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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Saunders und stand auf.
    «Schön.»
    «Wiedersehen», sagte ich. «Ich muß auch gehen.» Es war Viertel vor sechs auf der Uhr drinnen in der Bar. «Ciao, Ettore.»
    »Ciao, Fred», sagte Ettore. «Das freut mich, daß du die silberne Medaille bekommst.»
    «Ich weiß nicht, ob ich sie bekomme.»
    «Du kriegst sie bestimmt, Fred. Ich hab gehört, daß du sie todsicher kriegst.»
    «Na, dann auf bald», sagte ich. «Kommen Sie nicht in Teufels Küche, Ettore.»
    «Keine Sorge um mich. Ich trink nicht und bummle nicht herum. Ich bin kein Prahlhans und kein Schürzenjäger. Ich weiß, was gut für mich ist.»
    «Auf Wiedersehen», sagte ich. «Ich freu mich, daß Sie zum Hauptmann befördert werden.»
    «Ich brauch nicht zu warten, bis ich befördert werde. Ich werde Hauptmann für Verdienste vorm Feind. Wissen Sie, drei Sterne mit gekreuzten Säbeln und darüber eine Krone, das bin ich.»
    «Viel Glück.»
    «Viel Glück. Wann geht's wieder an die Front?»
    «Sehr bald.»
    «Na, ich seh Sie noch vorher.»
    «Auf bald.»
    «Auf bald, und lassen Sie sich nicht reinlegen.»
    Ich ging durch eine Hinterstraße, die auf dem schnellsten Weg zum Lazarett führte. Ettore war dreiundzwanzig. Er war bei einem Onkel in San Francisco erzogen worden und war auf Besuch bei seinen Eltern in Turin, als der Krieg ausbrach. Er hatte eine Schwester, die mit ihm gemeinsam nach Amerika geschickt worden war, um bei dem Onkel zu leben, die dieses Jahr von der Schule abging. Er war der geborene Held, der alle, die er traf, anödete. Catherine konnte ihn nicht leiden.
    «Bei uns gibt es auch Helden», sagte sie, «aber gewöhnlich, Liebling, machen sie nicht soviel Aufhebens von sich.»
    «Ich find ihn nicht so schlimm.»
    «Ich fände ihn auch ganz nett, wenn er nicht so eingebildet wäre und wenn er mich nicht so anödete, anödete, anödete.»
    «Mich ödet er auch an.»
    «Es ist süß von dir, daß du das sagst, Liebling. Aber du brauchst nicht. Du kannst ihn dir an der Front vorstellen, und du weißt, daß er da brauchbar ist. Aber er ist so ganz der Typ von Mann, den ich nicht mag.»
    «Ich weiß.»
    «Das ist schrecklich nett von dir, daß du's weißt, und ich werde versuchen, ihn nett zu finden, aber er ist wirklich ein entsetzlicher, ein ganz entsetzlicher Junge.»
    «Heute nachmittag hat er erzählt, daß er Hauptmann wird.»
    «Das freut mich», sagte Catherine. «Das muß ihm doch in den Kram passen.»
    «Würdest du nicht auch lieber sehen, wenn ich einen höheren Rang hätte?»
    «Nein, Liebling, nur so viel Rang, daß wir in die besseren Restaurants reingelassen werden.»
    «Das ist gerade der Rang, den ich habe.»
    «Du hast einen ausgezeichneten Rang. Ich möchte gar nicht, daß du einen höheren Rang hättest. Es könnte dir zu Kopf steigen. Weißt du, Liebling, ich bin schrecklich froh, daß du nicht eingebildet bist. Ich hätte dich auch geheiratet, wenn du eingebildet wärst, aber es ist sehr beruhigend, einen Mann zu haben, der nicht eingebildet ist.»
    Wir unterhielten uns leise draußen auf dem Balkon. Der Mond sollte eigentlich aufgehen, aber es lag Dunst über der Stadt, und er kam nicht durch, und nach kurzem fing es an zu nieseln, und wir gingen hinein. Draußen verwandelte sich der Dunst in Regen, und nach geraumer Zeit regnete es heftig, und wir hörten es aufs Dach trommeln. Ich stand auf und stand an der Tür, um zu sehen, ob es reinregnete, aber es regnete nicht rein, und so ließ ich die Tür offen.
    «Wen hast du noch gesehen?» fragte Catherine.
    «Mr. und Mrs. Meyers.»
    «Das sind komische Leute.»
    «Er soll zu Hause im Zuchthaus gesessen haben. Man hat ihn freigelassen, damit er in Frieden sterben kann.»
    «Und danach lebte er noch lange, lange glücklich in Mailand.»
    «Ich weiß nicht, wie glücklich.»
    «Glücklich genug nach dem Zuchthaus, sollte ich meinen.»
    «Sie will allerlei herbringen.»
    «Sie bringt immer großartige Sachen. Warst du ihr lieber Junge?»
    «Einer von ihnen.»
    «Ihr seid alle ihre lieben Jungens», sagte Catherine. «Sie verzieht die lieben Jungens gern. Hörst du, wie es regnet?»
    «Es regnet stark.»
    «Und du wirst mich immer liebhaben, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Und der Regen hat damit nichts zu tun?»
    «Nein.»
    «Das ist gut. Weil ich Angst vor dem Regen habe.»
    «Warum?» Ich war schläfrig. Draußen regnete es unentwegt.
    «Ich weiß nicht, Liebling. Ich hab mich immer vorm Regen gefürchtet.»
    «Ich hab ihn gern.»
    «Ich geh gern im Regen spazieren. Aber er

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