In einem anderen Land
aus, Sir?» sagte er.
«Doch», sagte ich. «Wir wollen uns den Sturm am Seeufer ansehen.»
«Haben Sie keinen Schirm, Sir?»
«Nein», sagte ich. «Mein Mantel läßt keinen Regen durch.»
Er sah ihn zweifelnd an. «Ich hole Ihnen einen Schirm, Sir», sagte er. Er ging weg und kam mit einem riesigen Schirm zurück. «Er ist ein wenig groß, Sir», sagte er. Ich gab ihm eine Zehn-Lire-Note. «Oh, Sie sind zu gütig, Sir. Vielen Dank», sagte er. Er hielt uns die Tür auf, und wir gingen hinaus in den Regen. Er lächelte Catherine an, und sie lächelte zurück. «Bleiben Sie nicht zu lange in dem Sturm», sagte er. «Sie werden sonst naß, Sir and Lady.» Er war zweiter Portier, und er übersetzte alles noch wörtlich aus dem Italienischen.
«Wir kommen zurück», sagte ich. Wir gingen den Weg entlang unter dem Riesenschirm und durch die großen, nassen Gärten auf die Straße und über die Straße auf den umzäunten Weg am See. Der Wind blies jetzt vom Ufer weg. Es war ein kalter, nasser Novemberwind, und ich wußte, daß es in den Bergen schneite. Wir kamen an den angeketteten Booten in den Einschnitten des Kais vorbei zu der Stelle, wo das Boot des Barmixers liege n sollte. Das Wasser schien dunkel gegen den Felsen. Der Barmixer kam hinter einer Reihe von Bäumen hervor.
«Die Taschen sind im Boot», sagte er.
«Ich möchte Ihnen das Boot bezahlen», sagte ich.
«Wieviel Geld haben Sie?»
«Nicht sehr viel.»
«Dann schicken Sie mir das Geld später. Das ist schon gut.»
«Wieviel?»
«Was Sie wollen.»
«Sagen Sie mir wieviel.»
«Wenn Sie durchkommen, schicken Sie mir 500 Franken. Wenn Sie durchkommen, wird Ihnen das egal sein, nicht?»
«Schön.»
«Hier sind Sandwiches.» Er reichte mir ein Päckchen. «Alles, was es in der Bar gab. Es ist alles hier. Hier ist eine Flasche Cognac und eine Flasche Wein.»
Ich steckte sie in meine Tasche. «Lassen Sie mich bezahlen.»
«Schön, geben Sie mir 50 Lire.»
Ich gab sie ihm. «Der Cognac ist gut», sagte er. «Sie können ihn ruhig der Gnädigen geben. Sie steigt jetzt besser ein.» Er hielt das Boot, es stieg und fiel gegen die Steinmauer, und ich half Catherine hinein. Sie saß im Heck und zog ihr Cape um sich.
«Sie wissen den Weg?»
«Den See hinauf.»
«Wissen Sie, wie weit?»
«Bis hinter Luino.»
«Bis hinter Luino, Cannero, Cannobio, Tranzano. Erst wenn Sie nach Brissago kommen, sind Sie in der Schweiz. Sie müssen den Monte Tamara hinter sich haben.»
«Wieviel Uhr ist es?» fragte Catherine.
«Es ist erst elf», sagte ich.
«Wenn Sie die ganze Zeit rudern, müßten Sie um sieben Uhr morgens da sein.»
«Ist es so weit?»
«Es sind 35 Kilometer.»
«Wie sollen wir fahren? Bei diesem Regen brauchen wir einen Kompaß.»
«Nein. Rudern Sie nach der Isola Bella, dann auf der anderen Seite von der Isola Madré mit dem Wind. Der Wind wird Sie bis Pallanza treiben, Sie werden die Lichter sehen. Dann immer den Strand hinauf.»
«Möglicherweise dreht der Wind.»
«Nein», sagte er. «Dieser Wind bläst so drei Tage lang. Er kommt geradewegs herunter vom Mottarone. Hier ist eine Blechbüchse zum Ausschöpfen.»
«Lassen Sie mich jetzt etwas für das Boot geben.»
«Nein. Ich gehe lieber das Risiko ein. Wenn Sie durchkommen, bezahlen Sie mir, soviel Sie können.»
«Schön.»
«Ich glaube nicht, daß Sie ertrinken werden.»
«Großartig.»
«Also mit dem Wind den See hinauf.»
«Gut.» Ich trat in das Boot.
«Haben Sie das Geld fürs Hotel zurückgelassen?»
«Ja. In einem Umschlag im Zimmer.»
«Schön. Viel Glück, Tenente.»
«Viel Glück, und wir danken Ihnen noch sehr.»
«Sie werden mir nicht mehr danken, wenn Sie ertrinken.»
«Was sagt er?» fragte Catherine.
«Er sagt alles Gute.»
«Alles Gute», sagte Catherine. «Vielen Dank.»
«Sind Sie soweit?»
«Ja.»
Er beugte sich hinab und schob uns ab. Ich tauchte die Ruder ins Wasser und winkte dann mit einer Hand. Der Barmixer winkte mißbilligend wieder. Ich sah die Lichter des Hotels und ruderte hinaus, ruderte geradeaus, bis sie außer Sicht waren. Die Wellen gingen ziemlich hoch, aber wir fuhren mit dem Wind.
05
Ich ruderte in der Dunkelheit, immer den Wind im Gesicht. Es hatte aufgehört zu regnen, und es kamen nur noch gelegentliche Schauer. Es war sehr dunkel und der Wind war kalt. Ich konnte Catherine im Heck sehen, aber nicht das Wasser, wo die Ruderblätter eintauchten. Die Ruder waren lang, und sie hatten kein Leder, das sie am Rausrutschen hinderte.
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