In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
beseitigen!«
Pearce blickte immer noch unglücklich drein.
»Was ist mit Hayward? Hat Franklin versucht, auch Derry Hayward zu ermorden?«
»Hayward? Nein, er hatte keinen Grund, Hayward anzugreifen. Ich bin ziemlich sicher, dass ich weiß, wer Hayward angegriffen hat, doch das wird genauso schwierig zu beweisen sein. Doch immer hübsch eins nach dem anderen, Dave. Wir brauchen Tammy Franklins Aussage.«
»Möchtest du, dass ich alles erzähle, Dad?«
»Alles, mein Liebes«, sagte Hugh Franklin leise.
»Was auch immer es ist, wenn es die Wahrheit ist, musst du es erzählen, auch wenn es schmerzt. Nimm dir Zeit, Tam, und erzähl Mr Markby hier alles, was du weißt.« Er zögerte.
»Oder besser, erzähl mir alles, selbst wenn es etwas mit Onkel Simon zu tun hat.« Markby und Ginny Holding saßen im Wohnzimmer der Hazelwood Farm. Pogo war entfernt worden, doch sie hörten ihn leise in der Küche winseln, wo Franklin den Hund eingesperrt hatte. Markby hatte den Eindruck, dass Hugh Franklin im Verlauf der kaum vierundzwanzig Stunden seit ihrer letzten Begegnung eine Verwandlung durchlaufen hatte. Der Farmer war blass unter der Bräune, und sein Gesicht sah aus wie das eines Mannes, der krank gewesen ist. Doch er war ruhig und gelassen. Er hatte sich innerlich darauf vorbereitet, das Schlimmste zu erfahren.
»Ich weiß«, sagte Markby freundlich zu dem Kind,»dass die Hayward-Zwillinge deinen Rucksack mit deinen Schulbüchern darin genommen und vom alten Viadukt geworfen haben. Sie haben es uns selbst erzählt. Ihrer Aussage nach haben sie an jenem Abend hier auf der Farm angerufen und dir erzählt, wo der Rucksack ist. Stimmt das?«
»Ja, das haben sie.« In Tammys Augen blitzte ein Funke von Ärger, und ihre Wangen waren gerötet. Sie bedachte Markby mit einem raschen, abschätzenden Blick, dann sprudelte sie hervor:
»Ich mag die Haywards nicht. Ich hab sie noch nie gemocht! Ich bin nicht mit ihnen befreundet, auch nicht in der Schule! Es tut mir Leid, dass ihr Dad im Krankenhaus liegt, aber deswegen mag ich sie trotzdem nicht. Lynette hat mir den Rucksack weggenommen, als wir aus dem Schulbus ausgestiegen sind. Sie und ihre Schwester haben ihn sich gegenseitig zugeworfen. Sie wollten mich dazu bringen, hinter ihm herzuspringen und ihn zu fangen, aber ich hatte keine Lust auf ihre albernen Spielchen. Ich bin einfach davongegangen und hab sie stehen lassen.«
»Trotzdem war es ärgerlich, nicht wahr?«, fragte Markby.
»Weil du deine Hausaufgaben nicht machen konntest.« Tammy beruhigte sich ein wenig und nickte.
»Es war nicht meine Schuld, aber ich wollte es zu Hause nicht erzählen, weil ich keine Petze bin. Das ist auch der Grund, aus dem ich Miss Brady in der Schule nichts gesagt habe, als sie mich nach meinen Hausaufgaben gefragt hat.«
»Wenn diese Hayward-Zwillinge dich so oft geärgert haben, dann hättest du es mir sagen sollen, Tam«, brummte Hugh Franklin ärgerlich.
»Ich hätte mit ihrem Vater oder ihrer Mutter gesprochen und dem ein Ende gemacht!«
»Ich wollte dir nicht damit zur Last fallen, Dad. Du hattest deine eigenen Sorgen – die Farm, und … und Sonia.« Hugh ließ die breiten Schultern hängen und stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Ja, ich weiß. Aber nichts von alledem soll dir das Leben schwer machen, mein Kind.«
»Na ja, ich konnte jedenfalls nicht anders …« Tammy brach ab und lief dunkelrot an.
»Du konntest nicht umhin, Sonia und mich streiten zu hören, schätze ich«, sagte Hugh deprimiert.
»Ich kann nicht sagen, dass wir jemals versucht hätten, leise zu sein, wenn wir einen Streit hatten. Ich verstehe nun, was Jane gemeint hat. Ich bürde dir zu viel auf, nicht wahr? Ich wollte das nicht, Tammy. Hast du uns auch am Mittwochabend gehört?« Markby runzelte die Stirn.
»Mir wäre lieber, wenn Sie das Gespräch nicht führten, Mr Franklin.« Tammy funkelte ihn wütend an und antwortete demonstrativ an ihren Vater gewandt.
»Ja, Dad. Ich habe euch gehört. Ich saß mit Pogo oben und habe gesehen, wie Sonia aus dem Haus gestürmt ist. Ein wenig später hat das Telefon geläutet, und Lynette war am Apparat. Jedenfalls glaube ich, dass es Lynette war. Es ist fast genauso schwierig, die beiden am Telefon auseinander zu halten, wie wenn man sie vor sich sieht. Jedenfalls hat sie mir erzählt, wo mein Rucksack war. Sie hat es nicht erzählt, weil es ihr Leid getan hat, sondern weil sie Angst hatte, dass sie in Schwierigkeiten kommen könnte, sie und ihre Schwester. Na
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