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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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sicher nicht, Jane.« Jane schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, das würde ich gar nicht erwarten … Hör mal, ich kenne ein Pub. Es ist gar nicht weit von hier.«
    »Wäre auch so kein Problem. Ich bin mit dem Wagen da.« Jane blickte an ihrer vom Regen fleckigen Garderobe hinunter.
    »Vielleicht suchen wir erst mal eine Toilette hier im Gebäude. Ich könnte mich ein wenig frisch machen, bevor wir gehen.« Die Damentoilette lag tief im Innern des Gebäudes. Der Weg dorthin führte über eine Steintreppe, an Rohren vorbei, die mit Spinnweben übersät waren, und schließlich zu einer Tür mit einem Schild, auf dem eine Gestalt im Rock zu sehen war. Meredith stieß sie auf. Jemand war vor ihnen eingetroffen. Die Rothaarige von der Verhandlung stand vor dem Spiegel an der Wand gegenüber der Tür und zog sorgfältig ihren geranienroten Lippenstift nach. Sie sah die Neuankömmlinge im Spiegel und begegnete Merediths Blick mit kühler Abschätzung.
    »Verzeihung«, murmelte Jane und ging in das Häuschen. Die Rothaarige ließ den Lippenstift in ihre Handtasche fallen und wandte sich um.
    »Sie waren bei der Verhandlung«, stellte sie fest.
    »Sie haben ganz hinten gesessen.« Ihr Tonfall hatte etwas Anklagendes, und Merediths Nackenhaare richteten sich auf.
    »Ja«, erwiderte sie frostig. Aus der Nähe betrachtet war die Frau nicht so jung, wie sie aus der Ferne gewirkt hatte. Meredith schätzte sie auf Ende dreißig, Anfang vierzig, doch ihre Figur verriet regelmäßige Besuche in einem Fitnesscenter. Das Kostüm war, wie Meredith nun erkannte, nicht schwarz, sondern tief dunkelblau. Es sah kostspielig aus, genau wie der navyfarbene Seidenschal mit Blumenmuster in einer Farbe, die exakt zum Lippenstift passte und kunstvoll um ihren Hals und die Schulter geworfen war. Sie war offensichtlich keine Anhängerin von Schmuck, denn in ihren Ohren saßen nur kleine Perlenstecker. Darüber hinaus trug sie eine goldene Armbanduhr, jedoch keine Ringe und keine Armbänder.
    »Was interessiert Sie an dem Fall?«, fragte die Frau brüsk.
    »Privat.« Die Rothaarige erkannte in Meredith eine Persönlichkeit, die der ihren ebenbürtig war, und dass ihre Frage in eine Sackgasse führte. Sie taute ein wenig auf.
    »Mein Name ist Bethan Talbot. Ich war Sonias älteste und beste Freundin. Wir sind gemeinsam zur Schule gegangen.«
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte Meredith.
    »Mein Name ist Meredith Mitchell.« Überraschenderweise kannte Miss Talbot diesen Namen.
    »Sie sind eine Freundin von James Holland, dem hiesigen Vikar, nicht wahr? Er hat Ihren Namen erwähnt.« Dies schien Miss Talbot als ausreichender Grund für Merediths Anwesenheit bei der Verhandlung zu genügen. Sie fragte nicht noch einmal unverblümt nach einer Erklärung. Stattdessen sagte sie entschieden:
    »Er hat es getan, wissen Sie?«
    »Wer?«, fragte Meredith.
    »Was?« Bethan holte tief und hörbar Luft.
    »Tun Sie nicht so. Wir alle wissen, dass Hugh der Mörder von Sonia ist.« Meredith hielt es für richtig, sie darauf hinzuweisen, dass die polizeilichen Ermittlungen noch im Gang waren. Was ihr ein weiteres ärgerliches Zischen einbrachte.
    »Er wird nicht damit durchkommen. Ich werde dafür sorgen, dass er seine gerechte Strafe erhält, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!« Eine unglückliche Phrase, dachte Meredith. Wir wissen nie, was das Letzte sein wird, das wir tun. Sie fragte sich, ob Sonia Franklin gewusst hatte, dass ihr spätabendlicher Spaziergang das Letzte war, was sie in diesem Leben tun würde. Doch inzwischen dämmerte Meredith eine andere Erkenntnis.
    »Sind Sie rein zufällig Simon Franklins frühere Freundin?«
    »Oh, Sie kennen Simon ebenfalls? Ja. Ich habe die beiden miteinander bekannt gemacht. Sonia und Hugh, meine ich. Der größte Fehler, den ich jemals begangen habe. Ein absolutes Desaster. Ich weiß überhaupt nicht, was in die arme Sonia gefahren ist. Was hat sie in diesem Mann gesehen? Hugh ist nicht Simon, um Gottes willen! Ich wünschte, ich hätte Sonia gewarnt, auf was für einen absoluten Bauerntölpel sie sich da einlässt! Aber sie hat es selbst bald genug herausgefunden. Ich hab alles darüber gehört. Er las nie ein Buch, hat in seinem Leben noch kein Theater besucht, hat seine Farm nie länger als fünf Minuten verlassen und denkt nicht mal im Traum an einen Urlaub. Dann war da noch das Mädchen. Ich hätte sie warnen müssen, worauf sie sich damit einlässt. Ich kannte dieses Kind. Es war häufig und viel bei Simon.

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