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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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langsam,»ich schubse dich wirklich nicht gerne herum, aber du weißt selbst ganz genau, dass die Polizei heute wieder vorbeikommen und dir eine ganze Menge Fragen stellen wird, die meisten davon sehr persönlich. Du musst versuchen, dich ein wenig zusammenzureißen, und fang vor allen Dingen nicht an, den Bullen zu erzählen, du allein wärst an allem schuld! Sie sind zu nüchtern für so etwas!« Hugh saß immer noch auf dem Holzstuhl, doch er hatte sich inzwischen aufgerichtet, die Beine gestreckt und hielt das leere Glas in den ledrigen Händen. Er zuckte die Schultern.
    »Wir hatten einen höllischen Streit am Mittwochabend, wie Hund und Katze.«
    »Das beispielsweise musst du der Polizei nicht gerade auf die Nase binden.«
    »Doch, muss ich, weil es erklärt, warum sie nicht zurückgekommen ist. Sie ist schon früher über Nacht weggeblieben, weißt du, wenn wir Streit hatten – sie hat bei einer Freundin übernachtet oder manchmal sogar ein Zimmer im ›Crown‹ in Bamford gemietet.«
    »Worüber habt ihr gestritten?« Simon stellte sein eigenes leeres Glas vorsichtig auf die Abtropffläche der Spüle. Als er sich zum Fenster wandte, spiegelten sich die schweren, schwarzen Rahmen in den Scheiben, und man konnte sehen, wie dick die Fenster waren.
    »Das Übliche. Sie war gelangweilt. Wir gingen nie aus, wir haben nie Urlaub gemacht. Ich meine, ein Farmer kann doch gar nicht in Urlaub fahren, oder? Nur weil seine Frau gerne ein paar Tage weg will, selbst wenn er gerne mitkommen und sich irgendwo in die Sonne legen würde! Ich hab ihr gesagt, wenn sie unbedingt in Urlaub fahren will, kann sie doch eine Freundin mitnehmen. Das hat sie nur noch wütender gemacht. ›Ich habe einen Ehemann, und ich will verdammt noch mal mit ihm in Urlaub fahren, genau wie jede andere Frau auch!‹, hat sie geantwortet, oder besser gesagt, mir ins Gesicht geschrien.«
    »Und dann ist sie aus dem Haus gestürmt?« Hugh zögerte.
    »Nein. Wir haben noch eine Weile weitergestritten. Ich schlug ihr vor, für eine Woche oder so zusammen mit Tammy wegzufahren. Sie … sie wollte nicht mit Tammy fahren.« Also hatten sie wegen der kleinen Tammy gestritten.
    »Ich hab Tammy im Wohnzimmer getroffen«, sagte Simon.
    »Sie nimmt alles sehr gelassen auf.«
    »Ja, sie ist ein gutes Kind«, murmelte Hugh.
    »Macht nie Ärger oder Scherereien.«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn sie es täte. Hat sie wegen Sonia geweint?« Hugh ließ erneut die breiten Schultern hängen, diesmal um anzudeuten, dass er es nicht wusste. Simon wurde allmählich zornig.
    »Hat sie irgendwas gesagt?«, hakte er nach.
    »Irgendetwas?«
    »Nicht viel. Sie mochte Sonia nicht besonders. Sonia hat es versucht, weißt du, aber Tammy konnte sich einfach nicht für sie erwärmen, schätze ich.«
    »Vielleicht war Sonia nicht der mütterliche Typ. Du hast sehr schnell wieder geheiratet, nachdem Penny tot war, das weißt du.« Hugh sah ihn gereizt an.
    »Was hätte ich denn tun sollen? Ich hatte eine junge Tochter. Nein, das klingt, als hätte ich Sonia nur wegen Tammy geheiratet, und das stimmt nicht. Ich habe Penny geliebt, denn es ist möglich, sich noch einmal zu verlieben, oder jedenfalls dachte ich das. Ich habe mich jedenfalls in Sonia verliebt. Ich dachte, sie würde mich ebenfalls lieben. Sie hat Penny nicht ersetzt – das konnte und wollte sie gar nicht. Ich bin sicher, Tammy wusste das. Aber sowohl Tammy als auch ich mussten irgendwie weitermachen, mussten lernen, ein Leben ohne Penny zu führen. Tammy hat ihr ganzes Leben lang auf der Farm gelebt. Man sieht den Tod auf vielerlei Art während eines Jahres auf einer Farm, aber man sieht auch, wie überall neues Leben entsteht. Ich habe mit Tammy darüber gesprochen und versucht, ihr das Leben und den Tod zu erklä ren. Ich habe mit beiden darüber gesprochen.« Simon hatte seine Zweifel über das Ausmaß der Unterhaltung, doch er konnte seinem Bruder nicht das Gegenteil vorhalten. Er hätte liebend gerne gesagt: Mit mir hast du nicht darüber geredet! Hättest du es getan, hätte all das vielleicht vermieden werden können! Ich hätte dich gewarnt … An der Tür war eine Bewegung, und beide drehten die Köpfe. Keiner von beiden hatte eine Idee, wie lange das Kind bereits dort stand und ihrer Unterhaltung lauschte. Tammys blasses Gesicht war ausdruckslos wie eh und je, nur ihre Augen wirkten erschöpft.
    »Da kommt ein Mann zur Tür«, sagte sie.
    »Er hat keine Uniform an, nur ganz gewöhnliche Sachen, aber ich

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