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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Uhr zeigte ein Viertel nach vier. Laut sagte ich: «Bestellen Sie Graf Greffi, daß ich um fünf Uhr im Billardzimmer sein werde.»
    Um Viertel vor fünf küßte ich Catherine Lebewohl und ging ins Badezimmer, um mich anzuziehen. Als ich meinen Schlips vor dem Spiegel band, erschien ich mir in meinen Zivilsachen ganz fremd. Ich mußte daran denken, noch Hemden und Socken zu kaufen.
    «Wirst du lange weg sein?» fragte Catherine. Sie sah wunderschön im Bett aus. «Willst du mir bitte die Bürste geben?»
    Ich sah zu, wie sie ihr Haar bürstete. Sie hielt ihren Kopf so, daß das ganze Gewicht ihres Haares auf einer Seite war. Draußen war es dunkel, und das Licht über dem Bett schien auf ihr Haar und auf ihren Hals und ihre Schultern. Ich ging hinüber und küßte sie und hielt ihre Hand mit der Bürste fest und ihr Kopf sank auf das Kissen zurück. Ich küßte ihren Hals und ihre Schultern. Mir war schwindlig, so sehr liebte ich sie.
    «Ich will nicht hinuntergehen.»
    «Ich will nicht, daß du hinuntergehst.»
    «Dann gehe ich nicht.»
    «Doch. Geh! Es ist ja nur für kurz, und dann kommst du wieder. »
    «Wir wollen hier oben essen.»
    «Beeile dich und sei schnell zurück.»
    Ich fand Graf Greffi im Billardzimmer. Er übte einige Stöße und sah sehr zart aus unter der Beleuchtung, die über dem Billardtisch hing. Auf einem Kartentisch etwas außerhalb des Lichtscheins stand ein silberner Eiskühler, aus dem die Korken und Hälse von zwei Champagnerflaschen herausragten. Graf Greffi richtete sich auf, als ich mich dem Tisch näherte, und kam mir entgegen. Er streckte mir die Hand entgegen. «Es ist mir eine so große Freude, daß Sie hier sind. Es ist sehr liebenswürdig von Ihne n, daß Sie heruntergekommen sind, um mit mir zu spielen.»
    «Es war sehr freundlich von Ihnen, mich aufzufordern.»
    «Geht es Ihnen ganz gut? Man hat mir erzählt, daß Sie am Isonzo verwundet wurden. Ich hoffe, es geht Ihnen wieder gut.»
    «Mir geht's sehr gut. Und wie geht es Ihnen?»
    «Ach, mir geht es immer gut. Aber ich werde alt. Ich entdecke jetzt Alterserscheinungen.»
    «Das kann ich nicht glauben.»
    «Doch. Wollen Sie eine wissen? Es wird mir leichter, mich auf italienisch zu unterhalten. Ich laß es mir ja nicht durchgehen, aber wenn ich müde bin, finde ich, daß es mir viel leichter fällt, Italienisch zu sprechen. Daran sehe ich, daß ich alt werde.»
    «Wir könnten Italienisch sprechen. Ich bin auch ein bißchen müde.»
    «Ja, aber wenn Sie müde sind, muß es doch für Sie leichter sein, Englisch zu sprechen.»
    «Amerikanisch.»
    «Ja, amerikanisch. Bitte, sprechen Sie Amerikanisch; es ist eine prächtige Sprache.»
    «Ich sehe fast nie Amerikaner.»
    «Sie müssen sie vermissen. Man vermißt seine Landsmänner und hauptsächlich seine La ndsmänninnen. Ich habe diese Erfahrung gemacht. Wollen wir spielen oder sind Sie zu müde?»
    «Ich bin gar nicht müde. Ich machte nur Ulk. Wieviel geben Sie mir vor?»
    «Haben Sie viel gespielt?»
    «Überhaupt nicht.»
    «Sie spielen sehr gut. Zehn auf hundert?»
    «Sie schmeicheln mir.»
    «Fünfzehn?»
    «Das wäre fein, aber Sie werden mich schlagen.»
    «Wollen wir um einen Einsatz spielen? Sie wollten immer um einen Einsatz spielen.»
    «Ich glaube, wir sollten.»
    «Schön. Ich gebe Ihnen achtzehn vor, und wir spielen den Point eine n Franc.»
    Er spielte wunderbar, und mit der Vorgabe war ich ihm bei fünfzig nur um vier voraus. Graf Greffi drückte auf einen Knopf an der Wand, um nach dem Mixer zu klingeln.
    «Bitte, machen Sie eine Flasche auf.» Dann zu mir: «Das wird uns ein bißchen anr egen.» Der Wein war eiskalt und sehr trocken und gut.
    «Wollen wir Italienisch sprechen? Macht es Ihnen viel aus? Das ist jetzt meine große Schwäche.»
    Wir spielten weiter, nippten den Wein zwischen den einzelnen Stößen, unterhielten uns auf italienisch, sprachen aber wenig, weil wir auf das Spiel konzentriert waren. Graf Greffi machte seinen hundertsten Point und mit der Vorgabe war ich erst bei vierundneunzig. Er lächelte und klopfte mir auf die Schulter.
    «Jetzt werden wir die zweite Flasche trinken, und Sie werden mir was vom Krieg erzählen.» Er wartete, bis ich mich auch setzte.
    «Gern über alles andere», sagte ich.
    «Sie wollen nicht darüber reden? Gut. Was haben Sie gelesen?»
    «Nichts», sagte ich. «Ich fürchte, ich bin schrecklich langweilig.»
    «Nein. Aber Sie sollten lesen.»
    «Was ist in der Kriegszeit geschrieben worden?»
    «Le Feu von einem

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