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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Droschke stiegen. Sie kamen vom Rennen zurück. Sie war eine vollbusige Frau in schwarzer Seide. Er war untersetzt und alt, mit einem weißen Schnurrbart und ging plattfüßig an einem Stock.
    «Wie geht's? Wie geht's?» Sie schüttelte mir die Hand. «Tag, Tag», sagte Meyers.
    «Wie war's beim Rennen?»
    «Fein, einfach herrlich. Ich hab drei Siege gehabt.»
    «Und Sie?» fragte ich Meyers.
    «Ganz gut. Einen.»
    «Ich weiß nie, was er macht», sagte Mrs. Meyers. «Er erzählt mir nie was.»
    «Ich mach meine Sache schon», sagte Meyers. Er versuchte freundschaftlich zu sein. «Sie sollten mal rauskommen.» Während er sprach hatte man den Eindruck, daß er einen nicht ansah oder daß er einen für jemand anderes hielt.
    «Das tu ich», sagte ich.
    «Ich komme Sie bald im Lazarett besuchen», sagte Mrs. Meyers. «Ich hab allerhand für meine Jungens. Ihr seid alle meine Jungens. Sicher, und ob ihr meine lieben Jungens seid!»
    «Man freut sich sicher, wenn Sie kommen.»
    «Diese lieben Jungens. Auch Sie. Sie gehören mit dazu.»
    «Ich muß zurück», sagte ich.
    «Grüßen Sie all die lieben Jungens von mir. Ich hab eine Menge zum Mitbringen. Ich hab ausgezeichnete Marsala und Kuchen.»
    «Auf Wiedersehen», sagte ich. «Man wird sich sehr über Ihren Besuch freuen.»
    «Auf Wiedersehen», sagte Meyers. «Kommen Sie mal in die Galleria. Sie wissen ja, wo mein Tisch ist. Wir sind alle jeden Nachmittag da. » Ich ging weiter die Straße hinauf. Ich wollte bei Cova etwas kaufen, um es Catherine mitzubringen. Drinnen bei Cova kaufte ich eine Schachtel Schokolade, und während die Verkäuferin sie einpackte, ging ich rüber an die Bar. Dort standen ein paar Engländer und einige Flieger. Ich trank einen Martini und bezahlte, nahm meine Schachtel Schokolade an der äußeren Kasse in Empfang und ging nach Hause, lazarettwärts. Draußen vor der kleinen Bar - wenn man von der Scala aus die Straße rauf geht - standen ein paar Bekannte, ein Vizekonsul, zwei Leute, die Gesang studierten, und Ettore Moretti, ein Italiener aus San Francisco, der in der italienischen Armee war. Ich trank einen Schnaps mit ihnen. Einer der Sänger hieß Ralph Simmons und sang unter dem Namen Enrico del Credo. Ich habe niemals erfahren, wie gut er sang, aber er stand immer gerade vor dem ganz großen Ereignis. Er war fett und sah um Nase und Mund schäbig aus, wie vom langen Liegen, so als ob er Heuschnupfen hätte. Er war aus Piacenza, wo er aufgetreten war, zurückgekommen. Er hatte Tosca, gesungen, und es war wunderbar gewesen.
    «Natürlich haben Sie mich noch nie singen hören», sagte er.
    «Wann werden Sie hier singen?»
    «Im Herbst an der Scala.»
    «Ich wette, daß man mit Bänken nach dir werfen wird», sagte Ettore. «Haben Sie davon gehört, wie sie in Modena mit Bänken nach ihm geworfen haben?»
    «Das ist eine verdammte Lüge.»
    «Man hat mit Bänken nach ihm geworfen», sagte Ettore. «Ich war dabei. Ich habe selbst sechs Bänke geworfen.»
    «Du Makkaronifresser aus Frisco!»
    «Er hat eine unmögliche italienische Aussprache», sagte Ettore. «Überall, wo er hinkommt, wirft man mit Bänken nach ihm.»
    «Piacenza hat das schwierigste Publikum in ganz Norditalien», sagte der andere Tenor. «Du kannst mir glauben, das ist das schwierigste kleine Publikum, das es gibt.» Der Name dieses Tenors war Edgar Saunders, und er sang unter dem Namen Eduardo Giovanni.
    «Ich würde gern zusehen, wenn sie mit Bänken nach dir schmeißen», sagte Ettore. «Ihr könnt nicht italienisch singen.»
    «Der hat eine Meise», sagte Edgar Saunders. «Alles, was ihm einfällt, ist Bänkeschmeißen.»
    «Das ist alles, was dem Publikum einfällt, wenn ihr beiden singt», sagte Ettore. «Und wenn ihr dann nach Amerika zurückkommt, erzählt ihr von euren Triumphen an der Scala. An der Scala würden sie euch nicht die erste Note durchlassen.»
    «Ich werde an der Scala singen», sagte Simmons. «Ich werde im Oktober an der Scala Tosca, singen.»
    «Wir gehen hin, nicht, Mac?» sagte Ettore zum Vizekonsul. «Sie werden jemand brauchen, der sie beschützt.»
    «Vielleicht wird die amerikanische Armee hier sein, um sie zu beschützen», sagte der Vizekonsul. «Wollen Sie noch was trinken, Simmons? Wollen Sie was, Saunders?»
    «Schön», sagte Saunders.
    «Ich höre, Sie sollen die silberne Medaille bekommen», sagte Ettore zu mir. «Was wird auf der Verleihungsurkunde stehen?»
    «Ich weiß nicht. Ich weiß gar nicht, daß ich sie bekomme.»
    «Sie

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