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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Behauptung dahin. »
    «Ich bleibe bei dieser Behauptung.»
    «Ich stelle diese Behauptung dahin. Ich selbst bin durch die Straßen von Montreux gerodelt. Nicht einmal, sondern mehrmals. Rodeln ist sicher Wintersport.»
    Der andere Beamte wandte sich an mich.
    «Ist Rodeln Ihre Idee von Wintersport, Sir? Ich sage Ihnen, hier in Locarno würden Sie sich sehr behaglich fühlen. Sie würden das Klima Ihrer Gesundheit zuträglich finden, Sie würden die Umgebung reizvoll finden. Es würde Ihnen sehr gefallen.»
    «Der Herr hat den Wunsch, nach Montreux zu fahren.»
    «Was ist Rodeln?»
    «Sehen Sie, er hat noch nie etwas von Rodeln gehört.»
    Das war eine große Sache für den zweiten Beamten. Das freute ihn außerordentlich.
    «Rodeln», sagte der erste Beamte, «ist tobogganing.»
    «Da bin ich anderer Meinung.» Der andere Beamte schüttelte den Kopf. «Ich bin wieder anderer Meinung. Der Toboggan ist sehr von dem Rodel verschieden. Der Toboggan wird in Kanada aus flachen Latten konstruiert. Der Rodel ist ein gewöhnlicher Schlitten mit Kufen. Genauigkeit ist wünschenswert.»
    «Könnten wir dort nicht mit dem Toboggan fahren?»
    «Natürlich können Sie», sagte der erste Beamte. «Sie können sehr gut. In Montreux werden ausgezeichnete kanadische Toboggans verkauft. Die Gebrüder Ochs verkaufen Toboggans. Sie führen ihre Toboggans ein.»
    Der zweite Beamte wandte sich ab. «Zum tobogganing braucht man eine besondere Bahn. Sie können nicht in den Straßen von Montreux mit einem Toboggan fahren. Wo wohnen Sie hier?»
    «Wir wissen es noch nicht», sagte ich. «Wir sind gerade aus Brissago gekommen. Der Wagen ist draußen.»
    «Sie machen keinen Fehler, wenn Sie nach Montreux fahren», sagte der erste Beamte. «Sie werden das Klima herrlich und angenehm finden. Jeder Wintersportplatz ist von dort leicht erreichbar.»
    «Wenn Sie wirklich Wintersport treiben wollen», sagte der zweite Beamte, «sollten Sie ins Engadin oder nach Murren gehen. Ich muß dagegen Protest einlegen, daß man Ihnen rät, zum Wintersport nach Montreux zu fahren.»
    «In Les Avants über Montreux gibt es hervorragenden Wintersport.» Der Champion von Montreux funkelte seinen Kollegen an.
    «Meine Herren», sagte ich, «ich fürchte, wir müssen aufbrechen. Meine Cousine ist sehr müde. Wir werden versuchsweise nach Montreux fahren.»
    «Herzlichen Glückwunsch.» Der erste Beamte schüttelte mir die Hand.
    «Ich glaube, Sie werden bereuen, daß Sie Locarno verlassen», sagte der zweite Beamte. «Auf jeden Fall werden Sie sich bei der Polizei in Montreux melden.»
    «Sie werden bei der Polizei keinerlei Unannehmlichkeiten haben», versicherte mir der erste Beamte. «Sie werden alle Einwohner besonders höflich und freundlich finden.»
    «Ich danke Ihnen beiden sehr», sagte ich. «Ihre Ratschläge sind uns sehr wertvoll.»
    «Auf Wiedersehen», sagte Catherine. «Ihnen beiden vielen Dank.»
    Sie dienerten uns zur Tür, der Champion von Locarno war ein bißchen kühl. Wir stiegen die Stufen hinunter und in den Wagen.
    «Mein Gott, Liebling», sagte Catherine. «Hätten wir da nicht etwas schneller weggekonnt?» Ich nannte dem Kutscher den Namen eines Hotels, das der eine Beamte empfohlen hatte. Er nahm die Zügel auf.
    «Du hast die Armee vergessen», sagte Catherine.
    Der Soldat stand neben dem Wagen. Ich gab ihm einen Zehn-Lire-Schein.
    «Ich habe noch kein Schweizer Geld», sagte ich. Er dankte, grüßte und ging fort. Der Wagen setzte sich in Bewegung, und wir fuhren ins Hotel.
    «Wieso bist du auf Montreux gekommen?» fragte ich Catherine. «Willst du wirklich dahin?»
    «Das war der erste Ort, der mir einfiel», sagte sie. «Es ist kein unrechter Platz. Wir können von da an irgendeinen Ort in den Bergen fahren.»
    «Bist du schläfrig?»
    «Ich schlafe jetzt beinahe schon.»
    «Wir werden wunderbar schlafen. Arme Cat, das war eine lange, schreckliche Nacht für dich.»
    «Es war großartig», sagte Catherine. «Hauptsächlich als du mit dem Regenschirm gesegelt bist.»
    «Kannst du dir vorstellen, daß wir in der Schweiz sind?»
    «Nein. Ich habe Angst, daß ich aufwache und es nicht wahr ist.»
    «Ich auch.»
    «Es ist wahr, nicht wahr, Liebling? Nicht wahr, ich fahre doch nicht nach der stazione in Mailand, um dich an die Bahn zu bringen?»
    «Hoffentlich nicht.»
    «Sag das nicht. Es ängstigt mich. Vielleicht fahren wir wirklich dahin?»
    «Ich bin so taumelig, ich weiß nicht.»
    «Zeig mir deine Hände.»
    Ich streckte sie aus. Sie

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