In einem anderen Land
Tenente?»
«Was ist denn los?»
«Etwas sehr Ernstes.»
Ich sah mich um. Das Zimmer war dunkel. Ich sah das Wasser vom Fenster auf dem Fußboden. «Kommen Sie herein», sagte ich. Ich zog ihn am Arm ins Badezimmer, riegelte die Tür zu und drehte das Licht an. Ich saß auf dem Rand der Badewanne.
«Was ist denn los, Emilio? Sind Sie in der Klemme?»
«Nein. Sie, Tenente.»
«So?»
«Man will Sie morgen früh verhaften.»
«So?»
«Ich kam, um es Ihnen zu sagen. Ich war unten in der Stadt, und ich hab's in einem Café gehört.»
«Hm.»
Er stand in seinem nassen Mantel vor mir, hielt seinen nassen Hut in der Hand und sagte nichts.
«Warum will man mich verhaften?»
«Für etwas, das mit dem Krieg zusammenhängt.»
«Wissen Sie was?»
«Nein. Aber ich weiß, daß die Leute wissen, daß Sie schon früher mal als Offizier hier waren und jetzt ohne Uniform hier sind. Nach diesem Rückzug verhaften sie jeden.»
Ich dachte eine Minute nach.
«Um wieviel Uhr kommen sie, um mich zu verhaften?»
«Am Morgen. Ich weiß nicht, um wieviel Uhr.»
«Was raten Sie mir?»
Er legte seinen Hut in das Waschbecken. Er war sehr naß, und das Wasser war auf die Erde getropft.
«Wenn Sie nichts zu fürchten haben, bedeutet eine Verhaftung nichts. Aber es ist immer unangenehm, verhaftet zu werden - hauptsächlich jetzt.»
«Ich will nicht verhaftet werden.»
«Dann gehen Sie in die Schweiz.»
«Wie?»
«In meinem Boot.»
«Es stürmt», sagte ich.
«Der Sturm ist vorbei. Es ist bewegt, aber es wird gehen.»
«Wann sollen wir aufbrechen?»
«Sofort. Man kommt vielleicht morgen ganz früh, um Sie zu verhaften.»
«Was wird aus unserem Gepäck?»
«Packen Sie alles. Sagen Sie der Gnädigen, daß sie sich anziehen soll. Ich werde mich darum kümmern.»
«Wo finde ich Sie?»
«Ich werde hier warten. Ich will nicht, daß mich irgend jemand auf dem Gang sieht.»
Ich öffnete die Tür, schloß sie und ging ins Schlafzimmer. Catherine war wach.
«Was ist los, Liebling?»
«Es ist alles in Ordnung, Cat», sagte ich. «Möchtest du dich gleich anziehen und in einem Boot in die Schweiz rudern?»
«Möchtest du?»
«Nein», sagte ich. «Ich möchte wieder ins Bett.»
«Worum ha ndelt es sich denn?»
«Der Barmixer hat gesagt, daß sie mich morgen früh festnehmen werden.»
«Ist der Barmixer verrückt?»
«Nein.»
«Dann beeil dich bitte, Liebling, und zieh dich an, damit wir aufbrechen können.» Sie setzte sich auf die Kante des Bettes. Sie war noch verschlafen. «Ist der Barmixer im Badezimmer?»
«Ja.»
«Dann werde ich mich nicht waschen. Bitte, sieh zur Seite, Liebling. Ich bin in einer Minute angezogen.»
Ich sah ihren weißen Rücken, als sie ihr Nachthemd auszog, und dann sah ich weg, weil sie es wollte. Sie fing an, durch das Baby etwas dicker zu werden, und sie wollte nicht, daß ich sie so sah. Ich zog mich an, während ich den Regen auf den Scheiben hörte. Ich hatte nicht viel zum Einpacken.
«In meiner Tasche ist noch viel Platz, Cat, falls du welchen brauchst.»
«Ich habe beinahe fertig gepackt», sagte sie. «Liebling, ich bin schrecklich dumm, aber warum ist der Barmixer im Badezimmer?»
«St! Er wartet, um unsere Sachen hinunterzutragen.»
«Er ist furchtbar nett.»
«Es ist ein alter Freund von mir», sagte ich. «Ich habe ihm einmal beinahe Pfeifentabak geschickt.»
Ich sah durch das offene Fenster hinaus in die dunkle Nacht. Ich konnte den See nicht sehen, nur die Dunkelheit und den Regen, aber der Wind hatte sich etwas gelegt.
«Ich bin fertig, Liebling», sagte Catherine.
«Schön.» Ich ging an die Badezimmertür. «Hier sind die Reisetaschen, Emilio», sagte ich. Der Barmixer nahm die beiden Taschen.
«Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns zu helfen», sagte Catherine.
«Das ist doch nichts, meine Gnädigste», sagte der Barmixer. «Ich helfe Ihnen gern, wenn ich selbst nicht dadurch in die Klemme komme. Hören Sie», sagte er zu mir, «ich trage die Taschen über die Hintertreppe hinunter und ins Boot. Sie gehen hinaus, so als ob Sie Spazierengehen wollten.»
«Es ist eine herrliche Nacht für einen Spaziergang», sagte Catherine.
«Es ist schon eine schlimme Nacht.»
«Ich bin froh, daß ich einen Regenschirm habe», sagte Catherine.
Wir gingen den Gang entlang und die breite, mit dicken Teppichen belegte Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe an der Tür saß der Portier an seinem Pult.
Er machte ein erstauntes Gesicht, als er uns erblickte.
«Sie gehen doch nicht
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