Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
Vom Netzwerk:
zurückweisen.»
    «Die Grenze ist ein gutes Stück hinter uns. Ich glaube, dies ist die Zollstation. Ich bin ziemlich sicher, daß es Brissago ist.»
    «Sind da keine Italiener? Es sind doch immer beide Parteien in einer Zollstation.»
    «Nicht in Kriegszeiten. Ich glaube nicht, daß sie die Italiener die Grenze überschreiten lassen.»
    Es war eine nett aussehende kleine Stadt. Am Kai lagen eine Menge Fischerboote und Netze waren auf Gestellen ausgebreitet. Es fiel ein feiner Novemberregen, aber es sah selbst bei Regen erfreulich und sauber aus.
    «Wollen wir also landen und frühstücken?»
    «Gut.»
    Ich zog stark am linken Ruder und kam dicht heran, dann ließ ich das Boot auslaufen, als wir uns der Mole näherten, und brachte das Boot längs. Ich zog die Ruder ein, ergriff einen eisernen Ring, trat auf den nassen Stein und war in der Schweiz. Ich machte das Boot fest und hielt Catherine die Hand hin.
    «Komm herauf, Cat. Es ist ein fabelhaftes Gefühl.»
    «Was wird aus unseren Taschen?»
    «Laß sie im Boot.»
    Catherine stieg aus, und wir waren beide in der Schweiz.
    «Was für ein herrliches Land», sagte sie.
    «Ist es nicht fabelhaft?»
    «Komm, wir wollen frühstücken.»
    «Ist es nicht ein fabelhaftes Land? Es fühlt sich so wunderbar unter meinen Füßen an.»
    «Ich bin so steif, daß ich's nicht so recht fühlen kann. Aber ich hab das Gefühl von einem großartigen Land. Liebling, kannst du dir vorstellen, daß wir hier sind und aus diesem verdammten Stresa weg?»
    «Und ob. Wirklich. Mir war nie vorher etwas so klar wie das.»
    «Sieh dir die Häuser an. Ist dies nicht ein reizender Platz? Dort ist ein Café, wo wir Frühstück bekommen können.»
    «Ist der Regen nicht schön? In Italien gibt es keinen solchen Regen. Es ist erfreulicher Regen.»
    «Und wir sind hier, Liebling. Kannst du dir vorstellen, daß wir hier sind?»
    Wir gingen in das Café hinein und setzten uns an einen sauberen, hölzernen Tisch. Wir waren irrsinnig aufgeregt. Eine großartige, sauber aussehende Frau mit einer Schürze kam und fragte, was wir haben wollten.
    «Brötchen und Marmelade und Kaffee», sagte Catherine.
    «Es tut mir leid, aber im Krieg haben wir keine Brötchen.»
    «Dann Brot.»
    «Ich kann Ihnen Brot rösten.»
    «Gut.»
    «Ich möchte Setzeier haben.»
    «Wieviel Eier für den Herrn?»
    «Drei.»
    «Iß vier, Liebling.»
    «Vier Eier.»
    Die Frau ging hinaus. Ich küßte Catherine und hielt ihre Hand sehr fest. Wir sahen einander und das Café an.
    «Liebling, Liebling, ist es nicht zu schön?»
    «Es ist fabelhaft», sagte ich.
    «Es schadet nichts, daß es keine Brötchen gibt», sagte Catherine. «Ich habe zwar die ganze Nacht daran gedacht. Aber es schadet nichts. Es ist mir ganz gleich.»
    «Ich denke, daß man uns sehr bald festnehmen wird.»
    «Das macht nichts, Liebling. Wir wollen erst frühstücken. Nach dem Frühstück wird dir das Verhaften auch egal sein. Und dann können sie uns ja nichts tun. Wir sind englische und amerikanische Bürger, und unsere Papiere sind in Ordnung.»
    «Du hast einen Paß, nicht wahr?»
    «Natürlich. Ach, wir wollen nicht darüber reden. Wir wollen glücklich sein.»
    «Ich könnte nicht glücklicher sein», sagte ich. Eine dicke graue Katze mit einem Schwanz, der wie eine Feder emporstand, kam durchs Zimmer an unseren Tisch und schmiegte sich an mein Bein und schnurrte jedesmal, wenn sie sich dagegen rieb. Ich langte hinunter und streiche lte sie. Catherine lächelte mir glücklich zu. «Da kommt der Kaffee», sagte sie.
    Man verhaftete uns nach dem Frühstück.
    Wir machten einen kleinen Spaziergang durch das Dorf und gingen zur Mole hinunter, um unser Gepäck zu holen. Ein Soldat stand am Boot Wache.
    «Ist das Ihr Boot?»
    «Ja.»
    «Wo kommen Sie her?»
    «Den See herauf.»
    «Dann muß ich Sie ersuchen, mitzukommen.»
    «Was wird mit dem Gepäck?»
    «Sie können das Gepäck tragen.»
    Ich trug die Taschen, und Catherine ging neben mir, und der Soldat ging hinter uns her zu dem alten Zollhaus. Im Zollhaus verhörte uns ein sehr dünner und militärischer Leutnant.
    «Welcher Nationalität sind Sie?»
    «Amerikanisch und englisch.»
    «Zeigen Sie mir Ihre Pässe.»
    Ich gab ihm meinen und Catherine nahm ihren aus ihrer Handtasche.
    Er besah sie sich eine lange Zeit.
    «Wieso kommen Sie auf diese Weise und mit einem Boot in die Schweiz?»
    «Ich bin Sportler», sagte ich. «Rudern ist mein Lieblingssport. Ich rudere immer, wenn ich die Möglichkeit

Weitere Kostenlose Bücher