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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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waren beide voller offener Blasen, ganz roh.
    «Ich habe keine Wunde an meiner Seite», sagte ich.
    «Das ist Gotteslästerung.»
    Ich fühlte mich sehr müde und schwindlig im Kopf. Die freudige Erregung war vorüber. Der Wagen fuhr die Straße entlang.
    «Arme Hände», sagte Catherine.
    «Faß sie nicht an», sagte ich. «Zum Teufel, ich weiß nicht, wo wir sind. Wo fahren Sie uns denn hin, Kutscher?» Der Kutscher hielt sein Pferd an.
    «Ins Hotel Metropol. Wollten Sie nicht dahin?»
    «Doch», sagte ich. «Es ist alles in Ordnung, Cat.»
    «Es ist alles in Ordnung, Liebling. Reg dich nicht auf. Wir werden schön schlafen, und morgen fühlst du dich gar nicht taumelig.»
    «Ich bin ziemlich taumelig», sagte ich. «Alles ist heute wie eine komische Oper. Vielleicht bin ich nur hungrig.»
    «Du bist nur müde, Liebling. Das geht vorbei.»
    Der Wagen hielt vor dem Hotel. Jemand kam heraus, um unser Gepäck zu nehmen.
    «Ich fühle mich ganz wohl», sagte ich. Wir standen auf dem Pflaster und gingen ins Hotel.
    «Ich weiß, du bist morgen wieder in Ordnung. Du bist nur müde. Du bist zu lange auf.»
    «Auf jeden Fall sind wir da.»
    «Ja, wir sind wirklich da.» Wir folgten dem Jungen mit dem Gepäck ins Hotel. 

Fünftes Buch

01
    In jenem Herbst fiel der Schnee sehr spät. Wir wohnten in einem braunen Holzhaus zwischen Tannenbäumen am Berghang, und nachts fror es und morgens war auf den beiden Kannen auf dem Waschtisch eine dünne Eisschicht. Frau Guttingen kam frühmorgens ins Zimmer, um die Fenster zu schließen und in dem großen Kachelofen Feuer anzumachen. Das Tannenholz krachte und sprühte Funken, und dann heulte das Feuer im Ofen, und wenn Frau Guttingen zum zweitenmal ins Zimmer kam, brachte sie große Holzscheite für das Feuer mit und eine Kanne mit heißem Wasser. Wenn das Zimmer warm war, brachte sie uns unser Frühstück. Wir konnten, wenn wir sitzend im Bett unser Frühstück aßen, den See und die Berge jenseits des Sees auf der französischen Seite sehen. Es lag Schnee auf den Bergspitzen, und der See war ein graues Stahlblau.
    Draußen, vor dem Chalet, führte ein Weg den Berg hinauf. Die Räderfurchen und Rinnen waren durch den Frost eisenhart, und der Weg stieg stetig durch den Wald und den Berg hinauf und an ihm entlang, bis zu den Wiesen und Scheunen und Sennhütten auf den Wiesen am Rand der Wälder, von denen man das Tal überblickte. Das Tal war tief, und im Grund floß ein Strom, der in den See einmündete, und wenn der Wind durch das Tal blies, hörte man den Strom in den Felsen.
    Manchmal gingen wir vom Weg ab und auf einem Pfad durch die Tannenwälder. Der Waldboden war weich zum Gehen; der Frost härtete ihn nicht wie die Straße. Aber uns machte die Härte der Straße nichts aus, weil wir Nägel unter den Sohlen und Absätzen unserer Stiefel hatten, und die Absatznägel griffen auf den gefrorenen Spuren, und mit genagelten Schuhen war das Gehen auf der Straße erfreulich und erfrischend. Aber das Gehen im Wald war wunderbar.
    Vor dem Haus, in dem wir wohnten, fiel der Berg steil zu der kleinen Ebene am See ab, und wir saßen auf der Schwelle des Hauses in der Sonne und betrachteten die Windungen der Straße den Berghang hinab und die terrassenförmigen Weinberge am Hang des niedrigen Berges ; die Weinstöcke waren jetzt tot für den Winter; die Felder waren durch Steinwälle aufgeteilt, und unter den Weinbergen lagen die Häuser der Stadt auf der schmalen Ebene am Seeufer. Im See war eine Insel mit zwei Bäumen, und die Bäume sahen aus wie die Doppelsegel eines Fischerbootes. Die Berge waren spitz und steil auf der anderen Seite des Sees, und unten am Ende des Sees lag das Rhônetal eben zwischen zwei Bergketten; und talaufwärts, wo die Berge einschnitten, war der Dent du Midi. Es war ein hoher, schneeiger Berg, und er beherrschte das Tal, aber er war so weit weg, daß er keinen Schatten warf.
    Wenn die Sonne strahlte, aßen wir unser Lunch vor der Tür, aber die übrige Zeit aßen wir oben in einem kleinen Zimmer mit einfachen hölzernen Wänden und einem großen Ofen in der einen Ecke. Wir kauften Bücher und Zeitschriften in der Stadt und ein Exemplar von Hoyle und lernten viele Kartenspiele zu zweit. Das kleine Zimmer mit dem Ofen war unser Wohnzimmer. Es gab zwei bequeme Stühle und einen Tisch für Bücher und Zeitschriften, und wir spielten am Eßtisch Karten, wenn er abgeräumt war. Herr und Frau Guttingen wohnten unten, und wir hörten sie manchmal abends sich

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