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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Frage, eine ganz spezifische Frage. Und wenn Meredith solch eine Frage stellte, dann deshalb, weil die Antwort wichtig war.
    »Warum willst du das wissen?«, antwortete er genauso beiläufig. Ihre beiläufige Maske fiel von ihr ab. Sie schob eine widerspenstige Strähne dunkelbrauner Haare aus der Stirn.
    »Wahrscheinlich klingt es albern.«
    »Nichts, was du jemals gesagt hast, klang auch nur entfernt albern.«
    »Danke, aber es gibt immer ein erstes Mal, und diesmal ist es wahrscheinlich so weit. Gestern Morgen bin ich mit einem späteren Zug zur Arbeit gefahren. George Biddock hat mit dem Bau meines Vordachs angefangen.«
    »Und?«, fragte Markby abgelenkt.
    »Wie kommt er voran?«
    »Einigermaßen. Na ja, eine Katze ist über das nasse Fundament gelaufen, und George war deswegen aufgebracht. Was die Eisenbahn angeht, sie arbeiten an den Schienen, weißt du? Dadurch entstehen Verspätungen. Wir waren gerade aus dem Bahnhof von Bamford, als wir auch schon wieder vor dem Viadukt stehen geblieben sind, ungefähr fünf Minuten lang. Ich hab aus dem Fenster gesehen, und da hing ein großer grüner Frosch an einem Ast, der mich geradezu anzustarren schien.«
    »Ein Frosch?«, fragte Markby vorsichtig.
    »Kein echter Frosch, nein. Es war so ein Plüschding, eine Tasche, ein Rucksack oder so. Sind im Moment bei den Teenagern sehr beliebt. Es erschien mir so merkwürdig, mitten im Nichts, meilenweit von jedem Haus entfernt. Außerdem ist die Böschung neben den Gleisen nicht ungefährlich, oder? So dicht an den Schienen, wo die Züge vorbeibrausen.«
    »Allerdings«, sagte Markby.
    »Obwohl es aus den verschiedensten Gründen immer wieder Menschen gibt, die sich bei den Schienen herumtreiben. Genauso wie die Leute an den merkwürdigsten Stellen ihren Abfall entsorgen.«
    »Ich weiß, aber dieser Frosch war kein Abfall. Er sah ziemlich neu aus, sauber, in gutem Zustand.« Sie lachte verlegen.
    »Ich sage nicht, dass es irgendetwas mit deiner Morduntersuchung zu tun hat.«
    »Es ist nicht meine Morduntersuchung. Pearce leitet den Fall.«
    »Du bist sein Boss.«
    »Das Geheimnis erfolgreicher Führungsarbeit besteht darin, zu wissen, wann man delegieren muss.« Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Morgen früh, falls du frei hast, könnten wir zu der Stelle fahren, und du kannst es mir zeigen. Glaubst du, dass du die Stelle wiederfindest? Den Baum, meine ich?«
    »Ich bin ziemlich sicher. Es war kurz vor dem Pfeiler des Viadukts.«
    »Also gut. Können wir das Thema für den Rest des Abends beenden?« Er schlug die Speisekarte wieder auf.
    »Das Schweinefleisch in Cidre klingt gut.« Es war ihnen nicht vergönnt, den Rest des Abends unbehelligt von den Problemen der Franklin-Familie zu verbringen. Für Markby war es offensichtlich, dass seine Begleiterin etwas im Sinn hatte. Ganz gleich, worüber sie sich unterhielten, Meredith war abwesend. Als sie schließlich beim Kaffee angelangt waren, fühlte er sich gezwungen einzulenken.
    »Also schön, was noch? Du brütest über irgendeiner Sache.«
    »Du wolltest nicht mehr über die Franklins reden«, antwortete sie vorsichtig.
    »Nein, ich möchte mich mit dir über andere Dinge unterhalten. Aber da ich nur deine halbe Aufmerksamkeit habe, ist es vielleicht einfacher, wenn wir erst über das reden, was dir auf der Seele liegt.« Sie zögerte, nahm ein Stück Mintschokolade, das mit dem Kaffee gekommen war, und wickelte es sorgfältig aus seiner Silberfolie.
    »Ich muss daran denken, wie schnell Hugh Franklin nach dem Tod seiner ersten Frau wieder geheiratet hat. Mir ist bewusst, dass Simon eine Erklärung dafür hat, aber es erscheint mir trotzdem verdammt schnell. Es muss ziemlich schwer gewesen sein für das Kind.«
    »Keine Ahnung, wie alt seine Tochter ist«, gestand Markby.
    »Aber je jünger, desto verständlicher wird die schnelle erneute Heirat.« Er ließ den Blick durch den vollen Raum schweifen. Das Red Lion mochte Kundschaft aus weitem Umkreis anziehen, doch es war und blieb das Pub der Einheimischen, und Markby bemerkte einen großen Anteil an roten Gesichtern und alten Pullovern. Soeben hatte ein älterer Mann das Lokal betreten, mit wettergegerbter, beinahe walnussbrauner Haut, einer heruntergekommenen flachen Mütze auf dem Kopf und einer antiken Uhrenkette über seiner altmodischen Weste. Er bewegte sich mit steifen, stelzenden Schritten und hielt sich leicht vornübergebeugt. Nahezu ein halbes Dutzend der bereits anwesenden Gäste begrüßte

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