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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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führte, und machte Kreuze und malte den Namen, den Rang und das Regiment von den Männern darauf, die im Garten begraben lagen. Er besorgte die Botengänge für unseren Saal, und in seiner Freizeit machte er mir einen Zigarettenanzünder aus einer leeren österreichischen Patronenhülse. Die Ärzte waren sehr nett und schienen sehr tüchtig zu sein. Sie drangen darauf, daß ich nach Mailand kam, wo es bessere Röntgenmöglichkeiten gab und wo ich nach der Operation Heilgymnastik treiben konnte. Ich wollte auch nach Mailand. Man wollte uns alle möglichst hier weghaben, und zwar so weit nach hinten, wie es ging, weil alle Betten benötigt wurden, sobald die Offensive begann.
    Den Abend bevor ich das Feldlazarett verließ, kam Rinaldi mit dem Major aus unserem Kasino, um mich zu besuchen. Sie erzählten, ich käme in ein neu eingerichtetes amerikanisches Lazarett in Mailand. Ein paar amerikanische Sanitätseinheiten sollten hingeschickt werden, und dies Lazarett würde als Zentrale für sie und alle Amerikaner, die in Italien kämpften, dienen. Es gab eine Menge beim Roten Kreuz. Die Vereinigten Staaten hatten Deutschland, aber nicht Österreich den Krieg erklärt.
    Die Italiener waren sicher, daß Amerika auch Österreich den Krieg erklären würde, und sie gaben schrecklich an, wenn irgendwelche Amerikaner herunterkamen, selbst wenn sie nur zum Roten Kreuz gehörten. Sie fragten mich, ob ich glaube, daß Präsident Wilson Österreich den Krieg erklären werde, und ich sagte, es sei nur eine Frage von Tagen. Ich wußte nicht, was wir gegen die Österreicher hatten, aber es schien logisch, daß man Österreich den Krieg erklärte, da man Deutschland den Krieg erklärt hatte. Sie fragten mich, ob wir der Türkei den Krieg erklären würden. Ich sagte, es sei zweifelhaft, Türkei (turkey = Truthahn) sei unser Nationalgericht, aber das Wortspiel ließ sich so schwer übersetzen, und sie wurden so mißtrauisch, daß ich ja sagte, wir würden wahrscheinlich auch der Türkei den Krieg erklären. Und Bulgarien? Wir hatten mehrere Schnäpse getrunken, und ich sagte, ja bei Gott, auch
    Bulgarien und Japan auch. Aber, erwiderten sie, Japan sei doch Englands Verbündeter. Man kann den verdammten Engländern nicht trauen. Die Japaner wollen Hawaii, sagte ich. Wo liegt Hawaii? Im Stillen Ozean. Warum wollen die Japaner es haben? Sie wollen es in Wirklichkeit gar nicht, sagte ich. Das sei alles Gerede. Die Japaner seien reizende Leute, mögen Tanz und süßen Wein. Wie die Franzosen, sagte der Major. Wir werden den Franzosen Nizza und Savoyen abnehmen. Wir werden Korsika und die ganze adriatische Küste bekommen, sagte Rinaldi. Italien wird wieder römische Glanzzeiten erleben, sagte der Major. Ich mag Rom nicht, sagte ich. Es ist heiß und voller Flöhe. Du magst Rom nicht? Doch ich liebe Rom. Rom ist die Mutter der Völker. Ich werde niemals den Tibersäugling Romulus vergessen. Was? Nichts. Kommt, wir wollen nach Rom! Wir wollen heute abend noch nach Rom, und wir kommen niemals hierher zurück. Rom ist eine herrliche Stadt, sagte der Major. Mutter und Vater von Nationen, sagte ich. Roma ist weiblich, sagte Rinaldi. Es kann nicht der Vater sein. Wer ist dann der Vater, der Heilige Geist? Keine Gotteslästerungen, ä bitte. Ich l stere ja gar nicht, ich bitte um Aufklärung. Du bist betrunken, Kleiner. Wer hat mich betrunken gemacht? Ich hab dich betrunken gemacht, sagte der Major. Ich hab dich betrunken gemacht, weil ich dich liebe, und weil Amerika mit im Krieg ist. Bis an den Hals, sagte ich. Morgen früh geht's los, Kleiner, sagte Rinaldi. Nach Rom, sagte ich. Nein, nach Mailand. Nach Mailand, sagte der Major, zum Crystal Palace, zu Cova, zu Campari, zu Biffi, in die Galleria. Du Glückspilz. Ins Gran Italia, wo ich mir bei George Geld pumpen werde. In die Scala, sagte Rinaldi. Du wirst in die Scala gehen. Jeden Abend, sagte ich. Das wirst du dir nicht jeden Abend leisten können, sagte der Major. Die Billetts sind sehr teuer. Ich werde einen Sichtwechsel auf meinen Großvater ziehen, sagte ich. Einen was? Einen Sichtwechsel. Er muß zahlen oder ich wandere ins Gefängnis. Mr. Cunningham in der Bank macht mir das. Ich lebe von Sichtwechseln. Kann ein Großvater seinen patriotischen Enkel ins Gefängnis bringen, der zum Sterben bereit ist, damit Italien lebe? Es lebe der amerikanische Garibaldi, sagte Rinaldi. Viva die Sichtwechsel, sagte ich. Wir müssen still sein, sagte der Major. Man hat uns schon mehrere Male gebeten,

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