zerging beinahe, als ich ihre nackten Fußrücken an meinen Sohlen spürte.
    Erst wanderten ihre Augen über meine Brust, dann ihre Hände. Sie ließ sich zurück auf die Decke sinken, und ich betrachtete, wie sich ihr Haar hinter ihr auffächerte, wie ihre Augen funkelten, aufgeregt, aber ohne Angst, und wie hell ihre Haut leuchtete gegen das Blau der Spitze. Es machte mich verrückt, wie Amber erschauerte, als ich ihren Bauch küsste, wie sie sich wand und kicherte, wenn ich sie dabei unabsichtlich kitzelte.
    Bebend tasteten ihre Hände nach dem Knopf an ihrer Hose; sie öffnete ihn und zog sie aus, schälte dann auch noch dieses bisschen Spitze von ihrer Haut.
    Das wäre der Moment gewesen, in dem wir hätten aufhören sollen. Ab dem wir uns mit dem hätten zufrieden geben sollen, was uns bis jetzt, in dieser Nacht, geschenkt worden war. Aber ich konnte ihr in diesem Moment nicht widerstehen und ich wollte es auch nicht. Nicht Amber, meinem Funny Girl.
    Ich sah ihr in die Augen, während ich mich vollends entkleidete, bereit, sogleich aufzuhören, falls ich ihr ansehen sollte, dass sie das nicht wollte. Aber sie hielt mich nicht auf, im Gegenteil.
    Ihren Körper ganz an meinem zu spüren, war der Himmel. Und wenn ich dafür erst hatte sterben und über hundert Jahre lang als verlorene Seele umherwandern müssen, dann war das kein zu hoher Preis dafür gewesen. Zu spüren, wie unsere Seelen im selben Rhythmus zu schwingen begannen, war das alles wert gewesen. Und dennoch zögerte ich.
    »Bist … bist du dir sicher, dass du das willst?«
    »Ja«, hauchte sie. »Ich will. Ichwillichwill.«
    Als ob ich oben auf einer Klippe stand, so war es für mich, und während der Wind verlockend über meine Haut strich und mir durch das Haar fuhr, breitete sich unter mir der Ozean aus. Ich ließ mich einfach fallen, in diesen Ozean, der Amber war. Und ich war kein Geist mehr, kein Sünder und keine verlorene Seele. Sondern nur Nathaniel.
    Einfach Nathaniel.

65
    Am-berrrr . Zwei Laute, ein doppelter Klang, so leise, so sanft, wie ein Einatmen, ein Ausatmen, die über mein Gesicht strichen. Nathaniels Augen, die in meine blickten, sein Mund, der sich auf meinen legte, und während ich mich an ihn klammerte, gab etwas in mir nach. Ich schluchzte auf und mit Nathaniel ging ich auf in Wärme und Seligkeit. Als würde ich nun zu etwas Strömendem, Fließendem, das ihn einhüllte. Mein Atem brandete auf und lief wieder aus wie die Wellen des Pazifiks, und wie von Wellen geschaukelt fühlte ich mich. Wellen, die höher und höher aufbrandeten und wieder ausliefen, langsam und sacht und doch mit wachsender Ungeduld. Frei und doch getragen war ich, ohne Halt und doch aufgehoben.
    Wie das Raunen des Windes, das Flüstern dürrer Blätter trieben Stimmen in mir herauf, von irgendwoher in der Ferne und doch so nah, genau wie die Schritte, die herankamen und sich wieder entfernten. Zu leise, zu weit entfernt, als dass ich erschrocken wäre, aber so nahe, dass ich verwirrt blinzelte. Stimmen und Schritte, die zart heranwogten und wieder verklangen. Das Geklapper von Pferdehufen, durch die Entfernung genauso gedämpft wie das Knirschen von Wagenrädern, ließ mich schmunzeln, und gleich noch mehr, als ich das Rattern eines Cable Cars und das Bimmeln seiner Glocke hörte. Blass und zart wie die die Lichtspiele eines alten, ruckelnden Filmprojektors huschten Bilder hinter meinen Augenlidern vorüber, genauso wackelig und verschwommen. Kinderfüße in weißen Kniestrümpfen und Lackschuhen, die um mich herumsprangen. Herrenschuhe marschierten mal energisch, mal in grüblerischer Langsamkeit an mir vorüber. Lange, dunkle Röcke mit einer gestärkten weißen Schürze glitten an mir vorbei, unter denen bei jedem Schritt raschelnd ein Rüschensaum und feste Schnürstiefeletten hervorblitzten und ihre vornehmeren Gegenstücke aus teuren Stoffen mit vielen Volants und teuren Spitzen. Elegante Pumps mit glitzernder Stickerei schritten, eilten und

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