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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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schlafe bei der Königin», sagte Bonello. Er blickte mich an, um zu sehen, wie ich den Scherz aufnahm.
    «Du schläfst mit Scheiße», sagte Piani schläfrig.
    «Das ist Majestätsbele idigung, Tenente», sagte Bonello. «Ist das nicht Majestätsbeleidigung?»
    «Halt's Maul», sagte ich. «Ihr werdet zu komisch mit einem bißchen Wein.» Draußen regnete es schwer. Ich sah auf meine Uhr. Es war halb zehn.
    «Es ist Zeit zum Fahren», sagte ich und stand auf.
    «Mit wem fahren Sie, Tenente?» fragte Bonello.
    «Mit Aymo. Dann kommst du, dann Piani. Wir nehmen die Straße nach Cormons.»
    «Ich hab Angst, daß ich einschlafen werde», sagte Piani.
    «Gut, also fahr ich mit dir. Dann Bonello, dann Aymo.»
    «Das ist das Beste», sagte Piani. «Weil ich so schläfrig bin.»
    «Ich werde fahren und du schläfst eine Weile.»
    «Nein, ich kann ganz gut fahren, solange ich weiß, daß jemand neben mir sitzt und mich aufweckt, wenn ich einschlafe.»
    «Ich werde dich wecken. Mach's Licht aus, Barto.»
    «Kannst es genausogut anlassen», sagte Bonello. «Für diesen Ort haben wir keine Verwendung mehr.»
    «Ich habe einen kleinen Koffer in meinem Zimmer», sagte ich. «Willst du mir helfen, ihn runterholen, Piani?»
    «Wir holen ihn», sagte Piani. «Los, Aldo.» Er ging mit Bonello über den Vorplatz. Ich hörte sie hinaufgehen.
    «Das hier war ein feiner Ort», sagte Bartolomeo Aymo. Er steckte zwei Flaschen Wein und einen halben Käse in seinen Brotbeutel. «So einen Ort wie diesen finden wir nicht wieder. Wohin geht der Rückzug, Tenente?»
    «Über den Tagliamento, sagt man. Das Lazarett und das Ortskommando kommen nach Pordenone.»
    «Hier ist es besser als in Pordenone.»
    «Ich kenne Pordenone nicht», sagte ich. «Ich bin nur mal durchgekommen.»
    «Ist nicht viel von 'ner Stadt», sagte Aymo. 

04
    Als wir in Regen und Dunkelheit durch die Stadt hinausfuhren, war wie leer bis auf Truppen und Geschütze, die durch die Hauptstraße kamen. Viele Lastautos und einige Pferdewagen passierten Nebenstraßen und stießen dann wieder auf der Chaussee dazu. Nachdem wir die Gerbereien hinter uns hatten und uns auf der Chaussee befanden, bildeten die Truppen, die Lastautos, die von Pferden gezogenen Wagen und die Kanonen eine breite, sich langsam fortbewegende Kolonne. Wir kamen langsam, aber stetig im Regen vorwärts; die Kühlerhaube unseres Wagens stieß beinah an die Rückwand eines Lastautos, das hoch beladen war und dessen Ladung nasse Planen bedeckten. Dann hielt das Lastauto. Die ganze Kolonne hielt. Es fuhr wieder an, und wir fuhren ein bißche n weiter, dann hielten wir wieder. Ich stieg aus und ging vor, ging zwischen Lastautos und Wagen und unter den nassen Hälsen der Pferde durch. Die Stockung war weiter vorn. Ich verließ die Straße, überquerte den Graben auf einem Brett und ging jenseits des Grabens das Feld entlang. Ich konnte die steckengebliebene Kolonne zwischen den Bäumen im Regen sehen, als ich vorwärts quer über das Feld ging. Ich ging ungefähr anderthalb Kilometer. Die Kolonne bewegte sich nicht, obschon ich auf der anderen Seite der steckengebliebenen Fahrzeuge Truppen sah. Ich ging zu den Autos zurück. Diese Stockung konnte sich bis Udine ausdehnen. Piani war über dem Steuerrad eingeschlafen. Ich kletterte zu ihm hinauf und schlief auch ein. Mehrere Stunden später hörte ich den Lastwagen vor uns im Getriebe knirschen. Ich weckte Piani, und wir fuhren ein paar Meter weiter und hielten wieder und fuhren dann wieder. Es regnete immer noch.
    Nachts steckte die Kolonne wieder fest und es ging nicht weiter. Ich stieg ab, um mich nach Aymo und Bonello umzusehen. Bonello hatte zwei Pionier-Unteroffiziere neben sich auf dem Sitz seines Wagens. Sie nahmen Haltung an, als ich herankam.
    «Man hatte sie an einer Brücke zurückgelassen, um da was zu machen», sagte Bonello. «Sie können ihren Truppenteil nicht finden, und da hab ich sie mitfahren lassen.»
    «Mit Signor Tenentes Erlaubnis.»
    «Mit Erlaubnis», sagte ich.
    «Der Leutnant ist Amerikaner», sagte Bonello, «der läßt jeden mitfahren.»
    Einer der Unteroffiziere lächelte. Der andere fragte Bonello, ob ich ein Italiener aus Süd- oder Nordamerika sei?
    «Er ist kein Italiener. Er ist ein englischer Nordamerikaner.»
    Die Unteroffiziere waren höflich, aber glaubten es nicht. Ich verließ sie und ging zu Aymo. Er hatte zwei Mädchen auf dem Sitz neben sich und lehnte in seiner Ecke und rauchte.
    «Barto, Barto», sagte ich. Er

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