In einem anderen Land
lachte.
«Sprechen Sie mit ihnen, Tenente», sagte er. «Ich kann sie nicht verstehen. He!» Er legte seine Hand auf den Oberschenkel des einen Mädchens und drückte ihn auf freundschaftliche Art und Weise. Das Mädchen zog ihren Schal fest um sich und stieß seine Hand weg. «He», sagte er. «Sagt dem Tenente, wie ihr heißt und was ihr hier tut.»
Das Mädchen sah mich zornig an. Das andere Mädchen hielt die Augen gesenkt. Das Mädchen, das mich ansah, sagte etwas in einem Dialekt, von dem ich kein Wort verstand. Sie war plump und dunkel und sah wie sechzehn aus.
«Sorella?» fragte ich und zeigte auf das andere Mädchen.
Sie nickte mit dem Kopf und lächelte.
«Na gut», sagte ich und streichelte ihr Knie. Ich fühlte, wie sie zusammenzuckte, als ich sie berührte. Die Schwester sah nicht auf. Sie war vielleicht ein Jahr jünger. Aymo legte seine Hand auf den Oberschenkel des älteren Mädchens, und sie stieß ihn weg. Er lachte.
«Guter Mann», er zeigte auf sich. «Guter Mann», er zeigte auf mich. «Nur keine Bange.» Das Mädchen sah ihn zornig an. Die beiden waren wie ein Paar wilder Vögel.
«Warum fährt sie denn mit mir, wenn sie mich nicht mag?» fragte Aymo. «Sie sind sofort in den Wagen geklettert, als ich ihnen zuwinkte.» Er wandte sich an das Mädchen. «Nur keine Bange», sagte er. «Keine Furcht vor-» Er benutzte den ordinären Ausdruck. «Kein Ort, um zu-» Ich sah, daß sie das Wort verstand, und das war alles. Ihre Augen sahen ihn verängstigt an. Sie zog den Schal fest um sich. «Wagen ganz voll», sagte Aymo. «Keine Gefahr zu - kein Platz, um zu -»
Jedesmal wenn er das Wort benutzte, zuckte das Mädchen ein bißchen zusammen. Sie saß steif da und sah ihn an und fing an zu weinen. Ich sah, wie ihre Lippen zuckten, und dann liefen Tränen über ihre plumpen Backen. Ihre Schwester nahm ohne aufzusehen ihre Hand, und so saßen sie da nebeneinander. Die Ältere, die so zornig gewesen war, begann zu schluchzen.
«Ich glaube, ich hab ihr Angst gemacht», sagte Aymo, «ich wollte ihr keine Angs t machen.»
Bartolomeo nahm seinen Brotbeutel heraus und schnitt zwei Stück Käse ab. «Hier», sagte er, «laß die Weinerei.»
Das ältere Mädchen schüttelte den Kopf und weinte weiter, aber die Jüngere nahm den Käse und begann zu essen. Nach einer Weile gab die Jüngere der Älteren das zweite Stück Käse, und dann aßen sie alle beide. Die ältere Schwester schluchzte noch ein bißchen.
«Sie wird sich schon nach und nach beruhigen», sagte Aymo.
Ihm kam eine Idee. «Jungfrau?» fragte er das Mädchen, das neben ihm saß. Sie nickte heftig mit dem Kopf. «Auch Jungfrau?» Er zeigte auf ihre Schwester. Beide Mädchen nickten mit dem Kopf, und die Ältere sagte etwas im Dialekt.
«Is ja gut», sagte Bartolomeo. «Is ja gut.»
Beide Mädchen schienen getröstet.
Ich ließ sie bei Aymo zurück, der sich in seine Ecke lehnte, und ging wieder zu Pianis Wagen. Die Kolonne von Fahrzeugen bewegte sich nicht, aber unaufhörlich marschierten Truppen vorbei. Es regnete immer noch heftig, und ich dachte, daß manche Stockungen in der Kolonne vielleicht von Wagen mit nassen elektrischen Kabeln herrühren mochten. Noch wahrscheinlicher rührten sie von Soldaten oder Pferden her, die eingeschlafen waren. Aber es gab ja selbst in Städten, wo alles wach war, Verkehrsstaungen. Es war die Kombination von Auto und Pferdefahrzeugen. Sie halfen sich gegenseitig nicht. Die Bauernwagen halfen auch nicht weiter. Das waren ja zwei feine Mädchen bei Barto. Ein Rückzug war nicht der geeignete Ort für zwei Jungfrauen. Wirkliche Jungfrauen. Vielleicht sehr fromm. Wenn kein Krieg wäre, lägen wir wahrscheinlich alle jetzt im Bett. Im Bett streck ich die müden Füße. Bett und Tisch. Steif wie ein Brett im Bett. Catherine lag jetzt in einem Bett zwischen zwei Laken, eines über und eines unter sich. Auf welcher Seite schlief sie? Vielleicht schlief sie auch nicht. Vielleicht lag sie da und dachte an mich. Wehe, wehe, westlicher Wind. Na, er blies, und es war kein Sprühregen, sondern Platzregen. Es regnete die ganze Nacht. Man wußte, es goß, was es goß. Sieh nur mal hin. Jesus Maria, daß ich meine Liebste wieder im Arm hätte und in meinem Bett läge. Daß meine liebste Catherine, daß meine süße, liebste Catherine herabregnete. Blas sie wieder in meine Arme. Na, wir saßen schön drin. Alle waren wir darin gefangen, und kein Sprühregen konnte da abkühlen. «Gute Nacht, Catherine», sagte ich
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