Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
uns nach Hause gehen.« Er grinste.
    »Zu mir oder zu dir?«
    KAPITEL 6

    »ALLES IN Ordnung, Tam?« Hugh Franklin blieb in der Küchentür stehen. Seine Tochter stand am Spülbecken und wusch das Geschirr vom Frühstück ab. Sie hatten kein modernes Edelstahl-Spülbecken, sondern immer noch einen altehrwürdigen, glasierten Steintrog von imposanten Proportionen, über dem ein überdimensionaler Kaltwasserhahn angebracht war. Zum Abwaschen musste sich Tammy auf die Zehenspitzen stellen, damit sie die Tiefen des Steintrogs erreichte. Über dem Steinbecken zischte die Bereitschaftsflamme eines kleinen Gasboilers, der auf einen Knopfdruck hin warmes Wasser bereitete, das Minuten später durch Drehen des abgebrochenen Plastikhahns in das Spülbecken eingelassen werden konnte. Die Apparatur war zum Zeitpunkt ihres Einbaus vor mehr als dreißig Jahren der Gipfel an Haushaltskomfort gewesen.
    »Endlich muss ich nicht mehr immer erst den Kessel aufsetzen, wenn ich abwaschen möchte!«, hatte Hughs Mutter damals voller Freude gerufen. Sonia war anderer Meinung gewesen.
    »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie alt dieses Ding ist? Wahrscheinlich ist es sogar gefährlich! Es könnte vor meinem Gesicht explodieren!« Das Steingut-Spülbecken hatte ebenfalls ihren Unmut erweckt.
    »Um alles in der Welt, Hugh, dieses Ding gehört nach draußen auf die Weide! Es ist so groß, dass das Vieh daraus trinken kann!« Sie hatte sich eine neue, moderne Küche gewünscht. Hugh hatte ihrem Wunsch nicht gleichgültig gegenübergestanden, doch das Geld dafür hatte gefehlt, so einfach war das.
    »Eines Tages«, hatte er ihr versprochen. Sie hatte nur ungläubig geschnaubt.
    »Alles in Ordnung, Dad«, sagte Tammy und streckte sich nach dem Wasserhahn. Mit ihren kleinen Händen schaffte sie es gerade so, ihn zu erreichen, und sie benötigte alle beide, um ihn zu drehen. Hugh Franklin durchquerte die Küche in der Absicht, seiner Tochter zu helfen, doch sie schaffte es, bevor er bei ihr angekommen war. Kaltes Wasser lief aus dem Hahn, und sie begann, das gewaschene Geschirr abzuspülen. Vorsichtig stellte sie ein Stück nach dem anderen auf das hölzerne Abtropfgestell, das regelmäßig geschrubbt werden musste und ein weiteres der vielen Dinge war, die Sonia verabscheut hatte. Hugh erinnerte sich noch, dass seine Mutter es mit Soda gemacht hatte. Sonia hingegen hatte einen modernen Küchenreiniger verwendet und eine Menge Bleiche dazu, während sie unablässig missmutig vor sich hin gemurmelt hatte, wie unhygienisch das alles war und wie sehr es ihren Händen schadete, obwohl sie Gummihandschuhe getragen hatte.
    »Ich weiß nicht, wie lange ich deiner Meinung nach noch mit diesem altmodischen Mist weitermachen soll.« An all dies musste Hugh denken, während er beobachtete, wie sich seine junge Tochter abmühte, und sein Gefühl, mitten auf einem Ozean zu treiben ohne jedes Land ringsum, nahm zu. Simon glaubte, dass das, was Hugh empfand, Trauer wegen Sonia war. Doch Hugh wusste es besser. Wenn er an Sonia dachte, verspürte er Schuldgefühle. Auch das verstand Simon falsch, wenn Hugh darüber zu sprechen versuchte. Er glaubte, die Schuldgefühle rührten daher, dass Hugh meinte, seine Frau enttäuscht zu haben. In Wirklichkeit war Hughs Erleichterung die Ursache, dass sie nun aus seinem Leben verschwunden und die Bürde von seinen Schultern genommen worden war. Er schämte sich zutiefst deswegen, doch er konnte es nicht abstreiten. Er und Sonia hatten längst das Ende der Achterbahn erreicht, das ihre kurze Ehe gewesen war. Unglücklicherweise hatte der Wagen, in dem sie gesessen hatten, keine Bremsen gehabt, und ihr Schicksal war es gewesen, mit einem mächtigen Krach gegen den Prellbock am Ende der Bahn zu rasen. Sonia war in ihrem Innern so voller Wut gewesen. Eine tief sitzende, schwelende Wut gegen ihn, gegen die Farm und gegen das Leben, das sie führte. Er für seinen Teil hatte angefangen, die Schönheit zu hassen, die er einst so bewundert hatte, und er hätte alles darum gegeben, diese anklagende, tyrannisierende Stimme zum Schweigen zu bringen. Janes Frage, wie Tammy all das aufnahm, hatte Hughs Gewissen noch schmerzlicher aufgewühlt. Er wusste nicht, wie seine Tochter zurechtkam, weil er sie nicht gefragt hatte. Und er hatte sie nicht gefragt, weil er nicht gewusst hatte, wie er dies anstellen sollte, doch das konnte er gegenüber Tammys Lehrerin nicht zugeben. Obwohl sie, wie er ironisch dachte, das wahrscheinlich längst gemerkt

Weitere Kostenlose Bücher