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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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hatte. Er wusste, dass er es zumindest versuchen sollte, und jetzt, neben seiner Tochter beim Spülbecken, war ein genauso guter Zeitpunkt wie jeder andere.
    »Das alles tut mir wirklich sehr Leid, Tam.« Es klang lahm, doch es war das Beste, was ihm einfallen wollte. Die Suche nach mehr Worten, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, war wie ein Blick in einen leeren Eimer. Hugh war nie wie Simon gewesen. Simon konnte mit Worten umgehen. Simon war imstande, immer das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen, wenigstens war es Hugh stets so vorgekommen, mit einer mühelosen Leichtigkeit, die Hugh an seinem Bruder schon beneidet hatte, als sie beide noch Kinder gewesen waren. Simon hatte immer für sie beide geredet, dachte Hugh nun.
    »Ist nicht deine Schuld, Dad.« Tammy klang gefasst wie stets, und er fragte sich, ob er sich die Anspannung in ihrer Stimme vielleicht nur eingebildet hatte.
    »Sie hat sich alle Mühe gegeben. Sonia, meine ich«, fuhr er fort.
    »Ich weiß, du hast sie nicht besonders gemocht, Tam, aber es war auch für sie nicht leicht.«
    »Dann hätte sie nicht herkommen sollen, oder?« Tammy drehte sich zu ihm. Er sah ihr kleines, weißes Gesicht und war schockiert über den Vorwurf in ihren Augen. Er verhaspelte sich.
    »Ich hatte gedacht, du hättest es verstanden. Es war nicht so, dass ich deine Mum nicht geliebt hätte. Du weißt, dass es nicht so war. Aber das Leben geht weiter.« Ihm dämmerte, dass er seine Worte nicht schlimmer hätte wählen können. Für Sonia war das Leben zu einem abrupten und schockierenden Ende gekommen. Tammy hatte ein Geschirrtuch zur Hand genommen und angefangen, das Steingut abzutrocknen, um es sorgfältig an den richtigen Platz zurückzustellen, die Teller hier gestapelt, die Tassen dort an den Haken, Messer und Gabeln in ihre separaten Fächer in der Schublade.
    »Ich dachte, es wäre gut für dich, Tammy«, begann Hugh verlegen.
    »Ich dachte, ein heranwachsendes Mädchen wie du brauchte eine Frau im Haus. Jemanden, mit dem sie reden kann. Ich hätte dir bestimmt nicht helfen können, wenn du über Kleider und Frisuren und so weiter hättest reden wollen, oder? Ich weiß doch gar nichts darüber.«
    »Ich wollte nie aussehen wie Sonia«, sagte Tammy voller Widerwillen.
    »All dieses Make-up und die lackierten Fingernägel.« Hugh meinte, seine verstorbene Frau verteidigen zu müssen.
    »Sie hat immer sehr hübsch ausgesehen, Tammy«, sagte er.
    »Und das ist schließlich nichts Schlimmes.« Vielleicht war es letzten Endes doch schlimm gewesen. Hugh wandte den Kopf, um aus dem Fenster über dem Spülbecken nach draußen zu sehen und sich ein wenig Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, was er als Nächstes sagen sollte. Tammys direkter Blick aus den grauen Augen schien durch Haut und Knochen hindurchzugehen und in sein tiefstes Inneres vorzudringen. Er konnte sich natürlich abwenden und nach draußen gehen und die Konversation beenden. Wenn er sie weiterführte, machte er die Dinge aller Wahrscheinlichkeit nach nur schlimmer, genau wie bei seinen zahlreichen Streits mit Sonia. Doch wenn er sich abwandte, lief er davon. Davonlaufen, dachte er melancholisch. Das war es, was er bei emotionalen Konfrontationen stets getan hatte. Hatte dieses Versagen die Tragödie mit heraufbeschworen? Er hatte sich seit ihrem Tod diese Frage wieder und wieder gestellt. Und die Antwort war stets die gleiche gewesen, ein mitleidloses, grausames Ja! Ein überraschender Anblick auf dem Farmhof riss ihn abrupt aus seinen Gedanken und ersparte ihm die Notwendigkeit, weitere Worte für seine Tochter zu finden. Eine kleine Gruppe näherte sich dem Haus, bestehend aus Mr und Mrs Smith und den drei Kindern. Es war ungewöhnlich, dass alle fünf zusammen auftauchten. Wenn Danny zur Farm kam, näherte er sich üblicherweise bis zur Küchentür und blieb dort stehen. Nur ganz selten überschritt er die Schwelle und nahm auf einem der Küchenstühle Platz. Häufig hatte er einen alten, aus Lumpen zusammengenähten Sack dabei, zur Hälfte gefüllt mit unterwegs gesammeltem Feuerholz. Heute war es anders. Heute kamen alle Smiths zusammen und in ihrem Sonntagsstaat. Danny war in einen schwarzen Anzug gezwängt, den er wahrscheinlich bereits bei seiner Hochzeit getragen hatte, dem Schnitt nach zu urteilen. Zilpah glänzte in einem zeltartigen Kleid aus einem purpurfarbenen Samtstoff, der ihr das Aussehen einer römischen Imperatorin verlieh. Sie war mit Juwelen geschmückt, wo auch immer ein Platz

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