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In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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und streckte meinen Arm nach ihm aus. Als er seine Hand um meine schloss, wirbelte ein kräftiger Luftstrom zwischen meinen Fingern hindurch.
    Abby wischte sich mit der freien Hand Tränen von den Wangen, Holly drückte sie fester an sich und sah mich aus feuchten Augen an. »Ich wünschte«, sagte sie weich, »ich könnte jetzt sagen, wir lassen Amber gehen, wenn auch schweren Herzens, und ihr beide könnt als Geistwesen für immer glücklich zusammen sein. Aber das wird nicht funktionieren. Keiner von uns weiß, ob Amber wirklich zu einem Schatten wird, wie Nathaniel einer ist. Und genauso wenig wissen wir, was weiter mit Nathaniel geschehen wird. Nur dass das kein gutes Ende nehmen kann, für keinen von euch, das ist uns allen wohl völlig klar.«
    »Wie kann ich das wiedergutmachen?« Nathaniels Stimme war kaum lauter als ein Atemzug.
    Das war der Moment, den ich am meisten gefürchtet hatte. Mein Blick traf sich mit dem von Matt; ich wartete nur auf eine bissige Bemerkung von ihm, dass Nathaniel am besten geradewegs zur Hölle fahren sollte, aber er blieb stumm. Er schaute mich einfach nur an, etwas Mitfühlendes, fast Weiches in seinem Blick. Einige Augenblicke herrschte Stille, bis Shane erst mich ansah, dann Nathaniel. Ich wusste sofort, was er sagen würde; es stand ihm ins Gesicht geschrieben. Seit Tagen hatten sie alle auf mich eingeredet, wieder und wieder, weil ich diese Worte einfach nicht hören wollte, es tat viel zu weh. In mir krampfte sich alles zusammen und ich begann zu zittern.
    »Wir sind uns nicht sicher«, kam es rau von ihm und fast wie entschuldigend, »aber wir glauben, dieses Band zwischen euch kann nur dann durchtrennt werden, wenn du kein Geistwesen mehr bist. Du musst auf die andere Seite, Nathaniel.«

75
    Als ob ich vor Gericht stand, so kam es mir vor, wie die vier mir gegenübersaßen. Und sie hatten jedes Recht, mich anzuklagen und zu verurteilen.
    Nie hatte ich Amber wehtun wollen, nichts lag mir ferner, als ihr Schaden zuzufügen – und nun hatte ich es doch getan. Auf die schlimmste nur denkbare Weise. Ich hatte sie zu mir gelockt, ich hatte sie verführt, und nun war ihr Dasein als menschliches Wesen in Gefahr, womöglich gar ihre unsterbliche Seele.
    Dass es ausgerechnet Shane war, der das Urteil über mich verkündete, traf mich am meisten. Shane, der im wahrsten Sinne des Wortes all das verkörperte, was ich nicht war und auch niemals sein konnte. Der in so vielen Dingen eine bessere Wahl war als ich. Und der Amber noch dazu nicht nur begehrte, sondern sie auch zu lieben begann; das konnte ich in seinen Augen lesen, wenn er sie anschaute.
    Was auch immer ich zu Lebzeiten gewesen war, was ich auch getan hatte, so zornig ich danach auch lange gewesen war – Amber hatte ich nie etwas Böses gewollt, dessen war ich mir immer sicher gewesen. Aber allmählich begann ich an mir zu zweifeln; ich konnte mir selbst nicht mehr trauen.
    Da waren die Momente gewesen, in denen ich davon träumte, sie würde zu meinesgleichen, ohne die Hindernisse, die Schranken, die uns unsere verschiedenen Gestalten und Kräfte setzten. Ohne die Zeit, die uns irgendwann zum Feind werden würde, weil sie ihr unterworfen war und ich nicht. Obwohl gerade ich doch wissen müsste, dass man dieses Schicksal niemandem wünscht, den man wirklich liebt. Schon gar nicht jemandem, der ein solches Schicksal so wenig verdiente wie Amber. Und genauso falsch war es von mir gewesen, in anderen Momenten davon zu träumen, vielleicht durch eine unerwartete Gnade wieder menschliche Gestalt anzunehmen, einen lebendigen, atmenden, pulsieren Körper zu erlangen. Das verdiente ich wiederum nicht; das war die Strafe für mein früheres Leben. Auf keinen Fall wollte ich Amber mit in diesen Abgrund reißen. Doch ich wusste nicht, wie ich das hätte verhindern können.
    »Ich kann nicht auf die andere Seite«, erwiderte ich heiser.
    Ich sah, wie die anderen verstohlene Blicke wechselten.
    »Du musst bereuen, was du verbrochen hast«, kam es schneidend von Matt. Matt, mit dem ich am wenigsten zurechtkam, ebenso wenig wie er mit mir. Wir hatten es versucht, Amber zuliebe, aber es ging einfach nicht. Vielleicht weil er der Nüchternste von ihnen war, der mit dem schärfsten Verstand, und weil er sich nicht von Gefühlen blenden ließ. Erst jetzt dachte ich, dass er vielleicht von Anfang an recht gehabt hatte mit seinem Misstrauen; wären wir uns unter anderen Umständen begegnet, hätten wir uns vielleicht ganz gut

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